An Rhein und Ruhr. VRR-Stammkunden können ihr Ticket pausieren lassen. Doch Geld zurück gibt es kaum - Grund sind Abrechnungsmodalitäten. Kritik von Pro Bahn.
Es klang wie ein großzügiges Versprechen: Für die Zeit des Lockdowns können VRR-Stammkunden ihr Ticket-Abo pausieren lassen, erklärte der VRR. Nun stellt sich heraus: Es gibt für die Zeit des Lockdowns kaum Geld zurück. Grund sind die Abrechnungsmodalitäten für die Erstattung von Monatstickets bei den einzelnen Verkehrsunternehmen.
Gerechnet wird nämlich streng nach Kalendermonaten, nicht nach Tagen oder Wochen. So bekommt ein Stammkunde in den Großstädten an Rhein und Ruhr vielerorts gerade mal zwölf Prozent seiner Kosten erstattet, wenn er sein Ticket für die komplette Phase des Lockdowns vom 16. März bis zum 19. April hatte ruhen lassen.
Pro Bahn: "Das ist in dieser Form nicht akzeptabel."
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert daher die vom VRR beschlossenen Rückerstattungsregeln: „Das ist nicht im Interesse der Fahrgäste und in dieser Form nicht akzeptabel.“ Grund für die mickrigen Erstattungsbeiträge: Pro „Nutzungstag“ in jedem Kalendermonat rechnet der VRR sechs Prozent des Fahrpreises an. Fast doppelt so viel wie es einem Kalendertag im Monat entspricht. Die Folge: Bei weniger als 13 „Pausentagen“ pro Monat rechnet sich eine Erstattung schon mal gar nicht.
„Es wäre nur fair, wenn der VRR wenigstens einen kompletten Monatsbeitrag erstattet, wenn jemand vier oder fünf Wochen pausiert“, so ProBahn-Pressesprecher Detlef Neuß. Er verwies auf die ungleich großzügigeren Erstattungsregeln der Deutschen Bahn, zumindest im Fernverkehr. „Dort bekommt man bei Rückgabe der Tickets derzeit den kompletten Betrag erstattet.“ Bei zeitlich befristeten Abos fordert ProBahn: Der Corona-Zeitraum soll unentgeltlich als „Gratisverländerung“ angehängt werden. Zudem werde man in den VRR-Gremien auf eine taggenaue Abrechung drängen.
Von 155 Euro gibt es mancherorts nicht einmal 20 Euro zurück
Rechenbeispiel: Ein Ticket 2000 in der Großstadt kostet im Abo 77,83 Euro pro Monat. Bei 15 „Nutzungstagen“ im März (vor dem Lockdown) und elf im April (nach dem kompletten Lockdown ab dem 20.) werden also 26 Nutzungstage zu je 4,67 Euro berechnet (sechs Prozent des Monatspreises). Das sind 121,42 Euro, die von den gezahlten 155,66 Euro für zwei Ticketmonate abgezogen werden. Die Folge: Die Rückerstattung schrumpft auf mickrige 24,24 Euro, die zudem nicht etwa ausgezahlt, sondern mit dem auf die „Abopause“ folgenden Monat verrechnet werden.
„Leider sind da fast alle Verkehrsverbünde ähnlich knauserig“, kritisiert Neuß. „Und dass, obwohl die Unternehmen das Leistungsangebot deutlich reduziert haben – bis hin zum Stundentakt auf wichtigen S-Bahnlinien.“ Seine Vermutung: Die Unternehmen haben Corona auch genutzt, um auf diesem Wege die Berge von Überstunden abzubauen, für die sie Rücklagen bilden mussten.
Bisher haben nur wenige Abonnenten die Pausen-Option gewählt
Einige Verkehrsunternehmen wie die Ruhrbahn ziehen davon allerdings noch fünf Euro Bearbeitungsgebühr ab. Macht dann bei der Ruhrbahn bei Kosten von 155,66 Euro eine Erstattung von gerade mal 19,24 Euro – obwohl das Ticket länger als einen Monat nicht genutzt wurde.
Bisher hält sich die Zahl der Menschen, die sich für eine „Abopause“ entschieden und diese beantragt haben, daher auch in Grenzen. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft geht von etwa einem Zehntel ihrer 40.000 Abonennten aus, bei der Ruhrbahn zählt man gerade mal gut 1800 „Pausierende“ in Essen und Mülheim.
Bei der Niag, die vor allem die Kreise Kleve und Wesel bedient, zählt man rund 300 Pausierende, was etwa fünf Prozent der Stammkunden wären, in Oberhausen sind es 423. Deutlich mehr sind es bemerkenswerterweise bei der Rheinbahn: Ein Viertel der Großkunden des Düsseldorfer Unternehmens pausiert beim Firmenticket, bei den "privaten" Tickets seien es jedoch deutlich weniger.