Zaandam. Blaubeeren aus dem Sortiment von Albert Heijn lösen Hepatitis A aus. Die bekannte Supermarktkette startet Rückruf – und erntet Kritik.
In einem Bürokomplex nördlich von Amsterdam tüfteln PR-Strategen, wie sie den Imageschaden begrenzen können. Krisenstimmung in der Zentrale der bekannten Supermarktkette Albert Heijn in Zaandam: Mindestens zwölf Menschen sind an Hepatitis A erkrankt, nachdem sie in einer der Filialen eingekauft haben. Die Gesundheitsbehörde RIVM rechnet mit einer wesentlich größeren Dunkelziffer. Hunderte Menschen könnten sich demnach bereits angesteckt haben. Der Lebensmittelhändler sieht unruhigen Zeiten entgegen. Denn Schuld sind tiefgefrorene Blaubeeren aus dem Albert-Heijn-Sortiment.
Nach Bekanntwerden der Krankheitswelle haben sie in der 80.000-Einwohner-Stadt Zaandam reagiert und sich zu einem groß angelegten Rückruf entschlossen. Es geht um tiefgefrorene Blaubeeren in 1-Kilogramm-Beuteln mit Mindesthaltbarkeitsdatum 14. April 2026 und früher. Albert Heijn fordert seine Kunden auf, die Früchte nicht zu verzehren, sondern sie in einer der knapp 1000 niederländischen Filialen zurückzugeben.
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Hepatitis-A-Gefahr durch tiefgefrorene Blaubeeren aus Polen
Die Kette betont, dass nur tiefgefrorene Beeren in Kiloverpackungen krank machen können. Andere Blaubeerprodukte – kleinere Packungen etwa oder Beerenmischungen – seien unverdächtig, da Albert Heijn sie von anderen Lieferanten beziehe. Die Beeren aus dem 1-Kilogramm-Beutel stammen den Angaben nach aus Polen, dem nach Spanien größten Produzenten Europas. Laut RIVM ist wahrscheinlich schlechte Hygiene beim Pflücken für die Hepatitis-A-Kontamination verantwortlich. Der Verdacht richtet sich insbesondere gegen einen Erntehelfer, der „seine Hände nach dem Toilettengang nicht richtig gewaschen“ habe, so ein RIVM-Sprecher.

Erste Infektionen wurden Ende November gemeldet. Die in Utrecht ansässige Behörde für die Sicherheit von Lebensmitteln und Konsumgütern (NVWA) hat das Virus nachgewiesen. Hepatitis A ist eine Entzündung der Leber. „Die Übertragung erfolgt fäkal-oral durch Kontakt- oder Schmierinfektion“, teilt das Robert Koch Institut mit. Das RIVM registriert durchschnittlich 150 bis 200 Hepatitis-A-Fälle in den Niederlanden pro Jahr. Die meldepflichtige Infektionskrankheit führt in vielen Fällen zu lediglich milden Symptomen, dazu gehören Müdigkeit, leichtes Fieber, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit sowie eine gelbliche Hautfarbe. Insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann sie jedoch einen schweren Verlauf nehmen.
Die Art und Weise, wie Albert Heijn mit dem Problem umgeht, stößt auf Kritik. So riet das Unternehmen Betroffenen, bei gesundheitlichen Problemen einen Arzt aufzusuchen. Dieser Hinweis sei unzureichend, sagt Ingrid van Frankenhuyzen, Beraterin für Krisenkommunikation, zur Zeitungsgruppe „AD“. „Kunden wollen praktische Informationen: Was sind die Symptome, was soll ich tun?“ Albert Heijn habe offenbar „Angst vor Rechtsansprüchen“.