Paramaribo/Den Haag. Anhänger sahen in ihm einen Streiter für die Armen, Gegner einen Mörder. Wie Dési Bouterse die niederländische Kolonialgeschichte prägte.
Erst vor gut einem Jahr war seine Verurteilung zu 20 Jahren Gefängnis bestätigt worden, doch weil er floh, blieb Dési Bouterse die Haft erspart. Nun ist der Ex-Machthaber der ehemaligen niederländischen Kolonie Suriname nach kurzer Krankheit an einem unbekannten Ort im Alter von 79 Jahren gestorben.
Bouterses Leben habe „anhaltende Auswirkungen auf unser Land“ gehabt, „seine Bemühungen werden nicht vergessen werden“, schrieb Vizepräsident Ronnie Brunswijk (63) – Bouterses ehemaliger Leibwächter – auf Facebook.
Dési Bouterse war erst Surinames Dikator und dann gewählter Präsident
Der als charismatisch geltende Bouterse war sowohl in Suriname als auch in den Niederlanden eine höchst umstrittene Figur. Anhänger feierten ihn für seine Sozialprogramme, seinen Gegnern galt er als skrupelloser Diktator. Der als Soldat der niederländischen Armee einst in Niedersachsen stationierte Bouterse hatte sich 1980 gemeinsam mit anderen Militärs an die Macht geputscht und bis 1987 über das Land an der Nordostküste Südamerikas geherrscht. 2010 wurde er demokratisch gewählter Präsident und regierte bis 2020.
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Bereits drei Jahre vor Ende seiner Amtszeit hatte der Strafprozess gegen Bouterse begonnen: Ihm wurde zur Last gelegt, Ende 1982 15 politische Gegner, darunter Anwälte, Journalisten und ein Universitätsprofessor, in einer Festung in der Hauptstadt Paramaribo zusammengetrieben und ermordet zu haben. Der Ex-Machthaber räumte zwar eine „politische Verantwortung“ ein, beharrte jedoch darauf, bei den als „Dezembermorde“ bekannt gewordenen Verbrechen nicht anwesend gewesen zu sein. Die Niederlande, bis 1975 Kolonialmacht in Suriname, hatten als Konsequenz aus den Morden die Entwicklungshilfe für das Land ausgesetzt.
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Bouterse soll zudem in Drogenschmuggel verwickelt gewesen sein. 1999 verurteilte ein niederländisches Gericht ihn in Abwesenheit zu einer Gefängnisstrafe. Der Mann machte fortan einen großen Bogen um das Land seiner Vorfahren – und trat die Haft niemals an. Die Justiz hat sich an Dési Bouterse die Zähne ausgebissen. Bis zuletzt.