Alkmaar. Wie vor 500 Jahren wird auf dem Markt in Alkmaar der Käse geprüft, gewogen und verkauft. Die Träger haben eine besondere Geschichte.

Daan Vrees hat gute Laune. Der Marktplatz ist voll, es herrscht geschäftiges Treiben. Wie vor nunmehr fast 500 Jahren wird auf dem Marktplatz in Alkmaar Käse gehandelt. Heute ist es eine Show für Touristen, wenn jeden Freitag pünktlich um 10 Uhr die Glocke vor der historischen Waage geschlagen wird. Damals aber wurde so, wie es jetzt noch in der Stadt in Noord-Holland zelebriert wird, der Käse geprüft, gewogen – und getragen.

Daan Vrees ist stolzes Mitglied der Alkmaarer Käseträgergilde, sein Spitzname ist „The Jockey“. Die Vereinigung besteht seit 1593 und überwiegend aus Männern, sie schleppen die runden Käselaibe auf speziellen Tragen vom Marktplatz zur Waage und von dort zum Händler, der mit seinem Holzkarren schon auf die Fracht wartet.

Die Käseträger müssen kräftig sein, ein Käselaib wiegt um die zwölf Kilo, acht bis zehn schleppen sie weg. Wer sich fragt, warum die Leute verschiedenfarbige Hüte aufhaben: Der mit dem Oranje-Hut ist das Oberhaupt der Gilde, außerdem gibt es noch Hüte in Rot, Gelb, Blau, Grün und Weiß. Die Männer mit den weißen Hüten sind frisch dabei, sozusagen die Lehrlinge.

Daan „The Jockey“ Vrees ist stolzes Mitglied der Alkmaarer Käseträgergilde. 
Daan „The Jockey“ Vrees ist stolzes Mitglied der Alkmaarer Käseträgergilde.  © Heiko Buschmann / NRZ | Heiko Buschmann / NRZ

Bereits um 7 Uhr treffen sich die Käseträger an der Waage, ab 10 Uhr kommt dann ihr Einsatz, meistens laufen sie drei- bis dreieinhalb Stunden in ihrem komischen Gang über den Marktplatz. „Das machen sie, um das Gleichgewicht zu halten“, erklärt Daan „The Jockey“ Vrees.

Auftritte auch in Japan

Die Käseträger, die bei der Stadt Alkmaar angestellt sind und für ihre Tätigkeit ganz normalen Lohn beziehen, werden sogar zu Veranstaltungen in Deutschland, England und Japan eingeladen.

Alkmaar ist die Käsehauptstadt der Niederlande, das Milchprodukt ein Wahrzeichen der Stadt. „Bei archäologischen Ausgrabungen hat man entdeckt, dass hier schon in Urzeiten Käse gemacht wurde“, erzählt „Käsevater“ Willem Bost. „Früher wurde Käse nur auf Bauernhöfen gemacht, aber dann wurde die Nachfrage immer größer und der Markt in Alkmaar eröffnet.“ Dann kommt ein Käseprüfer wie heute Eric Duijff und testet die Qualität des frischen Produktes.

Eric Duijff prüft in Alkmaar den Käse auf Qualität.
Eric Duijff prüft in Alkmaar den Käse auf Qualität. © Heiko Buschmann / NRZ | Heiko Buschmann / NRZ

Alkmaar ist nah an der Nordsee, die Böden in der Region daher besonders salzhaltig. Perfekt für den Käse, der aus acht bis zehn Litern Kuhmilch pro Kilo Käse gewonnen wird. „Eine Kuh gibt etwa 25 Liter Milch pro Tag, wir haben um die 90.000 Kühe hier in der Gegend“, berichtet Eric Duijff, der einen Käselaib mit einem speziellen runden Messer aufschneidet und dann erst einmal an dem Käse riecht, die Konsistenz checkt, bevor er ihn probiert: „Lekker!“

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Etwa 100.000 Kilo Käse wurden vor 100 Jahren auf dem Markt in Alkmaar gehandelt, inzwischen sind es etwa 30.000 Kilo – die alle von den Trägern zur Waage gebracht werden. Um 1920 gab es etwa 125 Käsereien in Amsterdam und Umgebung, heute sind es die beiden Großbetriebe Lutjewinkel und Cono in Beemster, die sich den Markt aufteilen. Den Käse gibt es in Alkmaar überall zu kaufen, zahlreiche Stände bieten verschiedene Sorten – von jung bis extra alt – im historischen Zentrum der Stadt an.