Brüssel/Den Haag. Mark Rutte beginnt ein neues Leben in Brüssel. Der Ex-Ministerpräsident ist als neuer Nato-Chef eine Schlüsselfigur der Sicherheitspolitik.

Seinen Amtsantritt in Brüssel nutzte Mark Rutte, um einen Mann zu loben, der vielen europäischen Staatschefs unheimlich ist. Er sei Donald Trump verbunden, sagte der neue Nato-Generalsekretär, denn der damalige US-Präsident habe auf einem Gipfel vor sechs Jahren Druck gemacht, damit die Verbündeten ihre Verteidigungsausgaben erhöhen. So sei es gekommen, „dank ihm“, so Rutte.

Der Niederländer war voller Lob für Trumps angebliche geopolitische Weitsicht. Der Präsidentschaftskandidat habe ebenso recht, wenn er die Nato-Mitgliedsstaaten vor den Herausforderungen durch China warne. „Ich denke, dass viele von uns das verstanden haben.“ Rutte macht nun Weltpolitik.

Mark Rutte, der „Trump-Flüsterer“

Der 57-Jährige kann mit schwierigen Charakteren umgehen. In Trumps Fall besteht seine Strategie darin, der dem New Yorker Populisten nachgesagte Eitelkeit durch demonstrativ freundliche Worte zu schmeicheln. Der Rechtsliberale gilt seit einem Treffen 2019 als „Trump-Flüsterer“. Der Republikaner hatte damals gesagt, er und Rutte seien Freunde geworden. Die Beziehungen zwischen den Niederlanden und den USA seien so gut wie nie zuvor.

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Der studierte Historiker ist seit dieser Woche auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Doch der Spitzenjob wird dem langjährigen niederländischen Ministerpräsidenten viel abverlangen. Ukraine, Russland, die anstehenden US-Wahlen: Der Neue stehe vor großen Herausforderungen, kommentiert die Zeitung „de Volkskrant“ – und zwar ab sofort. „Es bleibt keine Zeit, sich einzuarbeiten.“

Mark Rutte fuhr bislang mit dem Fahrrad ins Büro

Rutte gilt als charmanter, bescheidener Mann ohne Affären. „Ich bin einfach noch nicht der Richtigen begegnet“, sagte er einmal im niederländischen Fernsehen. Für ihn bedeutet das Umzug nach Brüssel auch einen privaten Neuanfang. Der frühere Manager lebte bislang als Junggeselle in einer gewöhnlichen Etagenwohnung in Den Haag, fuhr dort oft mit dem Fahrrad ins Büro.

Mit so viel Privatsphäre darf er fortan nicht mehr rechnen: Der Nato-Chef arbeitet meist in der Hochsicherheitszone des ohnehin streng gesicherten Hauptquartiers, seine Dienstvilla befindet sich in einer hermetisch abgeriegelten Wohnanlage am Rand des Brüsseler Zentrums.

Rutte, die neue Schlüsselfigur der Sicherheitspolitik, nimmt es gerne in Kauf. Er ist jetzt ganz oben.