Zwolle. Die Künstlerin Marianne von Werefkin galt als „russischer Reembrandt“. Ihre Werke sind ab dem 5. Oktober in Zwolle zu sehen.
Vom 5. Oktober 2024 bis 16. März 2025 zeigt das Museum de Fundatie in Zwolle eine umfangreiche Retrospektive der expressionistischen Künstlerin Marianne von Werefkin. Die Ausstellung bietet erstmals in den Niederlanden einen umfassenden Überblick über ihr farbenreiches Werk sowie Werke ihrer Zeitgenossen und richtet sich auch an deutsche Besucher.
Marianne von Werefkin: Künstlerin und Impulsgeberin
Werefkin, aufgrund ihres Frühwerks als „russischer Rembrandt“ bezeichnet, spielte eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Expressionismus in Deutschland. Als Mitglied der „Blauen Reiter“ beeinflusste sie Künstler wie Wassily Kandinsky, Franz Marc und Alexej von Jawlensky. Trotz dieser Bedeutung ist sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen weit weniger bekannt. Ihr Einfluss zeigt sich sowohl in ihrem Gedankengut als auch in der Entwicklung eines neuen Stils, der durch die französischen Nabis und Fauves geprägt war.
Werefkin erhielt ihre Ausbildung in Russland, bevor sie 1896 nach München zog. Dort unterbrach sie ihre Malerei für fast zehn Jahre, um ihren Lebensgefährten Alexej Jawlensky zu unterstützen und ihre eigene Kunst weiterzuentwickeln. Ihr Haus in der Giselastraße wurde zum Mittelpunkt der Modernisten in München. Künstler, Musiker und Literaten fanden dort Inspiration und Austausch.
Der neue Stil und der Blaue Reiter
Ab 1906 entwickelte Werefkin ihren unverwechselbaren expressionistischen Stil. Inspiriert von Künstlern wie Gauguin und Munch sowie längeren Aufenthalten in Paris experimentierte sie mit kräftigen Farben und abstrakten Formen. Während Aufenthalten in Murnau am Staffelsee brachte sie Jawlensky, Kandinsky und Gabriele Münter diesen neuen Stil näher, der später Weltruhm erlangte.
Das Ende und ein Neuanfang
Der Erste Weltkrieg zwang Werefkin als russische Staatsbürgerin zur Flucht in die Schweiz. Durch den Krieg und die russische Revolution verlor sie ihre finanzielle Sicherheit und ihre Nationalität. Ab 1918 bis an ihr Lebensende lebte sie in Ascona im Tessin, wo sie sich wiederum im Mittelpunkt künstlerischer Kreise befand und ihre Sicht auf das dortige Leben und die Landschaft malte. Dort gründete sie die internationale Künstlergruppe „Der Große Bär“ und 1922 das Museo Comunale d‘Arte Moderna.
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Die Ausstellung in Zwolle: Museum de Fundatie in Zwolle präsentiert in der neuen Ausstellung eine große Auswahl von Werefkins Werken, hauptsächlich Leihgaben des Museo Comunale d‘Arte Moderna / Fondazione Marianne Werefkin in Ascona, ergänzt durch Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Drei Hauptwerke Werefkins werden nach der Eröffnung noch hinzukommen, da eine parallele Ausstellung in der Tate Modern London endet.
Thematisch und chronologisch gegliedert, beleuchtet die Ausstellung auch das Münchener Nachtleben, Werefkins Reisen und ihre Beschäftigung mit sozialen Themen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Beatrice von Bormann (Direktorin des Museums de Fundatie und Kuratorin der Ausstellung), Mara Folini (Direktorin des Museo Comunale d‘Arte Moderna in Ascona) Leiko Ikemura (Künstlerin), Roman Zieglgänsberger (Kustos Museum Wiesbaden).
Über das Museum de Fundatie: Das Museum de Fundatie gehört zu den bedeutendsten Museen im Osten der Niederlande. Es zeigt Künstler*innen unterschiedlicher Disziplinen und Hintergründe. Das Programm des Museums ist international, gleichzeitig in der Provinz Overijssel fest verwurzelt. Wechselausstellungen und Präsentationen aus der Sammlung sind an zwei Standorten zu sehen: Museum de Fundatie in Zwolle und Kasteel het Nijenhuis mit Skulpturengarten in Heino/Wijhe. Weitere Informationen sind hier zu finden.