Amsterdam. Vor 400 Jahren war Amsterdam die Hauptstadt der Welt. Das Grachtenmuseum erzählt die Geschichte vom unfassbaren Reichtum.

Die Herengracht gehört zu den prächtigsten Straßen in Amsterdam. Einige der reichsten Familien der Stadt haben sich hier, an der innersten der drei zum Amsterdamer Grachtengürtel gehörenden Wasserstraße, im 17. Jahrhundert niedergelassen. In zwei Bauabschnitten wurde die Herengracht um 1613 und 1664 angelegt, 2,4 Kilometer lang reiht sich ein schöneres Haus ans andere. In einem dieser früheren Handelshäuser ist die Geschichte, wie Amsterdam zu dieser Blüte wuchs, in einer sehr sehenswerten Ausstellung zu erfahren: im Grachtenmuseum.

An der Hausnummer 386 hat ab dem 17. Jahrhundert die feine Gesellschaft residiert, wichtige Handelsleute und Bankiers gaben sich hier die Klinke in die Hand. Der reiche Kaufmann Karel Gerard gab 1663 dem renommierten Architekten Philips Vingboons den Auftrag, das Gebäude nach seinen Vorstellungen zu entwerfen.

400 Jahre ist es her, als die Stadtplaner Amsterdam massiv erweiterten – der Grachtengürtel wurde gebaut. 
400 Jahre ist es her, als die Stadtplaner Amsterdam massiv erweiterten – der Grachtengürtel wurde gebaut.  © Cris Toala Olivares | Cris Toala Olivares

Stadtgrenzen wurden zu eng

Seit 2011 können Besucherinnen und Besucher Het Grachtenhuis bewundern, per Audiotour (auch in Deutsch) geht es durch die großzügigen Räume. Während im Erdgeschoss die früheren Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses in teils üppigen Gemälden von den Wänden schauen, wird es in der ersten Etage multimedial. Auf einem großen ovalen Holztisch, an dem vor vier Jahrhunderten die wichtigsten Leute der Stadt – der Bürgermeister, die einflussreichsten Kaufleute und die besten Architekten – zusammen saßen, zeigt eine Videoinstallation, wie Amsterdam zur Hauptstadt der Welt wurde.

Handelshaus im Miniaturformat

„Wir brauchen einen Plan“, sagte Cornelis de Graeff, Amsterdams damaliges Stadtoberhaupt. Nach dem starken Zuzug von Menschen, die weiter vor den heranstürmenden Truppe zum Beispiel in Antwerpen nach Norden flohen und im schon damals weltoffenen Amsterdam ein neues Zuhause suchten, und dem Beginn des Handels mit Waren aus aller Welt musste für die engen Amsterdamer Stadtgrenzen eine Lösung her. Wasser war zu der Zeit nicht nur der Weg nach Asien, wohin die Schiffe des Vereinigten Ostindien-Kompanie segelten, sondern eben auch der wichtigste Transportweg innerhalb einer Stadt. So wurde der Grachtengürtel gebaut, inzwischen UNESCO-Welterbe – und im Museum an der Herengracht auch in Miniaturformat zu bewundern.

Het Grachtenhuis, Herengracht 386. Weitere Infos, Öffnungszeiten und Tickets hier (Niederländisch und Englisch).