An Rhein und Ruhr. Wir haben unsere Leserinnen und Leser im NRZ-Rollencheck gefragt: Wer geht in Elternzeit? Das Ergebnis widerspricht dem Bundesschnitt.
Jedes Paar, das eine Familie gründet, hat sich die Frage wohl mindestens einmal gestellt: Wer geht in Elternzeit? Die Umfrage des NRZ-Rollenchecks zeigt, dass fast ein Drittel von 885 befragten Leserinnen und Lesern zu gleichen Teilen in Elternzeit waren oder sind. Laut statistischem Bundesamt nehmen aber Frauen deutlich häufiger Elternzeit als Männer. Im Jahr 2019 waren fast ein Viertel aller Frauen, deren jüngstes Kind unter sechs Jahren ist, in Elternzeit. Unter den Männern traf dies nur auf 1,6 Prozent zu. Lohnlücken spielen dabei ebenso eine Rolle, wie traditionelle Rollenbilder, sagt Tanja Brückel, Geschäftsführerin beim Landesverband der Mütterzentren in NRW. „Allzu oft wird Elternschaft noch mit Mutterschaft gleichgesetzt.“
Einen weiterer Grund nennt Annette von Alemann, Soziologin an der Universität Duisburg-Essen: „In vielen Paaren ist der wichtigste Grund für die Entscheidung, dass die Frau weniger verdient und der Einkommensverlust durch die Elternzeit dann geringer ist.“ Und: In einigen Unternehmen werde es Männern immer noch schwer gemacht, Elternzeit zu nehmen. „Dann heißt es: ,Wenn du bei diesem und jenem Projekt dabei sein willst, dann ist der Zeitpunkt gerade ungünstig‘ oder eben ,ich wollte dich doch zu meinem Nachfolger machen, das kann ich aber nicht, wenn du jetzt eine Zeit lang weg bist‘“, berichtet die Soziologin der Universität Duisburg-Essen.
Landesverband der Mütterzentren in NRW fordert finanzielle Unterstützung gefordert
Der Landesverband der Mütterzentren fordert deswegen eine breitere Anerkennung, Hilfe und stärkere finanzielle Unterstützung. Das wünschen sich auch viele Menschen in den Niederlanden, denn: Elterngeld wie in Deutschland gibt es im Nachbarland nicht. Bislang haben die Menschen dort allein ein paar bezahlte Wochen Mutterschafts- beziehungsweise Partnerschaftsurlaub im Anschluss an die Geburt. Ein gesetzlicher Anspruch auf 26 Wochen Elternzeit besteht zwar auch – allerdings unvergütet, wenn der Arbeitsvertrag nichts anderes vorsieht. Dass soll sich in diesem Jahr ändern. Ab August haben Eltern Anspruch darauf, dass die ersten neun der 26 Wochen Elternzeit von der niederländischen Arbeitsagentur vergütet werden. Die Höhe der Leistung entspricht 50 Prozent des Gehalts. Die Parteien, die das Gesetz auf den Weg brachten, wollten Medienberichten zufolge die Gleichstellung von Männern und Frauen fördern.
Durch das Gesetz soll verhindert werden, dass weiterhin vor allem Frauen sich für die Elternzeit entscheiden. Da sie auch in den Niederlanden im Schnitt weniger verdienen als Männer, sei der Ausfall ihres Gehaltes meist besser zu verkraften gewesen. Ob das neue Gesetz für eine bessere Verteilung der Elternzeit sorgen wird, ist abzuwarten. Im Nachbarland arbeiten laut Angaben des Statistikinstitutes CBS noch immer mehr Frauen als Männer in Teilzeit. (nm/mh)