Dessau-Roßlau. Wirklich nachhaltig sind Putzmittel selten – in ihnen stecken aggressive Stoffe, sonst würden sie kaum reinigen. Was Verbraucher wissen sollten.

Wie viele verschiedene Reiniger haben Sie im Schrank? Die meisten von uns dürften ein paar Spezialreiniger angesammelt haben, teils sehr aggressive Mittel. Die Werbung verspricht nämlich, dass das Saubermachen damit fast mühefrei geht. Doch oft sind diese Mittel deswegen nicht gut für die Umwelt.

Und wir ahnen das nicht mal. Das Problem ist, dass die meisten Menschen glauben, dass da nichts passieren kann – sonst hätte der Gesetzgeber doch schon alles Mögliche verboten. „Das ist aber mitnichten so“, sagt Marcus Gast, Experte für Reinigungsmittel beim Umweltbundesamt. Aber spült man chemische Stoffe, die nicht biologisch abbaubar sind, beim Putzen in den Abfluss, können sie Fischen, Muscheln oder Krebstieren schaden. Und die Kläranlagen können nicht alle Stoffe abbauen.

Hintergrund: Greenwashing – So tricksen Hersteller bei Verpackungen

Außerdem sind viele dieser Substanzen schädlich oder bedenklich für unsere Gesundheit. Beispiele sind Konservierungsstoffe, deren Namen auf -iazolinone enden. Auch Duftstoffe bauen sich nur schlecht ab und sie können Allergien verursachen. Daher sollte man unter anderem auf WC-Duftsteine verzichten.

BUND: Welche Inhaltsstoffe Sie meiden sollten

Luise Körner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) rät auch, Putzmittel mit Inhaltsstoffen, die auf „-eth“ enden sowie als PEG bezeichnet werden, zu meiden. Diese bestehen aus nicht nachwachsendem Erdöl und seien gefährlich für die Umwelt.

Die lange Aufzählung zeigt: Es ist nicht so einfach, beim Einkauf mit einem schnellen Blick ins Regal zu erkennen, von welchen Putzmitteln man der Umwelt zuliebe besser die Finger lassen sollte. „Die komplette Zusammensetzung des Produkts erkennen Sie nicht immer anhand der Verpackung“, sagt Gast. „Aber selbst wenn das der Fall sein sollte, müsste man ein halb ausgebildeter Chemiker sein, um zu wissen, ob alle Inhaltsstoffe in der Kläranlage abgebaut werden oder nicht.“

Verbraucher sind jedoch nicht machtlos. Dazu raten die Experten:

Tipp 1: Auf Labels achten

Das Umweltzeichen Blauer Engel.
Das Umweltzeichen Blauer Engel. © Umweltbundesamt

Labels sind gute Anhaltspunkte, dass weniger bedenkliche Stoffe in den damit ausgezeichneten Reinigungsmitteln enthalten sind. Zum Beispiel Produkte mit dem „Blauen Engel“ oder dem EU-Umweltzeichen „Euroblume“ wurden von einer unabhängigen Stelle geprüft.

Aber man muss wissen: Putzmittel mit den Siegeln können zwar tendenziell umweltfreundlicher sein als andere. Allerdings müssen sie nicht völlig frei von vielleicht bedenklichen Stoffen sein, da beispielsweise noch Konservierungsstoffe enthalten sein können. Auch Margret Harlinghausen, Mitglied des DHB-Netzwerks Haushalt in Hessen sagt: „Der blaue Engel ist ein gutes Kaufkriterium, aber er sagt nicht aus, dass das Putzmittel völlig frei von Giftstoffen ist.“

Tipp 2: Bezeichnungen kritisch hinterfragen

Man sollte sich nicht von soll allgemeinen Bezeichnungen wie „Bio-Reiniger“ täuschen lassen. Das hört sich zwar erst mal gut an. Doch was ist mit „bio“ eigentlich gemeint? Ist das Putzmittel biologisch abbaubar oder bezieht sich „bio“ nur auf die Verpackung?

„Es gibt keine amtliche Definition für Bio-Reiniger“, sagt Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. „Man muss immer schauen, was der jeweilige Hersteller darunter versteht.“ Oft findet sich diese Info im Kleingedruckten, manchmal muss man auch online die Produktseiten der Hersteller lesen.

Tipp 3: Nachwachsende Rohstoffe aus nachhaltigem Anbau

Wer beim auf von Putzmitteln grundsätzlich auf Nachhaltigkeit achten möchte, der sollte nicht nur auf nachwachsende Rohstoffe achten. Sondern sie sollten auch nachhaltig angebaut werden. Das gilt etwa für Palmöl. Denn für die zunehmende Zahl von Ölpalmen-Plantagen werden Regenwälder zerstört.

Tipp 4: Putzmittel-Tabs zum Auflösen zu Hause

Zitronensäure ist eine umweltschonende Alternative.
Zitronensäure ist eine umweltschonende Alternative. © dpa

Noch recht neu auf dem Markt sind Putzmittel-Tabs oder -pillen, die man erst zu Hause in Flaschen füllt und in Wasser auflöst. „Das ist eine gute Sache“, sagt Luise Körner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Da man kleinere Verpackungen kauft, werden Ressourcen für den Transport eingespart. Außerdem wird die Verpackung wiederverwendet und laut Produktbezeichnungen enthalten die Mittel keine umweltschädlichen Konservierungsmittel.

Tipp 5: Weniger Mittel kaufen

Nachhaltigeres Putzen kann man auch auf anderem Wege angehen: Indem man mit weniger Mitteln reinigt. Luise Körner empfiehlt, „mit so wenigen Putzmitteln wie möglich zu arbeiten, sich auf einen Allzweckreiniger zu konzentrieren“. Er sollte außerdem möglichst pflanzenbasiert sein - und natürlich sparsam dosiert werden.

Zur Sparsamkeit rät auch Hauswirtschaftsmeisterin Margret Harlinghausen. Man sollte nur maximal diese fünf Mittel zu Hause haben:

  • einen milden Allzweckreiniger. Enthält er Zitronensäure, ersetzt er den Badreiniger.
  • ein Spülmittel
  • ein nicht zu grobkörniges Scheuermittel
  • Soda in Pulverform. Das ist laut Margret Harlinghausen fettlösend, alkalisch und hilft, Verkrustungen zu entfernen. Zum Beispiel im Backofen. Zudem lässt sich Soda als Abflussreiniger verwenden. Wichtig: Beim Putzen mit Soda sollte man wiederverwendbare Handschuhe tragen und das Hausmittel nicht auf einem Linoleumbelag verwenden.
  • Zitronensäure. Harlinghausen zieht die Säure Essigessenz vor, was der Alternativtipp gegen Kalk ist. Der stark konzentrierte Essig belastet die Raumluft und kann Oberflächen schädigen. (dpa)

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