Nach der Explosion einer Rakete in einem Krankenhaus im Gaza-Streifen geben sich Israelis und die Hamas gegenseitig die Schuld an vielen Toten.
Der Krieg im Nahen Osten ist durch die Explosion am Ahli-Arab-Hospital in Gaza-Stadt auf eine neue emotionale Eskalationsstufe gehoben worden. Die arabische Welt glaubt der Erzählung der Hamas, eine israelische Rakete habe das Hospital am Dienstagabend getroffen und damit Hunderte Menschen getötet. Israel exekutiert derzeit einen Völkermord an den Palästinensern, lautet der Tenor. Im Westjordanland findet man hingegen derzeit kaum einen Menschen, der den Terror der Hamas, dem am 7. Oktober über 1300 israelische Kinder, Frauen und Männer zum Opfer fielen, verurteilt. Der Massenmord wird zum legitimen Widerstandsakt gegen die israelische Besatzung deklariert.
Die mit Bildern und Videos untermauerte israelische Erklärung, eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad habe das Krankenhaus in Gaza getroffen, ist zwar plausibel, verfängt in der arabischen Welt aber nicht, schon gar nicht unter den Palästinensern, die bereits über 3000 Opfer in dem schmalen Landstrich beklagen.
Ausdruck der teuflischen Bösartigkeit der Gegenseite
Die Toten auf beiden Seiten sind für die Kriegsparteien Ausdruck der teuflischen Bösartigkeit der Gegenseite. Nicht von ungefähr hindert die Hamas Menschen im Gazastreifen daran, sich vor den israelischen Luftangriffen und der möglichen Bodenoffensive in den Süden zu flüchten. Das Ansehen der Terror-Organisation in der arabischen Welt wächst mit jedem toten Zivilisten.
Israelis und Palästinenser werfen sich wechselseitig vor, Nazis zu sein. Mehr geht nicht. Wie eine weitere Eskalation des Krieges oder eine gar eine baldige Waffenruhe erreicht werden kann, ist völlig offen. Die Zeichen stehen auf Sturm. Nicht nur im Gazastreifen. Im Norden Israels nehmen die Scharmützel zu. Im Westjordanland drängen junge Leute auf einen neuen militanten Aufstand. Diplomatische Lösungen scheinen derzeit unvorstellbar, so bitter das auch klingt.
>>>NRZ-Politikchef Jan Jessen ist zur Zeit im Nahen Osten unterwegs. Gestern traf er Menschen im Westjordanland. Seine Reportage lesen Sie demnächst bei nrz.de.