Vier Tage arbeiten, und das bei vollem Lohnausgleich - klingt nach einer Utopie. Wäre aber möglich, zumindest in einigen Branchen.
Vier Tage in der Woche arbeiten, und das bei vollem Lohnausgleich. Damit liebäugelt die IG Metall. Klingt utopisch, ist es aber eigentlich nicht. In der Branche werden derzeit 35 Stunden pro Woche gearbeitet, ein Absenken auf 32 Wochenstunden könnte also durchaus machbar sein, wenn man gleichzeitig auf die derzeit üblichen zweistelligen Tariferhöhungen verzichtet. Es wäre ein aber waghalsiges Experiment, das schlimmstenfalls die ohnehin angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Metall- und Elektrobranche gefährden könnte.
Tatsächlich könnte der technische Fortschritt die Arbeitslast für viele Menschen senken. Die sympathische Idee hinter der Viertagewoche lautet: Wer mehr Zeit für Familie und Freizeitvergnügen hat, ist während der Arbeit produktiver, konzentrierter und gewissenhafter. Ob das wirklich zutrifft oder Wunschdenken ist, ist ungewiss. Eine flächendeckende Einführung der Viertagewoche wäre eine Wette mit ungewissem Ausgang. Und: In der Industrie müssen manche Produktionsschritte rund um die Uhr laufen. Firmen müssten also gegebenenfalls zusätzliche Kräfte einstellen, die derzeit Mangelware sind.
Gleiches gilt umso mehr für andere Branchen, die bereits unter massivem Fachkräftemangel leiden und die zunächst einen erheblichen Aufwuchs an gut ausgebildetem Personal bräuchten. Eine Viertagewoche als Standard in der Pflege oder in Kindertagesstätten ist beispielsweise derzeit unvorstellbar.
Andererseits gibt es hinreichend Bürojobs, bei denen Arbeitszeit künstlich mit wenig sinnvollen und unproduktiven Tätigkeiten aufgepumpt wird. Menschen, die stundenlang in Konferenzen sitzen müssen, in denen die gleichen Sachverhalte immer und immer wieder durchgekaut werden, könnten sicherlich auch in einer Viertagewoche arbeiten, ohne dass das jeweilige Unternehmen Schaden nimmt. Die Idee einer Arbeitszeitverkürzung ist nicht generell utopisch.