Auch Tage nach dem Fund der lange Zeit unentdeckten Leichen von Mutter und Sohn in Kranenburg sind viele Menschen erschüttert.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir nahezu rund um die Uhr mit Nachrichten aus aller Welt bombardiert werden. Mit dem Smartphone sind wir immer auf Empfang. Das ist oft mehr, als ein menschliches Gehirn verarbeiten kann – ganz abgesehen von der Überforderung der Seele. Und so scrollen wir die Nachrichten von unserem Bildschirm und aus unserem Gedächtnis. Hungerkatastrophe in Äthiopien. Weg! Bürgerkrieg in Somalia. Weg! Flüchtlingselend auf Lampedusa. Weg! Aber manchmal gibt es Nachrichten, die bleiben haften, weil sie uns getroffen haben. Dann denken wir darüber nach, reden mit Freunden darüber: „Hast Du das auch gelesen ..?“

Auch interessant

So ging es mir mit der Nachricht aus dem idyllischen Kranenburg am Niederrhein. Keine große humanitäre Katastrophe, aber ein tragisches Ereignis: Ein Mann ist in seiner Wohnung gestorben und konnte seine kranke Mutter, die mit ihm zusammen lebte, nicht mehr versorgen. Und so starb auch die 91-jährige Frau. Erst Tage später wurden die beiden entdeckt.

Niemandem ist wohl ein Vorwurf zu machen

Noch weiß man nicht viel mehr über die Umstände. Niemandem ist wohl ein Vorwurf zu machen. Mutter und Sohn lebten zurückgezogen, ihre Privatsphäre wurde selbstverständlich respektiert. Und doch erschüttern Meldungen wie diese, weil man sich denkt, es hätte doch ganz anders kommen können.

Und so tut man gut daran, sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen, Kontakte in der Nachbarschaft zu knüpfen, freundlich zu den Menschen im Viertel zu sein. Wer wünschte sich nicht, dass es jemandem auffiele, wenn man sich tagelang nicht meldet.

Ich musste bei der Nachricht daran denken, wie wir einer alten Mitbewohnerin im Haus mal helfen konnten. Und das lag an der NRZ! Jeden Morgen holte sie vor uns ihre Zeitung aus dem Briefkasten, jahrein, jahraus. Einmal nicht. Da haben wir eine Freundin von ihr angerufen, die einen Schlüssel hatte. Die alte Dame lag hilflos in ihrem Bett, hatte einen Schlaganfall erlitten. Der Arzt war rechtzeitig da, um ihr zu helfen. In diesem Fall ist es gut ausgegangen.