Studien belegen: bei flexiblen Arbeitszeiten machen Männer Überstunden, Frauen kümmern sich mehr um die Familie. Das zementiert Rollenklischees.

Deutschland im Jahr 2019: Wir sind offen für Genderfragen, wissen um das dritte Geschlecht, wir leben im Zeitalter gleichberechtigter Partnerschaften. Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, sind für uns eine Selbstverständlichkeit und am Freitag feiern wir den Internationalen Frauentag. Man könnte also meinen: alles gut bei uns, oder zumindest auf einem richtig guten Weg. Und dann das: Noch immer sind es die Frauen, die maßgeblich für den Haushalt sorgen. Sagen aktuelle Studien. Ist das die Gleichberechtigung von heute, Stephan?

Dass Johanna von Koczian, mit wohltuender Ironie übrigens, „das bisschen Haushalt“ besang, ist 42 Jahre her. Heute diskutieren Mann und Frau (bei gleichgeschlechtlichen Paaren ist es gewiss nicht anders) schrill den „Mental Overload“: den Stress, den es macht, Terminkalender aller Mitglieder mit sämtlichen Fristen vom Abfallkalender bis zur Zeugnisvergabe zu managen. Das Leben ist komplizierter geworden – das Zusammenleben erst recht. Hinzu kommt: Jeder hat andere Prioritäten. Ich stehe gern am Herd, aber nie am Bügelbrett. Und ich kann nichts dafür, dass ich Wollmäuse dulde, wo andere längst feudeln, Jacqueline!

Aha, Frauen wollen also unbedingt feudeln? Nein, wollen sie nicht. Aber sie tun es. Viel zu oft. Womöglich aus voreiliger Erfüllung eines Klischees, die von ihnen vermeintlich erwartet wird: nämlich Beruf und Familienorganisation spielend unter einen Hut zu bringen. Das bisschen Haushalt also? Schafft man schon? Nein, schafft man nicht. Muss man auch nicht. Jedenfalls nicht alleine. Wir müssen für Gleichstellung und Gleichberechtigung streiten. Immer noch. Im Großen der Politik wie im Kleinen des Alltags. Und nicht stillschweigend funktionieren, Stephan.

Vermutlich ist es genau das. Wir müssen reden. Gab es früher schon. Familienkonferenz. Frühzeitig klären: Wer macht was? Sind Lasten und Chancen gerecht verteilt? Nicht nur bei Küche und Kindern. Sondern auch in der Gesellschaft. Bei den Aufstiegschancen im Job. Wenn Karriere immer noch von 120-prozentigem Engagement in jenen Lebensjahren abhängt, in denen meist auch Familiengründung stattfindet, nützt Gleichberechtigung pro forma wenig. Die Elternzeit hat schon vieles verändert. Mehr weibliche Chefs würden noch mehr verändern. Und mehr Verständnis füreinander auch. Wer heute Kindererziehung, Pflege der Eltern, den Job und sogar noch ein bisschen eigenes Leben unter einen Hut kriegt, schafft ohnehin jeden Job.