Der Konflikt zwischen Großbritannien und Russland wegen der mysteriösen Anschläge wird schärfer. Doch die Insel ist wegen des Brexit isoliert.
Was Großbritannien jetzt mehr als alles andere brauchen könnte, sind: Verbündete, die mitziehen. Russland wird die Sanktionen, die Premierministerin Theresa May am Mittwoch verkündete, achselzuckend wegstecken können, solange sie unilateral bleiben. Eine multilaterale Aktion gegenüber dem Kreml dürfte ungleich wirkungsvoller sein. Ob es dazu kommen wird, ist fraglich.
Denn das Problem ist: Großbritannien spielt auf der internationalen Bühne nicht mehr die mächtige Rolle von einst. Und es kann auf weniger instinktive Freunde zählen, die es früher hatte. Die sogenannte besondere Beziehung, die das Königreich seit dem Zweiten Weltkrieg mit den USA pflegte, litt schon unter Präsident Barack Obama.
Und Donald Trump trompetet. „America first!“
Mit Donald Trump sitzt ein Präsident im Weißen Haus, der „Amerika zuerst!“ als Parole ausgibt und erst nach längerem Zögern der britischen Premierministerin darin zustimmen wollte, dass der Kreml hinter dem Giftanschlag auf Sergei Skripal und dessen Tochter steckt.
Während die Brücke über den Atlantik nicht mehr die belastbarste ist, macht sich Großbritannien im Zuge des Brexit daran, die Brücke über den Ärmelkanal zu demontieren. Theresa May verkündete zwar auf der Sicherheitskonferenz in München, dass die britische Verpflichtung zur gemeinsamen europäischen Sicherheit weiter bestehen bleibe. Aber es ist offensichtlich, dass der Austritt aus der EU zu Beziehungen führen muss, die weniger eng sind, als sie es vorher waren.
Großbritannien braucht Freunde, aber befindet sich in einer Phase der Entfremdung. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob es tatsächlich zu einem westlichen Schulterschluss gegenüber russischer Provokation kommen kann oder ob sich die Versprechen der Solidarität, die Theresa May von Emmanuel Macron und Angela Merkel bekam, als wenig mehr als ein Lippenbekenntnis herausstellen.