Gedroht, Sanktionen eingeführt – es nutzt alles nichts. Nordkoreas gefährliche Machthaber lassen sich nicht einschüchtern. Die Gefahr wächst.

Er hat es wieder getan. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat zum sechsten Mal eine Nuklearbombe getestet. Dieses Mal unterscheidet sich die Bombe von vorigen Tests nicht nur in der Wucht. Ob es sich gar um eine noch sehr viel gefährlichere Wasserstoffbombe handelt, müssen die Militärexperten noch prüfen. Doch schon jetzt ist klar, dass der Test am Sonntag mehr als zehn Mal so stark war wie der vor einem Jahr – und damit der mit Abstand heftigste nordkoreanische Atomtest. Noch weitaus explosiver jedoch ist die politische Sprengkraft.

Beim Test vor einem Jahr regierte mit Barack Obama noch ein besonnener US-Präsident. Mit Donald Trump im Amt regiert ein Mann die USA, der sich zu einer Wortwahl hinreißen lässt, die sich von der nordkoreanischen Propaganda kaum unterscheidet. Ein Angriff werde mit „Feuer und Wut“ bekämpft, wie sie die Welt noch nicht gesehen habe, drohte Trump, sollte Diktator Kim nicht klein beigeben. Genau das wird er nicht tun. Der Nukleartest zeigt, dass er sich weder einschüchtern noch von einem anderen Staat hineinreden lässt. Warum sollte er auch – kurz vor dem Ziel der atomaren Bewaffnung?

Viele Möglichkeiten zur Eindämmung der Nordkorea-Krise hat die Weltgemeinschaft nicht mehr. Denn ein Angriff, wie Trump ihn in Erwägung zieht, hätte verheerende Folgen. Südkoreas Hauptstadt Seoul mit ihren mehr als 20 Millionen Einwohnern ist inzwischen ein globalwirtschaftliches Kraftzentrum. Auch ohne Nuklearwaffen könnte Nordkorea die Region binnen weniger Minuten in Schutt und Asche legen. Tokio liegt für Pjöngjang ebenfalls in Reichweite. Ein nordkoreanischer Angriff auf Japan hätte Konsequenzen, die überhaupt nicht mehr kalkulierbar sind.

Auch auf China ist nicht mehr zu setzen. Es hat zwar lange gedauert, bis sich die Regierung in Peking endlich dazu durchringen konnte, sich gegen den einstigen Bruderstaat und dessen Atomwaffenprogramm zu stellen. Dass Peking nun aufwacht, ist eine positive Entwicklung. Doch diese Erkenntnis kommt zu spät. China hat gar keinen Einfluss mehr auf das Regime in Pjöngjang.

Nicht einmal mit noch schärferen Sanktionen lässt sich das Kim-Regime bändigen. Ausgerechnet in Japan, dem Land, das Pjöngjang nach Südkorea als zweites Land auf der Abschussliste stehen hat, mehren sich die Stimmen, die vor noch mehr Sanktionen warnen. Das würde das Regime nur dazu verleiten, noch aggressiver aufzutreten. Als einzige Option in der derzeitigen Nordkorea-Krise bleiben Verhandlungen. Und zwar auf Augenhöhe.