Wesel/Voerde/Hünxe/Dinslaken. Junge Hunde, Lämmer und Stockbrot: Kinder aus der Kita Grünstraße aus Voerde waren auf einem Bauernhof zu Gast. Welches Konzept dahinter steckt.
Hanna – so heißt der junge Pyrenäen Berghund, der im Arm von Schäfer Maik Dünow am Donnerstagmorgen von begeisterten Kindern umringt wird. Zugegebener Maßen wirkt die Hündin ziemlich eingeschüchtert von den aufgeregten kleinen Menschen, die sich um sie scharren und sie streicheln wollen, aber im Schutz ihres Besitzers lässt sie es brav über sich ergehen.
Die dreizehn Kinder gehören zur evangelischen Kita Grünstraße aus Voerde und besuchen dort die Maxi-Gruppe. Dass sie an diesem Morgen frische Landluft schnuppern und die Tiere der Schäferei erleben können, verdanken sie einer Aktion der Landwirt aus Dinslaken, Voerde und Hünxe – die „Bauern aus der Nachbarschaft“. Sie besuchten die Kita im Dezember nicht nur mit einem Mini-Treckerkorso, sondern brachten den Kindern – in Kooperation mit dem Nikolaus – auch Tüten mit tollen Geschenken.
Aus der Kita in die Schäferei
„Der Nikolaus ist mit auf dem Trecker vorgefahren und die Kinder haben Bücher, Paula-Pudding und andere Milcherzeugnisse bekommen“, erzählt Erzieherin Birte Isselhorst. „Da war dann auch der Gutschein dabei, dass wir einmal im Rahmen des Vorschulprogramms die Schäferei besuchen können.“ Durch das Vorschulprogramm können die Kita-Kinder in verschiedenen Lebensbereiche und Berufe hineinschnuppern. „Wir besuchen mit ihnen zum Beispiel auch die Feuerwehr oder die Polizei. Auch ein Besuch im Krankenhaus gehört dazu.“ Rund um die Themen werden die Kinder dann schon in der Kita darauf jeweils vorbereitet.
„Die Naturverbundenheit, die die Kinder hier heute erleben können, ist einfach toll. Auch, dass sie beispielsweise lernen, dass die Hunde auf die Schafe aufpassen“, meint Erzieherin Nathalie Stein. „Vor allem die direkte Berührung von Tieren, die taktilen Erfahrungen sind wichtig“, bekräftigt Birte Isselhorst. „Viele Kinder leben nicht in der Nähe eines Bauernhofes und haben vielleicht noch nie ein Schaf vom Nahem gesehen und angefasst. Hier können sie Landwirtschaft mit allen Sinnen erleben.“
„Es ist wichtig, dass heutzutage gerade Kinder an Landwirtschaft, Naturschutz und die Problematik Tierhaltung herangebracht werden.“
Und das Erste, was die Kinder bei ihrer Ankunft auf dem Hof wahrnehmen, ist auch tatsächlich der Geruch. Der ist jedoch schnell vergessen, als es in den Stall geht, denn der junge Herdenschutzhund ist nicht der einzige tierische Nachwuchs, den es bei Maik Dünow zu bestaunen gibt. Aktuell ist wieder Lammzeit und im Stall des Schäfers finden sich auch zwei ganz frisch geborene Exemplare.
Naturschutz, Landwirtschaft und die Tierhaltung
„Es ist wichtig, dass heutzutage gerade Kinder an Landwirtschaft, Naturschutz und die Problematik Tierhaltung herangebracht werden“, sagt der Schäfer. „Ich glaube, es ist wichtig, dass Kinder mit diesen Themen konfrontiert werden und auch damit aufwachsen.“ Und die Begeisterung Kita-Gruppe gibt ihm recht. Ob Lämmchen, junge Hunde oder das Stockbrot, dass es im Anschluss an die Tour über den Hof gibt. Neben dem Brotteig haben die Landwirte auch für Kaffee, Getränke, Grillgut und Süßigkeiten für die Kinder gesorgt.
Die sechsjährige Mathilda fand besonders die Hunde toll. Welpe Hanna war, wie sie sagt, „kuschelig und süß“. Auch Philipp (6) war begeistert. Für ihn waren die Schafe besonders. „Weil sie lustig sind und manchmal hin und her rennen“, sagt er. Er selbst möchte später gerne mal einen Hund, obwohl ihm die ausgewachsenen Herdenschutzhunde nicht ganz geheuer waren. Nachdem er verstanden hat, dass das Bellen zu ihrer Funktion als Wächter der Schafe und Ziegen gehört, findet er sie aber doch gar nicht mehr so „doof“. Tom weiß das alles schon. „Weil es Wachhunde sind“, sagt der Fünfjährige mit Überzeugung. Charlotte ist auch erst fünf Jahre alt und war früher schon mal auf einem Bauernhof. Was ihr am meisten gefallen hat? „Die kleinen Lämmchen und der weiche Hund“.
Die Aktionen der Landwirte sind mittlerweile zu Tradition geworden. In der Vergangenheit haben die Kinder bei mittlerweile verstorbenen Metzger Frank Krechter gelernt, „wie die Wurst in die Pelle kommt“. „Danach wollten wir mit den Maxi-Kindern auch wieder auf den Bauernhof und Maik mit den Schafen passte gut, schließlich fahren die Kinder alle mit ihren Fahrrädern über den Deich und sehen die Tiere oft“, erklärt Landwirt Henning Hülser. „Uns war auch wichtig, dass einige der Eltern mitkommen, damit auch sie in Kontakt mit der Landwirtschaft kommen.“