Wesel. Die Betreiber des Lippeschlößchens in Wesel, Jutta und Ullrich Langhoff, hören zum Jahresende nach fast 40 Jahren auf. Das sind ihre Gründe.

Ein paar Tage Pause haben sich Jutta und Ullrich Langhoff gegönnt, nun öffnet das Lippeschlößchen in Wesel wieder. Doch die Tage des Restaurants sind gezählt: Ende des Jahres schließt das Ehepaar die Türen endgültig ab – nach dann fast 40 Jahren im ehemaligen Offizierskasino an der Willy-Brandt-Straße. Wesel verliert damit eine weitere Traditionsgastronomie. „Wir wollen noch etwas von unserem Ruhstand haben“, begründet Langhoff den Schritt. Er hofft aber, dass das gutgehende Restaurant neue Betreiber findet.

Das geschichtsträchtige Haus an der Lippe, das zu Napoleons Zeiten von den Offizieren des Forts Blücher genutzt und im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, steht schon seit längerer Zeit zum Verkauf. Ullrich Langhoff ist zuversichtlich, dass bis Jahresende ein neuer Besitzer gefunden wird. Es gibt Interessenten, berichtet er.

Lippeschlößchen in Wesel: Viele Familien feierten hier

Der Weseler Gastronom und seine Frau haben das Lippeschlößchen am 16. April 1986 übernommen, anfangs noch mit Kompagnon Horst Rahden. Damals hatten das Restaurant einige Jahre leer gestanden, davor war es in der Region als Tanzlokal bekannt. Nach gut einem Jahr kaufte die Gesellschaft von Gastronom Franz Langhoff das Haus. Heute ist es in Besitz von Sohn Ullrich und zwei seiner Brüder, die ebenfalls in der Gastronomie-Branche aktiv sind.

„Wir wollten damals eine gute Gastronomie machen“, erinnert sich der 68-Jährige an die Anfänge an der Willy-Brandt-Straße. Mit einer Küche, die mehr bietet als gutbürgerliches Essen. Im Laufe der Jahre haben sich Jutta und Ullrich Langhoff einen Ruf aufgebaut, der weit über Wesel hinaus geht. Selbst in den vergangenen Tagen auf der Grünen Woche sei er von Leuten aus der hiesigen Region angesprochen worden. Viele kennen das Lippeschlößchen, berichtet Langhoff.

Lippeschlößchen
Das Lippeschlößchen in Wesel wird seit fast 40 Jahren von der Jutta und Ullrich Langhoff betrieben. Das Haus steht zum Verkauf. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Hochzeiten, Kommunionen, Geburtstage, Taufen – über die Jahrzehnte haben viele Familien ihre Feiern in dem Traditionslokal ausgerichtet, das neben den 60 Plätzen im Restaurantbereich auch 100 Plätze in den Veranstaltungsräumen und 80 Plätze auf den Terrassen bietet. Der Standort direkt am Lippemündungsraum und die Erreichbarkeit über die Bundesstraße sind gut, das Geschäft laufe sehr auskömmlich, berichtet Ullrich Langhoff. Viele Stammgäste kommen zum Essen ins Haus.

Hoffnung auf Käufer für das Lippeschlößchen Wesel

Dennoch haben sich die Betreiber entschlossen, Ende 2025 abzuschließen und die Geschäftsaufgabe frühzeitig zu planen. „Wir haben ja eine Verpflichtung gegenüber den Mitarbeitern und Vertragspartnern“, so Ullrich Langhoff, der sich über viele Jahre auch beim Gaststättenverband Dehoga engagiert hat. 25 Jahre lang war er Dehoga-Vorsitzender im Kreis Wesel, 20 Jahre lang Vorsitzender des Umweltausschusses im Bundesverband. „Nachhaltigkeit war mir immer wichtig.“ Das Lippeschlößchen haben die Betreiber zum Beispiel mit einer biologischen Kläranlage, thermischer Wasseraufbereitung und drei Blockheizkraftwerken ausgerüstet.

Der Arbeitsdruck in dem großen Betrieb sei allerdings immer sehr hoch gewesen. „Irgendwann muss das zu Ende sein“, so Ullrich Langhoff. Seine Frau ergänzt: „Ich habe immer gerne gearbeitet und hatte Spaß mit den Gästen.“ Doch auch sie wird bald 67 Jahre alt. Sie ist in all den Jahren zwischen 18.000 und 21.000 Schritte pro Arbeitstag gelaufen. Es habe auch schwierige Zeiten gegeben: Zum Beispiel, als Baustellen vor der Tür die Erreichbarkeit einschränkten oder natürlich die Coronazeit, als nur Verkauf außer Haus möglich war. „Wir haben hier eine sehr schöne Zeit verlebt“, resümiert Langhoff trotz allem. Die Entscheidung falle nicht leicht, sei aber notwendig.

Lippeschlößchen
Das Weseler Traditionslokal Lippeschlößchen ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Für den Ruhestand haben die Langhoffs schon Ideen: Sie wollen teilweise im Ausland leben, in Schottland oder Frankreich zum Beispiel, so ihr Plan. Das Haus mit der Gastronomie, den rund 12. 000 Quadratmetern Grundstück, acht Wohnungen und einem Appartementhaus wird für 1,1 Millionen Euro angeboten. Der Gastronom geht davon aus, dass sich die Erbengemeinschaft mit einem Interessenten einig wird – und er hofft, dass die neuen Besitzer den Restaurantbereich wieder mit Leben füllen werden. Bei Bedarf würden die Langhoffs ihnen noch eine Weile mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Von ihren Gästen werden sie sich Ende des Jahres auf jeden Fall verabschieden, versprechen die Restaurantbetreiber: „Wir werden nicht sang- und klanglos verschwinden.“