Wesel. Der Silvesterabend steht vor der Tür – und damit auch oft altbewährte Traditionen. Welche Bräuche die Weseler Jahr für Jahr pflegen.

Das Jahr neigt sich dem Ende. Ab spätestens Ende November stellt sich vermutlich jeder die oft leidige Frage: Was machen wir eigentlich an Silvester? Die Menschen, mit denen wir den Jahreswechsel verbringen, ändern sich vielleicht von Jahr zu Jahr – anders als an Weihnachten. Doch gibt es immer wieder Traditionen, die bei den Neujahrs-Feierlichkeiten immer wieder aufleben. Sei es aus Gewohnheit, aus Tradition oder vielleicht, weil die Menschen abergläubig sind.
Die Redaktion hat mit einigen Weselerinnen und Weselern gesprochen, um herauszufinden, wie ihr Silvesterabend aussieht. Dabei sind einige spannende Überraschungen ans Licht gekommen.

Essen aus Pfännchen: Raclette bleibt beliebt

Raclette steht bei den Weselerinnen und Weselern ganz oben auf der Essensliste. Dabei ist vor allem eines gefragt: Geduld. Die Pfännchen sind oft bis zum Rand gefüllt mit allem, was das Herz begehrt und dann heißt es warten. Doch die Zeit kann genutzt werden, schließlich lässt jeder ein ganzes Jahr mit vielen Erlebnissen hinter sich. Neben allerlei Köstlichkeiten kann also auch die ein oder andere Geschichte einen Platz am Esstisch finden. Dies passt auch zur Stimmung der Weseler: Nahezu alle Befragten berichteten, dass Silvester nach den aufreibenden Feiertagen nun eher ruhig und gelassen werden soll. „Raclette in Jogginghose“, verrät beispielsweise ein Familienvater, während seine drei Kinder bis über beide Ohren strahlen. Ein älteres Pärchen erzählt gelassen: „Wir machen uns keinen Stress. Wir wissen noch nicht mal, was wir essen werden. Schauen wir mal.“

Feuerwerk bringt nicht allen Freude

Seit dem Ende der Corona-Pandemie verzeichnet die Pyrotechnik-Branche nun wieder Rekordumsätze. Die Stimmung der Weselerinnen und Weseler scheint bei der Umfrage dahingehend allerdings eher zurückhaltend: „Hund verschanzen, das hat für mich zum Jahreswechsel Tradition“, sagt eine Weselerin schon fast wütend, während sie ihren Vierbeiner Gassi durch die Innenstadt führt. Damit spricht sie vermutlich einigen Tierbesitzern aus der Seele, denn die Tiere können die Geräuschkulisse nicht einordnen, reagieren mit Angst und oftmals sogar Panik. Aber auch einige Nicht-Hundebesitzer stehen dem Spektakel skeptisch gegenüber: „Wir böllern nicht. Das ist auch einfach nicht gut für die Umwelt“, erzählt eine junge Weselerin. Sie erfreut sich einfach am Feuerwerk, welches die Stadt umfänglich erleuchtet. Ein ehemaliger Feuerwehrmann berichtet: „Ich habe zu viel gesehen, da mache ich das doch nicht selbst.“ Obwohl mittlerweile in Rente, blickt er noch immer kritisch auf diese Tradition.

„Hund verschanzen, das hat für mich zum Jahreswechsel Tradition. “

Weseler Bewohnerin

Andere wiederum freuen sich auf genau dieses Ritual, das durch den Lärm böse Geister vertreiben soll. Die Bedeutung steht für viele zwar heute nicht mehr primär im Vordergrund, weitergeführt wird sie allerdings dennoch. „Es ist Partyalarm bei uns. Da wird natürlich auch geböllert“, berichtet ein Passant.

Knallerbsen, Zinngießen und Wunderkerzen dürfen am Silvesterabend nicht fehlen.
Knallerbsen, Zinngießen und Wunderkerzen dürfen am Silvesterabend nicht fehlen. © Anna Kretschmar

Von der Silvesterfeier zum Kindergeburtstag

„Seitdem wir Kinder haben, geht‘s früh ins Bett“, berichtet ein junges Weseler Paar. Außerdem hat der Silvestertag bei den Beiden seit dem vergangenen Jahr noch eine viel größere Bedeutung als sonst schon: Am 31. Dezember 2023 ist die Tochter auf die Welt gekommen. Ganz verzichten auf eine Silvestertradition will das Paar allerdings nicht, denn während tagsüber der Kindergeburtstag gefeiert wird, genießt die kleine Familie den Abend noch bei Raclette in kleiner Runde.

Weitere klassische Rituale

Die Leiterin der Nanu Nana-Filiale in der Fußgängerzone in Wesel, Delia Dahlmann, berichtet, dass die Weselerinnen und Weseler am Silvesterabend am liebsten Zinn gießen: „Das kaufen die Leute echt gerne.“ Dabei wird Zinn (oder auch Wachs) über einer Kerze zum Schmelzen gebracht und dann in kaltes Wasser geschüttet. Die entstandene Figur soll dann das Motto für das kommende Jahr vorhersagen. Generell sind Rituale beliebt, die Altlasten des Jahres zurücklassen und positive Eigenschaften für das neue Jahr bringen sollen. „Glückskekse, Kleeblätter und kleine Glücksbringer – sowas wollen die Leute meistens“, berichtet die Filialleiterin.