Wesel. Die Schäden am Berliner Tor sind schlimmer als gedacht. Eine Sanierung wird Jahre dauern und am Ende Millionen kosten. Was zuerst gemacht wird.
Seit rund 18 Monaten ist das Berliner Tor in Wesel nun an der Ostfassade mit einem Gerüst eingedeckt – und es könnte noch einige Jahre dauern, bis das Denkmal wieder ohne solche oder andere Störelemente betrachtet werden kann. Denn ein externer Fachgutachter hat jetzt im Gebäudeausschuss deutlich gemacht, wie schlimm es tatsächlich um den Zustand des mehr als 300 Jahre alten Bauwerks steht.
Der konkrete Anlass für das Gerüst waren, wie mehrfach berichtet, vom Sims heruntergestürzte Sandsteinelemente. Passanten sollen so geschützt werden, falls das noch mal passiert. Was mehr als realistisch ist, wie Gutachter Georg Hilbert klarstellte. „Hier ist Gefahr in Verzug und es muss relativ zeitnah daran gearbeitet werden“, sagte der Experte, der von der Stadt beauftragt wurde, ein umfassendes Gutachten über die Schäden am Berliner Tor zu realisieren und seine Ergebnisse am Mittwoch der Politik im Ausschuss vorstellte. Aus dem Dachüberstand drohe der Abbruch eines massiven Teils. Das Gesims sei insgesamt in einem „chaotischen Zustand“, über die Jahrhunderte hinweg seien verschiedene Materialien bei Reparaturen verwendet worden – nicht immer in bester Qualität oder fachmännisch ausgeführt.
An der Ostfassade in Richtung des Bahnhofes soll die Arbeiten zeitnah ausgeschrieben werden. Das wird nicht günstig, die Verwaltung rechnet mit Kosten von bis zu einer Million Euro, um die Sandsteinelemente zu sanieren. Die Arbeiten werden in einzelne Bauabschnitte unterteilt, allein der erste wird sechs Monate dauern. Vor Ende des nächsten Jahres ist also eher nicht mit einer Fertigstellung zu rechnen, zumal erst danach die weiteren Bauabschnitte ausgeschrieben werden. Da die Arbeiten nicht mit einem Hubsteiger erledigt werden können, wird für die gesamte Zeit ein Gerüst benötigt – es soll immerhin nach den Wünschen der Politik mit einem Fassadenbild verschönert werden.
Berliner Tor in Wesel hat verschiedene Mängel
Aber die Schäden, die Hilbert im Detail dokumentiert hat, sind noch viel weitreichender: Risse im Mauerwerk, eindringende Feuchtigkeit, aufgeplatzte Fugen, schädliche Salze am Mauerwerk (sie stammen vermutlich von der Lagerung von Schießpulver oder Salzen in früheren Zeiten), beschädigte Abdeckungen auf dem Dach. Kurzum: Das Denkmal müsste umfassend saniert werden – was mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.
Einen Beschluss dazu hat die Politik im Ausschuss noch nicht gefasst. Gebäudedezernent Markus Postulka sprach sich jedoch für umfangreichere Sanierungsarbeiten aus. „Wir wollen das Berliner Tor nicht vergammeln lassen und sollten das angehen“, sagte er im Gespräch mit der NRZ. Er wolle jedoch in Etappen denken und müsse dabei auch berücksichtigen, was die aktuelle Haushaltslage überhaupt zulässt.
„Erhalten müssen die das Denkmal so oder so, egal was es kostet“
Wie groß der Spielraum der Stadt ist, hängt allerdings von den Auflagen der oberen Denkmalschutzbehörde ab. „Erhalten müssen wir das Denkmal so oder so, egal was es kostet“, betonte SPD-Ratsfrau Ulla Hornemann, die befürchtete, dass die kolportierten eine Million für die Sandsteinelemente nur „Kleingeld“ sind im Vergleich zu dem, was eine umfassende Sanierung an Mitteln verschlingt. Horst Münnich von den Grünen fragte: „Was ist die Zielvorstellung?“ Gehe es um eine Wiederherstellung des Originalzustandes oder nur darum, dass das Bauwerk möglichst gut aussieht? Klar ist: Auch bei solchen Fragen wird die Denkmalbehörde die Vorgaben machen.
Die Stadt hofft jedenfalls auf Fördermittel, für die Sanierung der Ostfassade ist bereits ein Antrag gestellt worden. Wenn es gut läuft, könnte das Land Nordrhein-Westfalen rund 30 Prozent der Kosten übernehmen.