Wesel. Viele Menschen leiden an Herzschwäche – dabei kann man sich gut davor schützen. Dr. Christiane Tiefenbacher vom Marien-Hospital Wesel gibt Tipps.
Eigentlich klingt es ganz einfach: Regelmäßig Sport treiben, sich gesund ernähren, auf Alkohol und Zigaretten verzichten. Diese ärztlichen Ratschläge dürften wohl die meisten Menschen schon von ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt auf den Weg bekommen haben. Wer sich daran hält, hat gute Chancen, dass sein Herz viel mitmacht. Doch: „Vorsorge ist mühsam“, sagt Dr. Christiane Tiefenbacher, Chefärztin der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie am Marien-Hospital in Wesel. Und so ist es wenig verwunderlich, dass in Deutschland laut Schätzungen rund vier Millionen Menschen an Herzschwäche, auch bekannt als Herzinsuffizienz, leiden – betroffen sind vor allem Menschen ab 60 Jahren.
Mehr als 5000 Patientinnen und Patienten werden pro Jahr in der Klinik behandelt, rund 2000 von ihnen kommen ins Herzkatheterlabor, darunter 15 Prozent mit akuten Erkrankungen wie einem Herzinfarkt. „Herzschwäche führt häufiger zum Tod als eine Krebserkrankung“, sagt Tiefenbacher, die unter anderem dem wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung angehört und einen Ratgeber zu Herz- und Gefäßerkrankungen für Laien geschrieben hat.
Das Thema liegt ihr also im wahrsten Sinne des Wortes am Herzen – und sie wirbt regelmäßig dafür, dass die Menschen die Gefahren durch die Erkrankung ernster nehmen. Deswegen beteiligt sich das Marien-Hospital an den bundesweiten Herzwochen und organisiert am Samstag, 16. November, von 10 bis 12.30 Uhr ein kostenloses Patientenseminar unter dem Titel „Stärke dein Herz! Herzschwäche erkennen und behandeln“. Eine Anmeldung dafür ist nicht erforderlich.
Herzwoche am Marien-Hospital in Wesel
Die Chefärztin selbst spricht an dem Tag über Wiederbelebungsmethoden, außerdem informieren Oberärzte ihrer Abteilung über weitere Aspekte der Kardiologie. Etwa darüber, wie man sich am besten verhält, wen man an einer Herzmuskelschwäche leidet oder wie eine defekte Herzklappe wieder repariert werden kann. Nach den Vorträgen zeigen die Kardiologen mehrere Übungen zur Wiederbelebung und den Defibrillator-Einsatz. So sollen die Besucherinnen und Besucher dazu ermuntert werden, sich mit diesen Handgriffen vertraut zu machen, um im Notfall herzschwachen Angehörigen helfen zu können.
„In der Kardiologie des Marien-Hospitals gehört die Herzschwäche zu den Hauptdiagnosen“, sagt Tiefenbacher. Es gibt zwei unterschiedliche Formen der Erkrankung: Die akute Herzschwäche führt zu einem plötzlichen Leistungsabfall, die chronische entwickelt sich schleichend und oft unbemerkt. Die Lebensqualität vieler Menschen sinkt dadurch deutlich.
Herzschwäche führt dazu, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut und folglich mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Dadurch werden auch andere Organe geschädigt. Typische Beschwerden sind Herzrhythmusstörungen, Atemnot, Leistungsschwäche und Wasser in den Beinen. Im schlimmsten Fall kommt es zum plötzlichen Herztod. Herzschwäche ist die Folge anderer Erkrankungen, vor allem von Herzinfarkt und Bluthochdruck. Das Marien-Hospital hat eine eigene Sprechstunde für Patienten mit Herzschwäche eingerichtet und beschäftigt eine Krankenschwester, die speziell Betroffene und Angehörige berät.
Die Chefärztin wirbt insbesondere für mehr Bewegung. Mindestens fünfmal in der Woche sollte man 30 Minuten Sport betreiben, besser 60 – und zwar möglichst in der Kombination zwischen Kraft- und Ausdauertraining. „Wichtig ist es, dabei richtig ins Schwitzen zu kommen.“ Wer neben der Arbeit zu wenig Zeit zum Trainieren hat, kann die Einheiten auch am Wochenende bündeln, zum Beispiel durch einen langen Lauf am Sonntagvormittag.
Corhelper-App kann Leben retten
Im Kreis Wesel gibt es seit einiger Zeit die sogenannte Corhelper-App. Qualifizierte Ersthelfer können diese App auf ihrem Smartphone installieren und sich als Corhelper registrieren. Ab dem Zeitpunkt der Freigabe zur Alarmierung durch den Kreises Wesel ermöglicht die App, freiwillige Ersthelfer zu alarmieren. Diese Freiwilligen leisten im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands so lange Erste Hilfe, bis der Rettungsdienst eintrifft.
Die App, die derzeit schon mehr als 1500 Menschen installiert haben, ergänzt den öffentlichen Rettungsdienst, ohne dessen Bestandteil zu sein. Die Rettungskette wird somit gestärkt, ohne eine Änderung an den bisherigen etablierten Strukturen des Rettungsdienstes vorzunehmen, heißt es in der Erklärung des Kreises. Mitmachen kann jede Person ab 18 Jahren, die einen aktuellen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat oder über eine entsprechende berufliche Qualifikation (zum Beispiel Krankenpfleger oder Ärzte) verfügt.