Wesel. Wesel, Hamminkeln und Bocholt hatten gefordert, dass auf der „Bocholter“-Strecke während der Betuwe-Sperrungen Dieselloks fahren – ohne Erfolg.

Dass während der Sperrpausen auf der Betuwe-Baustelle auch der „Bocholter“ zwischen Wesel, Hamminkeln und Bocholt pausieren muss, obwohl auf der Strecke gar nicht gearbeitet wird, hat in der Vergangenheit für Ärger gesorgt. Wenn der Strom abgestellt ist, könnten ersatzweise Dieselfahrzeuge rollen, lautete die Forderung aus den betroffenen Kommunen. Bei der digitalen Informationsveranstaltung für Bürger in der vergangenen Woche teilten Vertreter der Deutschen Bahn und des VRR jedoch mit, dass der „Bocholter“ während der künftigen Sperrpausen nicht fahren wird. Der erste Stillstand der Züge steht zum Auftakt der 80-wöchigen Intensiv-Bauphase vom 1. bis 24. November an.

Erneut müssen die Pendler auf der Nebenstrecke ebenfalls auf Busse umsteigen. Im 60-Minuten-Takt mit allen Zwischenhalten benötigt der Bus von Bocholt nach Wesel 45 Minuten, mit dem Zug sind es nur 22 Minuten. Aus Bocholt kommend, fährt der SEV-Bus ab Wesel als Direktbus weiter bis nach Oberhausen.

Online-Petition: „Bocholter“ soll trotz Baustelle fahren

Das hatten sich die drei Kommunen anders erhofft. In gemeinsamen Aktionen hatten sie sich schon 2022 und 2023 dafür eingesetzt, dass der Bocholter während der Vollsperrungen auf der Betuwe-Linie fahren kann. So starteten die drei Ortsverbände der Grünen eine Online-Petition. Die Pendler sind durch die Sperrungen ohnehin deutlich länger unterwegs, eine zusätzliche Verzögerung auf der Strecke des „Bocholters“ ließe sich vermeiden, wenn Dieselloks eingesetzt werden, argumentierten die Grünen damals.

Dieselfahrzeuge waren schließlich noch bis zur Elektrifizierung des Bocholters im Jahr 2021/22 unterwegs. Daran erinnerten die Grüne in ihrer Online-Petition, die bis zum Ablauf Ende Februar 2024 insgesamt 607 Pendlerinnen und Pendler unterzeichnet haben. Auch die Bürgermeister wandten sich schriftlich an den VRR und den Zweckverband NWL und baten um diese Lösung.

Kritik der Hamminkelner Grünen: „Kein fairer Umgang“

Auf die NRZ-Anfrage, warum der „Bocholter“ auch mit Dieselloks nicht fahren kann, teilte eine Bahnsprecherin mit: „Der VRR hat diese Option umfassend geprüft. Aus betrieblichen sowie aus baulichen Gründen ist ein solches Konzept allerdings nicht umsetzbar.“ Weiter heißt es, dass die Bauarbeiten im Bahnhof Wesel unmittelbar im Gleis stattfinden. Es sei nicht möglich, zeitgleich Züge fahren zu lassen. „Hier steht vor allem die Sicherheit der Bauarbeiter an erster Stelle.“ Der Verkehrsverbund selbst nannte auf Anfrage noch ein anderes Problem: „Dieselfahrzeuge stehen aktuell nicht zur Verfügung, doch selbst bei vorhandenen Dieselfahrzeugen wäre ein Einsatz aufgrund der fehlenden Betankungsmöglichkeit nicht möglich gewesen.“

Vollsperrungen: Das sind die Termine

Die Strecke Oberhausen-Emmerich und damit auch die Strecke zwischen Wesel und Bocholt sind an folgenden Terminen voll gesperrt: 1. bis 24. November 2024 und an den folgenden zwei Wochenenden. 2025:  18./19. Januar, 22. Februar bis 2. März, 12. bis 27. April, 10./ 11. Mai, 14./15. Juni, 28. Juni bis 24. August, 20. Oktober bis 2. November, 6./7. Dezember. Für 2026 sind folgende Sperrungen geplant: 3. /4. Januar, 21./ 22. Februar, 21./ 22. März, 20. April bis 17. Mai.

Für den Hamminkelner Grünen-Fraktionsvorsitzenden Johannes Flaswinkel ist die „Pause“ des Bocholters ein Unding. „Ein fairer Umgang der Bahn mit den Kunden ist das nicht.“ Die Überlegungen der Bahn griffen zu kurz und zeigten die Rücksichtslosigkeit der Bahn. „So geht man nicht mit Kunden um“, ärgert sich Flaswinkel. Die Betriebspause des Bocholters sei „weder zeitgemäß noch angemessen.“ Er habe volles Verständnis für die Bauarbeiten, aber dann müssten sie „auch kurz und knackig“ durchgeführt werden. Dass die Bahn das nicht könne, sehe man ja an den langwierigen Betuwe-Bauarbeiten in Rees-Haldern.

Sein Weseler Amtskollege Ulrich Gorris ärgert sich ebenfalls über den Stillstand, ändern könne man indes nichts: „Wir haben keine Handhabe.“ Ähnlich äußert sich die Stadt Wesel: Wenn es technisch nicht möglich ist, sei das nicht zu ändern.