Wesel. Ein alteingesessenes Geschäft in der Innenstadt gibt auf. Inhaber Bernd Jedwill erklärt, warum er nach 20 Jahren in Wesel schließen muss.

Noch ist die Auswahl groß: Stehlampen, Deckenlampen und kleine Tischleuchten in vielen Formen und Farben füllen das Ladenlokal von „Licht & Mehr“ an der Baustraße 20 in Wesel. Doch die Schilder am Schaufenster weisen auf die bevorstehende Schließung hin: „Alles muss raus.“ Der Schritt fällt Inhaber Bernd Jedwill nicht leicht, doch er muss sein Geschäft nach 20 Jahren in Wesel aufgeben. „Spätestens am Jahresende“, sagt er, gehen die Lichter in seinem Ladelokal aus. „Ich wollte bis zur Rente bleiben“, sagt der 63-Jährige.

Der Grund für die Geschäftsaufgabe sind die gesunkenen Umsätze, schildert der Reeser. „Seit Corona hatte ich jedes Jahr zehn Prozent weniger.“ Während der Pandemie hätten viele Kunden das Internet für ihre Einkäufe entdeckt und seien danach dabei geblieben. Seitdem beobachtete der Geschäftsinhaber immer wieder Kunden, die sich beraten lassen, Handyfotos von den Lampen machen – und sich verabschiedeten. „Die haben Sie nicht wieder gesehen.“ Auf den Preisschildern sind daher seit einiger Zeit keine Herstellerangaben mehr zu lesen, denn das machte es den Internet-Käufern noch leichter, online nach einem billigeren Pendant zu suchen.

Geschäftsaufgabe in Wesel: Umsätze drastisch gesunken

Aber nicht nur die Folgen der Pandemie haben für Umsatzeinbrüche gesorgt. Bernd Jedwill beobachtete auch, dass Krisen und die Inflation das Kaufverhalten der Kunden beeinflussen, der Ukraine-Krieg sowie steigende Strom- und Lebensmittelpreise etwa. „Selbst das Heizungsgesetz von Habeck haben wir gespürt, da war tote Hose hier“, schildert er. „Die Leute schränken sich ein.“ Der Händler stellt fest, dass die Kunden aufs Geld achten müssen. Und nicht nur er: Ein Bruder besaß zwei Lampengeschäfte in Bocholt und Xanten, beide sind inzwischen geschlossen.

Auf die Idee, sich selbstständig zu machen, kam Bernd Jedwill durch seinen zweiten Bruder, der ebenfalls mit Lampen handelte. Er führte ein Geschäft in Kleve und erhielt eines Tages die Nachfrage, ob er ein Fachgeschäft in Wesel übernehmen möchte, das die Inhaber schließen wollten. Da sein Bruder kein Interesse hatte, schaute sich Bernd Jedwill das Lampengeschäft an.

Es kam damals zwar nicht zur Übernahme, doch der Reeser beschloss, die entstandene Lücke zu füllen, suchte sich das Ladenlokal an der Baustraße und baute sich mithilfe des Bruders eine Existenz auf. „Das hat auch 15 Jahre lang gut geklappt.“ Die Lage etwas abseits der Einkaufsstraße war kein Nachteil, da die Kunden an der Baustraße parken können.

Nachfolger für das Ladenlokal gefunden

Er habe immer Wert auf gute Qualität gelegt und seine Ware zu einem Großteil bei einem Großhändler in Deutschland bezogen. Der stellt seinen Handel ein. Auch das ist ein Grund für Bernd Jedwill, aufzuhören. „Gerade für die älteren Leute tut es mir leid“, sagt er. Sie kommen häufig mit kleineren Reparaturen oder benötigen Hilfe. Bernd Jedwill zieht die Schubladen eines Schrankes auf, der voller Ersatzteile ist. „Ich habe gezielt kaputte Lampen zum Ausschlachten gekauft.“ Sogar nicht austauschbare LED-Lampen hat er ausgebaut, um damit die Leuchten seiner Kunden instand zu setzen. „Das kann nun alles in die Tonne, leider.“

Die Suche nach einem Nachfolger für den Laden verlief erfolglos, nun hat der Ausverkauf begonnen. Um 60 Prozent sind die Waren reduziert. „Das ist nicht schön, ich bin immer mein eigener Chef gewesen“, bedauert der Reeser. Immerhin hat er in seiner Heimatstadt einen Job in einer Werkstatt gefunden. Auch das Ladenlokal wird nach dem Auszug von „Licht & Mehr“ nicht leer bleiben: Der Schlüsselnotdienst am Niederrhein will von der Baustraße 43 in das frei werdende, deutlich größere Ladenlokal ziehen.