Wesel. Das neue Kombibad am Rhein in Wesel sollte längst auf sein – doch nun verschiebt sich die Eröffnung erneut um Monate. Das sind die Gründe dafür.
Die Fliesen liegen schon, das Baugerüst ist verschwunden, doch der Sprungturm hat noch kein Geländer – und von Wasser fehlt im 25-Meter-Becken des neuen Kombibades in Wesel sowieso jede Spur. Das wird erstmal so bleiben. Denn die Fertigstellung eines der größten (und teuersten) Bauprojekte in der jüngeren Geschichte der Hansestadt verzögert sich abermals. Und zwar deutlich: Das Rheinbad, wie es offiziell heißt, wird erst im Sommer 2025 eröffnet – und nicht, wie eigentlich geplant, noch in diesem Jahr. Das teilten die Städtische Bäder GmbH am Dienstag in einer Presseerklärung mit und hängten dieser Meldung auch das oben beschriebene Bild zum Baufortschritt im Innenbereich an.
Am Montagabend war der Aufsichtsrat der Bäderbetriebe zusammengekommen, unter anderem um über die Kommunikationsstrategie in Sachen Kombibad zu beratschlagen. Klar war: Der angepeilte Termin für die Eröffnung noch vor Weihnachten ist nicht mehr zu halten, dabei war Bäder-Geschäftsführer Martin Christoph bei einem Vor-Ort-Termin mit der NRZ im August noch von der Fertigstellung in diesem Jahr ausgegangen.
Nun hat Christoph einige blumige Worte für die erneute Verzögerung gefunden, mit der er in der Pressemitteilung der städtischen Tochter zitiert wird. „Bei einem Bauprojekt dieser Größenordnung können immer wieder unvorhersehbare Herausforderungen auftreten“, heißt es darin. Man müsse sich den Bau eines solchen Bades wie ein großes Zahnrad vorstellen, das aus vielen kleinen, aber essenziellen Teilen bestehe, so Christoph weiter.
„Jedes Teil muss präzise ineinandergreifen, damit das gesamte Rad sich reibungslos drehen kann. Doch wenn nur ein Zahn des Rads aus dem Takt gerät oder unerwartet nicht passt, gerät das gesamte Gefüge ins Stocken. Trotz sorgfältiger Planung und intensivem Einsatz aller Beteiligten haben einige Bauabschnitte mehr Zeit erfordert, als wir ursprünglich erwartet hatten“, formuliert es der Bäderchef.
Weitere Details nannte er in der Pressemitteilung nicht, die NRZ-Redaktion konnte ihn am Dienstag trotz mehrfacher Versuche nicht erreichen, um Nachfragen zu den Gründen für die Verschiebung zu stellen. Gegenüber der NRZ hatte Christoph im Sommer einige Beispiele für die Verzögerungen genannt, so wurden etwa die Möbel für den Bad-Shop im Eingangsbereich erst nach fünf Monaten geliefert.
Neues Rheinbad in Wesel soll im Sommer 2025 öffnen
Das millionenschwere Projekt sei trotz dieser Verzögerung auf einem guten Weg, finden die Bäderbetriebe jedenfalls in ihrer Mitteilung. Ab Sommer 2025 könnten sich die Besucherinnen und Besucher auf ein modernes und attraktives Rheinbad freuen, das alle Erwartungen erfülle. Ob das Bad noch vor oder im Laufe der Freibadsaison eröffnet wird oder Wesel der nächste Sommer ohne Freibad droht, ließ die Mitteilung offen. Der Aufsichtsrat hat sich darauf verständigt, kein konkretes Datum zu nennen, erfuhr die NRZ.
Der Bau des Kombibades kostet nach aktuellem Stand rund 47 Millionen Euro. Eigentlich sollte das neue Schwimmbad mit Saunabereich schon längst seine Gäste begrüßen. Ursprünglich war die Fertigstellung für Anfang 2024 geplant, dann war zunächst von (Spät-)Sommer die Rede. Und nun müssen alle Schwimmerinnen und Schwimmer in Wesel und Umgebung noch deutlich länger auf das neue Bad warten.
„Das ist nicht schön“, gibt Ludger Hovest zu, doch für den Aufsichtsratsvorsitzenden der Bäderbetriebe ist klar: Die Verschiebung der Eröffnung war unumgänglich. Wie viele andere Baumaßnahmen leide das Kombibad unter dem Personal- und Materialmangel bei den ausführenden Firmen und Gewerken. „Das sind die Spätfolgen von Corona und dem russischen Angriff auf die Ukraine“, sagt Hovest. Er ist sich sicher: Ohne den Ukraine-Krieg wäre das Bad längst fertig.
Auf ein Schwimmbad müssen die Weselerinnen und Weseler in den nächsten Monaten nicht verzichten: Laut Hovest bleibt das abrissreife Heubergbad geöffnet, bis das Kombibad endlich fertig ist – zumindest so lange dem keine plötzlich auftretenden Schäden oder Baumängel entgegenstehen.