Wesel. Der Weseler Verein feierte die Einweihung der neuen Räumlichkeiten an der Esplanade. Hier sind nun auch Beratungen möglich.

„Es geht um unsere Kinder, um unsere Zukunft“, sagte Ralf Berensmeier, der Vorsitzende des Vereins Löwenzahn und Pusteblume zur Begrüßung der Gäste. Der Verein feierte am Samstag die Einweihung der neuen Räumlichkeiten an der Esplanade 28. Löwenzahn und Pusteblume unterstützt Familien mit Kindern, die eine lebensverkürzende Erkrankung haben. Berensmeier betonte weiter, dass es insbesondere um die erkrankten Kinder, aber auch um die Betreuung der gesunden Geschwister geht. „Man nennt die gesunden Geschwister auch die Schattenkinder, weil viele sehr stark zurückstecken müssen.“. Dementsprechend organisiert der Verein Geschwisterausflüge in den Zoo oder zum Starlight Express, finanziert aus Spenden und Beiträgen der derzeit 100 Mitglieder. „Durch die Gewissheit, dass wir jeden Monat die Miete bezahlen können, sind nun auch Angebote und Beratungen in unseren neuen Räumlichkeiten vor Ort möglich“, so Berensmeier.

Der Verein Löwenzahn und Pusteblume wurde 2011 von einer Kinderärztin des Marienhospitals gegründet. Auch heute noch ist das Marienhospital ein wichtiger Partner des Vereins. Gegründet wurde der Verein aus der Überzeugung, dass man mehr für die Kinder unternehmen könnte, als die Palliativmedizin. „Die Kinder, um die es hier geht, sind unheilbar krank. Palliativmedizin führt nicht zur vollständigen Genesung. Das ist hart, aber wahr“, erläuterte Ralf Berensmeier.

Zudem bedankte sich Ralf Berensmeier bei den Mitarbeitern. „Herzstück der Vereinsarbeit ist das ehrenamtliche Engagement, das unsere Mitglieder an den Tag legen.“ Sei es praktisch vor Ort in den Familien, sei es in der Organisation und im Vorstand, sei es hinter den Kulissen beim notwendigen Knüpfen von Kontakten.

Familien stehen im Mittelpunkt

Petra Wolters arbeitet seit 2015 als hauptamtliche Fachkraft für den Verein. Als sie damals die Stellenanzeige las, lebte sie noch in Hamburg. „Die Familien stehen Im Mittelpunkt unserer Arbeit mit ihrem Leben und ihrer Lebensfreude. In Kooperation mit vielen multiprofessionellen Netzwerkpartnern an der Seite, möchten wir den Betroffenen einen gemeinsamen Weg ab der ersten Kontaktaufnahme bis hin zum letzten Lebensweg des Betroffenen und in Zeiten der Trauer ermöglichen.“ Ihre Aufgabe besteht darin, Haus- und Krankenhausbesuche zu machen, Therapie- und Pflegeeinrichtungen zu finden und entlastende Gespräche auf Augenhöhe zu führen.

Im Rahmen des Eröffnungstages berichteten auch Mitglieder und Eltern von ihren Erfahrungen mit Löwenzahn und Pusteblume. Wie Tanja Biella, die 2. Vorsitzende, und ihr Mann. Ihr 16-jähriger Sohn Fabian wurde in Folge einer Sauerstoffunterversorgung schwerstbehindert, ist auf Pflege angewiesen.. Tanja Biella betonte, dass sie großes Glück und Dankbarkeit verspürten. „Wie alle Eltern, wollen auch wir Krankheit, Schmerz und Traurigkeit von Fabian fernhalten, doch wir mussten erkennen, dass uns das nicht mehr gelingen wird.“ Der Verein sorge sich nicht nur um Fabian, sondern auch um seinen Zwillingsbruder, seine 18-jährige Schwester und um die Eltern„ Manchmal fragt man mich: Wie schaffst du das? Ich könnte das nicht. Ich antworte dann: Doch, man schafft das, denn es gibt sie – die frohen und glücklichen, die sorglosen Momente, wenn Fabian lacht und es ihm gut geht.“ Halt habe sie auch in ihrer Arbeit bei Löwenzahn und Pusteblume gefunden.

Doch nicht nur Kinder sind von Krankheiten betroffen. Die 49-jährige Jennifer Liedtke erkrankte 2018 an einem seltenen Krebs im Bauchraum. Sie hatte zwei große Operationen, die jeweils neun Stunden dauerten. Zu diesem Zeitpunkt war ihr Sohn gerade zweieinhalb Jahre alt. „Damals kannte ich Löwenzahn und Pusteblume noch nicht, aber ich hätte mir gewünscht, den Verein zu kennen, erzählte Jennifer Liedtke. „Denn dann hätte ich gefragt, wie ich es meinem Sohn sagen kann und damit umgehen soll. Es ist ziemlich hart, wenn einem vor einer Operation gesagt wird, dass man vorsichtshalber ein Testament schreiben soll.“