Schermbeck. Der „Freiraumplanerischer Wettbewerb Mittelstraße“ ist beendet und der Sieger-Entwurf wurde gewählt. Welche Visionen die Architekten haben.
„Heute ist ein bedeutsamer Tag für Schermbeck“, so eröffnete Bürgermeister Mike Rexforth am Freitagvormittag das Pressegespräch zur Bekanntgabe des Ergebnisses des Preisgerichtes „Freiraumplanerischer Wettbewerb Mittelstraße“ im Rathaus. „Seit zehn Jahren verfolgen wir jetzt schon den Plan, den Ortskern umzugestalten“, erinnert er. Das Thema Mittelstraße zufriedenstellend abzuschließen sei eines der Ziele in seiner, mittlerweile elf Jahre lang andauernden, Amtszeit als Schermbecks Bürgermeister.
Greenbox Landschaftsarchitekten gewinnen
Die Auswahl des Siegerbeitrages, der von David Theidel, einem der Landschaftsarchitekten von Greenbox, vorgestellt wurde, erfolgte nach dem Ausschlussverfahren und anonymisiert. Die neunköpfige Jury des Preisgerichts hat sich einstimmig für den Greenbox-Entwurf entschieden. „Wir haben uns einen Überblick über alle Arbeiten verschafft und dann bestand die Aufgabe darin, zu verstehen, was sich die Entwurfsverfasser jeweils gedacht haben“, erklärt Professor Burkhard Wegener, einer der Preisrichter.
„Die Mittelstraße soll eine Straße für Menschen werden.“
Der Verkehr sowie die Anzahl an Parkflächen soll reduziert werden und gleichzeitig ein einladender Raum zum Flanieren entlang der Geschäfte entstehen. „Wir wollen eine Bühne für das städtische Leben schaffen“, stellt Christian Jürgensmann es bildlich dar. Ziel sei es, die Mittelstraße auch in Zukunft als eine mit Fahrzeugen befahrbare Straße zu erhalten – allerdings mit Einschränkungen. „Die Mittelstraße soll eine Straße für Menschen werden“, sagt er deutlich. „Fußgängern soll klar der Vorrang eingeräumt werden.“ Der Entwurf der Landschaftsarchitekten von Greenbox will das vor allem dadurch erreichen, dass der vorhandene, enge Raum auf der Straße komplett „freigeräumt“ wird.
Das Pflaster soll sich wie eine Art Teppich über die gesamte Fläche erstrecken und die Mittelstraße auf positive Art vereinheitlichen. „Wir setzen dabei bewusst auf wenig Orientierungsmöglichkeiten für Autofahrer“, erklärt David Theidel. „Der Fokus soll ganz klar auf Fußgängern und Radfahrern liegen.“ Reduzierte Fahrbahnmarkierungen in Form von Regenrinnen sollen das Autofahren auf der Mittelstraße weniger selbstverständlich machen. Autofahrer sollen beim Befahren der Straße das Gefühl haben: „Hier bin ich falsch“.
Der Wettbewerb
Für den Wettbewerb rund um die Gestaltung der Mittelstraße hatte man ursprünglich mit 15 Entwürfen gerechnet. Gemeldet hatten sich 13 Architekturbüros, von denen schlussendlich zwölf ihre Arbeiten einreichten. Die Kosten halten sich dabei laut Wettbewerbsbetreuer Christian Jürgensmann in Grenzen. „Wir haben hier zwölf Arbeiten, die wir zum Preis von einem erhalten haben“, meint er. Das Ziel des Wettbewerbs sei es gewesen, eine Vielfalt an möglichen Lösungen geboten zu bekommen und dabei die beste für die Umgestaltung der Mittelstraße zu finden.
Entlang der Mittelstraße sieht der Entwurf der Architekten ein Klimaband mit Gehölzpflanzungen und Regenrückhaltebecken vor. Aufenthaltsbereiche wie beispielsweise an der Georgskirche sollen durch ihre runde Form und Gestaltung deutlich vom Straßenraum zu unterscheiden sein und die Aufenthaltsqualität erhöhen. Die Beleuchtung der Mittelstraße soll künftig durch über der Straße hängende Leuchten erfolgen, um den Raum zusätzlich freizuhalten.
Die vielfach diskutierten und für alle Beteiligten anstrengenden Verkehrsversuche war, wie Rexforth betont, eine notwendige Grundlage für die weiteren Maßnahmen. Die Entscheidung über die Verkehrsvarianten, die für die neugestaltete Mittelstraße infrage kommen, ist noch nicht gefallen. Allerdings sei der Siegerentwurf flexibel genug, um entsprechend angepasst zu werden – nur nicht an Begegnungsverkehr, der aber ohnehin nicht zur Debatte steht. „Über die Art der Verkehrsführung wird im Rat entschieden“, erklärt der Bürgermeister. Auch ein Bürgerentscheid sei möglich.
Viele Themen rund um den Ortskern
Wichtig sei hierbei zu beachten, dass es sich bei dem Verkehrskonzept für den Ortskern, die Fragestellung wie viel Verkehr durch die Mittelstraße geführt werden darf und wie die Mittelstraße umgestaltet werden soll, drei klar voneinander getrennte Thematiken sind. Die Entscheidungen das Verkehrskonzept betreffend soll in nächster Zeit durch die Politik getroffen werden. Das Protokoll des Wettbewerbs, sowie die eingereichten Entwürfe sind bis zum 7. Oktober im Rathaus öffentlich zugänglich.
„Wir sind auf der Zielgeraden“, sagt der Bürgermeister. „Bald können wir den jahrzehntelangen Prozess endlich abschließen.“ Bis auf der Mittelstraße der erste Spatenstich gesetzt wird, wird es allerdings noch dauern. Denn vorher stehen noch eine Vielzahl an Sitzungen an, in denen die Details geklärt werden müssen. Im nächsten Schritt wird das Vorhaben als Tagesordnungspunkt im kommenden Bauausschuss besprochen werden. „Da werden wir hoffentlich eine Richtung finden oder sogar zu einem Beschluss kommen, damit wir mit der Planung beginnen können“, sagt er. „Das soll nicht noch vier, fünf Jahre dauern.“