Wesel. Der Globus in Wesel soll schließen und zum Kaufland werden. Die Belegschaft reagiert geschockt auf die Entscheidung und will kämpfen.

Der angekündigte Rückzug von Globus aus Wesel hat nicht nur viele Kundinnen und Kunden überrascht, sondern sorgt für großen Unmut bei der Belegschaft. „Wir stehen hilflos da“, sagt eine langjährige Beschäftigte des Marktes an der Rudolf-Diesel-Straße, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Sie und viele weitere Angestellte haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass das große Lebensmittelgeschäft in Obrighoven auch künftig als Globus weiterbetrieben wird und drücken das mit einer am Mittwoch gestarteten Online-Petition aus. Darin machen sie sich für den Erhalt des Marktes stark und hoffen auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung.

Zur Einordnung: In der vergangenen Woche hatte die Warenhauskette mit Sitz in Saarbrücken bekanntgegeben, dass sie sich aus Wesel zurückziehen wird – obwohl das frühere Real-Geschäft erst Anfang 2023 nach einer umfangreichen Sanierung als Globus wiedereröffnet worden war. In der Hansestadt habe sich demnach gezeigt, dass das Konzept der Markthalle nicht ausreichend angenommen wurde und sich der Standorte hier nicht wirtschaftlich betreiben lasse. Der Supermarkt soll allerdings nicht geschlossen werden, sondern durch Kaufland übernommen werden. Das Bundeskartellamt muss dem noch zustimmen, der Wechsel zum Nachfolger soll dann im ersten Halbjahr 2025 erfolgen.

Globus-Mitarbeiter wurden von der Entscheidung überrascht

Die meisten der gut 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von der Entscheidung offenbar überrascht, schildert die Angestellte im Gespräch mit der Redaktion. „Wir hatten den Eindruck, dass der Markt auf einem guten Weg war“, so die Insiderin. Als vor einigen Wochen bereits die ersten Gerüchte zu vernehmen waren, dass sich Globus von einzelnen Läden trennen möchte, habe man das beim Personal überhaupt nicht auf Wesel bezogen.

Globus gibt seinen Standort in Wesel auf.
Globus gibt seinen Standort in Wesel auf. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Die Angestellten hätten zudem erwartet, dass das neue Konzept mehr Zeit bekomme, um sich in der Hansestadt zu etablieren. „Mit Globus waren viele Hoffnungen verbunden, wir haben hier ein absolutes Alleinstellungsmerkmal“, findet die Beschäftigte, die seit vielen Jahren zur Belegschaft gehört und vorher bei Real angestellt war.

Die geplante Übernahme durch Kaufland sei aus Sicht vieler Beschäftigten keine gute Nachricht. Das Unternehmen, das in den vergangenen Jahren rund 100 Standorte von Real übernommen hat, verfolgt in der Regel ein anderes Konzept. Globus hatte beim Umbau stark auf den Charakter einer Markthalle gesetzt, zum Beispiel mit einer eigenen Metzgerei und einem Bäcker. Ob Kaufland das so fortführt, ist unklar – die Kette wollte sich zu den Plänen für Wesel bisher nicht äußern.

Der Globus-Markt in Wesel konnte offenbar nicht genügend Kundinnen und Kunden überzeugen.
Der Globus-Markt in Wesel konnte offenbar nicht genügend Kundinnen und Kunden überzeugen. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Dass die SB-Warenhauskette aus Saarbrücken nun als Grund für das Aus in Wesel angibt, dass eben diese Art eines Lebensmittelgeschäftes hier nicht funktioniert habe, sehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anders. „Auch Kunden aus umliegenden Orten wie Bocholt, Hamminkeln, Voerde, Dinslaken, Büderich, Xanten und weiteren Städten kommen regelmäßig in die Globus-Markthalle, um das vielfältige Angebot zu nutzen“, heißt es in der Online-Petition. Der Markt habe sich als Einkaufsstätte und Treffpunkt fest in der Region etabliert. Auch die Insiderin glaubt, dass sich immer mehr Kunden an den neuen Supermarkt gewöhnt haben und viele frühere Real-Stammkunden gerne in Obrighoven einkaufen.

Große Unsicherheit bei der Globus-Belegschaft in Wesel

Die Unsicherheit in der Belegschaft ist jedenfalls groß. „Wir hängen voll in der Luft“, sagt die Mitarbeiterin. Zwar sollen die angestellten Bäcker oder Metzger laut Globus ein Angebot für andere Standorte in der Umgebung erhalten, doch da der Markt in Essen ebenfalls aufgegeben werden soll, kämen nur noch Duisburg und Krefeld in der Region infrage.

Mit der Petition wollen die Angestellten dafür kämpfen, dass der Globus doch noch als solcher erhalten bleibt – auch wenn das angesichts der bisherigen Verlautbarungen mehr als unwahrscheinlich scheint. „Unser Team ist stolz darauf, den Kunden ein Einkaufserlebnis zu bieten, das sich von anderen Märkten unterscheidet“, heißt es unter anderem in dem Schreiben, das unter www.change.org/p/verhindern-sie-die-schließung-des-globus-markts-in-wesel abrufbar ist und unterschrieben werden kann. „Die Entscheidung zur Schließung führt daher zu großem Unverständnis und Enttäuschung bei unseren Kunden und Mitarbeitern. Es wäre ein herber Verlust für die gesamte Region, wenn dieser besondere Markt geschlossen würde“, finden die Angestellten.

CDU bedauert Globus-Rückzug

Die CDU in Wesel hat sich zu den Entwicklungen bei Globus geäußert. Die Fraktion bedauere den Rückzug sehr, „schließlich hatte Wesel damit im großen Umfeld einen besonderen Anbieter mit eigener Bäckerei und Metzgerei“, so Fraktionschef Jürgen Linz. „Gerade auch vor dem Hintergrund der erheblichen Investitionen vor Ort und der zuvor erfolgten Marktanalyse haben wir damit zu diesem Zeitpunkt nicht gerechnet. Nun bleibt uns nur zu hoffen, dass das Kartellamt einer Übernahme durch Kaufland nicht im Wege steht.“