Hamminkeln. Ein Unternehmer will auf der Fläche neben dem Rathaus einen Discounter ansiedeln. Für die Grünen wäre das eine städtebauliche Katastrophe.

Auch an diesem sonnigen Spätsommermorgen lohnt sich der Blick. Vom Haus Oertmann mit den alten Linden davor bis zur ehemaligen Schmiede am Hellefisch. „Ein einmaliges Bild mit einem historischen Wert“, wie Fraktionschef Johannes Flaswinkel und Sprecher Thomas Becker von den Grünen finden. „Und eine einmalige Chance, hier an dieser Stelle den dörflichen Charakter zu erhalten. Diese Chance sollten wir nicht verschenken.“ Und deshalb wehren sich die Grünen auch vehement gegen die Pläne, hier an der Brüner Straße den Weg zum Bau eines Lidl-Marktes freizumachen. Genau das plant nämlich ein Unternehmer aus Hamminkeln, der direkt neben dem Rathaus einen Lebensmitteldiscounter mit einer Verkaufsfläche von 1400 Quadratmetern und 97 Stellplätzen bauen möchte. Sein Antrag für dieses Vorhaben vom 22. August kommt am Mittwoch im Ausschuss für Umwelt, Planung und Stadtentwicklung auf die Tagesordnung.

In der Sitzung ab 17 Uhr im Rathaus könnten die Fraktionen dann den Antrag auf Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes zur Errichtung des Lebensmitteldiscounters beschließen. Die Zufahrt würde zum einen über die Blumenkamper Straße, zum anderen über die Brüner Straße unmittelbar östlich des Pastorates erfolgen. Geplant ist ein eingeschossiges Verkaufsgebäude mit einem geneigten Pultdach und seiner Rückseite entlang der Straße Hellefisch. Für den vorgesehenen Standort fehlt derzeit allerdings das notwendige Baurecht, das der Interessent dann über einen Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplanes schaffen würde.

Thomas Becker (links) und Fraktionschef Johannes Flaswinkel vor der Obstwiese, von der auch ein Teil dem Neubau zum Opfer fallen wird. 
Thomas Becker (links) und Fraktionschef Johannes Flaswinkel vor der Obstwiese, von der auch ein Teil dem Neubau zum Opfer fallen wird. 

Discounter-Ansiedlung würde Verkehrsstrom erhöhen

Für die Grünen wäre die Umsetzung indes „eine städtebauliche Katastrophe“, wie auch Thomas Becker betont. „Eine schöne Fläche zentral in Hamminkeln, ein echtes Filetstück können wir nicht durch einen Discounter verwursten.“ Und Johannes Flaswinkel hat dabei immer auch den Blick auf das alte Hamminkeln im Hinterkopf. „Wir würden gerne das alte Arbeiterhaus mit dem parkähnlichen Charakter erhalten. Und wenn wir alles Historische aufgeben, ist kaum mehr das alte Dorf zu erkennen.“ Zudem verweisen die beiden Grünen-Politiker auf die Zunahme des Verkehrs, der über Brüner und Blumenkamper Straße rollen würde. Denn das Einzugsgebiet wäre groß, würde fast bis Haldern und Bocholt reichen. Außerdem habe man doch mit verschiedenen Discountern schon ein umfassendes Angebot am Ort. „Ist Lidl in Hamminkeln wirklich erforderlich?“, fragen beide unisono. Als Alternative sehen die Grünen eine Fläche an der Weststraße direkt neben der Feuerwehr vor.

Auch ökologisch sei die geplante Ansiedlung äußerst fraglich - gerade vor dem Hintergrund der Aspekte des Klimaschutzes. „Hier an der Brüner Straße würde eine Betonwüste entstehen“, sagt Johannes Flaswinkel. Eine Verdichtung im Zentrum mit einer eingeschossigen Bauweise passe zudem nicht in ein modernes städtebauliches Konzept. Auch die Planungen auf der Rückseite entlang der Straße Hellefisch sind den Grünen ein Dorn im Auge. Denn hier auf der sattgrünen Wiese stehen noch zahlreiche alte Obstbäume, von denen auch ein Teil gefällt werden müsste.

Vor der Diskussion am Mittwoch im Ausschuss hoffen die Grünen auf eine ablehnende Haltung auch bei den anderen Fraktionen. „Ich glaube schon, dass auch einige andere die Planung als bedenklich einschätzen“, sagt Johannes Flaswinkel. Denn städtebaulich müsse man moderner denken, können nicht derartige großflächige Bauten mitten in der Stadt planen. „Da haben wir auch eine Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen.“ Gut möglich, dass eine Entscheidung am Mittwoch vertagt werden könnte. „Das wäre keine dumme Entscheidung“, schmunzelt Johannes Flaswinkel.