Schermbeck. Beim Public Viewing zum EM-Auftakt guckten in Schermbeck drei junge Schotten zu. Sie sind mit dem Fahrrad von London nach Dortmund unterwegs.

Schermbeck ist im Fußballfieber: Auf dem Kiliansplatz organisierte der Altschermbecker Schützenverein am Freitagabend zum EM-Auftakt zwischen Deutschland und Schottland ein großes Public Viewing. Schon zum Anpfiff herrschte im Zeit ausgelassene Stimmung und die Schermbeckerinnen und Schermbecker waren in Feierlaune.

Sie tobten dann vor Freude, als in der zehnten Minute das 1:0 fiel. Trotz zwischenzeitlicher technischer Probleme bei der Übertragung hielt sich die positive Stimmung und auch beim zweiten Treffer jubelte Schermbeck mit. Einer der vielen jungen Zuschauer kommentierte siegessicher und leicht süffisant: „Wenn das schon so anfängt, dann wird das eine richtig schöne Niederlage, für Schottland!“ Das Tor kurz vor Ende der ersten Halbzeit bestätigte die gebannten Zuschauer in ihren Prognosen und auch die rote Karte für Schottland traf auf Zustimmung.

So ist die Stimmung beim Public Viewing in Schermbeck

Schermbeckerin Lea Triptrap gab zu, sie habe keinen starken Bezug zum Fußball oder Nationalstolz, aber bei der EM würde sie sich sehr über das Gefühl der Gemeinsamkeit freuen. Sie studiere eigentlich gerade in Trier, aber für dieses Wochenende sei sie extra nach Hause gekommen: „Alles für die EM!“

Doch nicht jeder teilte ihren Enthusiasmus. Eine weitere junge Zuschauerin gab zu, dass sie die vielen Deutschlandflaggen und den offenkundigen Patriotismus befremdlich finde. Die Geschichtsstudentin hatte gerade im Zusammenhang mit dem kürzlichen Sylt-Skandal ein mulmiges Bauchgefühl. Sie konnte den überschwänglichen Nationalstolz nicht ganz nachvollziehen und hielt eher mit den Schotten.

Public Viewing zum EM-Start: Schotten in Schermbeck

Tatsächlichen hatten sich am Freitag drei echte Schotten nach Schermbeck verirrt. Steward Crofford, Mark Irvine und Cal Molloy waren mit dem Fahrrad auf dem Weg von London nach Dortmund für das Spiel Italien gegen Albanien und wollten eigentlich nur auf dem Campingplatz Lippetal übernachten. Von dort aus hätten sie sich durch das Dorf gefragt und seien letztendlich dem Lärm der Fans zum Zelt gefolgt.

Gut besucht war das Festzelt in Altschermbeck beim Public Viewing zum EM-Auftakt.
Gut besucht war das Festzelt in Altschermbeck beim Public Viewing zum EM-Auftakt. © NRZ | Konstantin Spyrou

Sie erzählten, dass sie sich sehr wohlfühlten in Schermbeck, auch die Currywurst und das heimische Bier hätten sie überzeugt. Auf die Frage, welches Ergebnis sie sich wünschen würden, lächelten sie nur verschmitzt an. Natürlich würde man auf einen schottischen Sieg hoffen, aber der Schützenverein würde ihnen bei jedem deutschen Tor ein Bier ausschenken. Ganz offensichtlich bestand wohl ein Interessenskonflikt.

Schotten freuen sich schon auf nächsten Stopp in Schermbeck

Der Abend endete mit einem 5:1 für Deutschland und Jubel im Zelt. Bis zur letzten Minute starrten die Zuschauer noch gespannt auf die Leinwand und wurden mit einem Tor in der 93. Minute belohnt. Der Beginn eines Sommermärchens oder doch nur ein kurzlebiger Traum? Für die drei jungen Schotten geht es jedenfalls erst nach Dortmund und danach nach Köln, sie wollen ihrer Mannschaft und dem Schützenverein die Treue halten und freuen sich schon auf ihren nächsten Stopp in Schermbeck.