Marsa Alam/Hamminkeln. Die Insolvenz des Reiseveranstalters FTI hatte für viele Reisende unangenehme Folgen. So auch für ein Ehepaar aus Hamminkeln.

  • Am 3. Juni wurde offiziell bekannt gegeben, dass der Reiseveranstalter FTI Insolvenz angemeldet hat.
  • Die FTI-Pleite sorgte für Chaos bei bereits angetretenen und noch anstehenden Reisen.
  • Das Ehepaar Baublies aus Hamminkeln wehrte sich gemeinsam mit anderen deutschen Urlaubern in einem Hotel in Ägypten gegen das Verhalten des Managements.

So hatten sich die Eheleute Baublies aus Hamminkeln ihren Ägypten-Urlaub sicher nicht vorgestellt. Am Montag, 3. Juni erfuhren sie in ihrem Hotel, dem Casa Mare Resort in Marsa Alam, von der FTI-Insolvenz. Anfangs blieben sie noch gelassen, obwohl ihre Reise über FTI Deutschland gebucht worden und von der Pleite des Reiseveranstalters betroffen war. Da Pauschalreisen, seit der Pleite von Thomas Cook 2019 über die „Deutschen Reisesicherungsfonds“ (DRSF) abgesichert sind, erwarteten sie keine Probleme.

Um so erstaunter waren sie, als sie einige Stunden später einen Brief von der Rezeption vor ihrer Zimmertür fanden. Darin wurde das Paar aufgefordert, sich wegen der Zahlung beim Management zu melden. „Wir waren verwundert, weil ja schon im Vorfeld alles bezahlt war“, erinnert sich Detlef Baublies. „Der Rezeptionist meinte dann zu uns, wir müssten unverzüglich die Kosten für das Hotel begleichen. Das habe ich sofort verneint. Schließlich hat das Hotel keinen Vertrag mit uns, sondern mit dem Reiseveranstalter geschlossen.“

Daraufhin wurden er und seine Frau Korinna darauf hingewiesen, dass sie auf dem Formular beim Check-in unterschrieben hätten, selbst für die Kosten aufzukommen, wenn eine Situation wie die Insolvenz eintritt. „Ich habe nach dem Manager verlangt und dieser hat sich anfangs verständlich gezeigt“, erinnert Baublies. „Dann wurde der Ton rauer und ich habe das Gespräch mit dem Hinweis, dass die Reise durch den DRSF abgesichert ist und ich mich in Deutschland schlaumachen werde, beendet.“ Nachdem alle Reisenden solche Gespräche mit dem Hotel geführt hatten, eröffneten einige der deutschen Urlauber eine WhatsApp-Gruppe, um sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.

Hotelgäste an der Abreise gehindert

Andere Gäste seien, wie Baublies berichtet, zur Zahlung gedrängt worden. „Ein Paar mit zwei kleinen Kindern wollte am Dienstag abreisen. Der Vater weigerte sich, zu zahlen und als dann der Flughafen Transferbus von FTI ankam, hat das Hotelpersonal ihn wieder weggeschickt. Der Familie wurde verweigert, das Hotel zu verlassen“, sagt Baublies. „Ein herbeigerufenes Taxi wurde ebenfalls abgewiesen und erst nachdem die Familie eine Teilsumme gezahlt hat, durfte sie auschecken.“

Die, wie Baublies sie beschreibt, erpresserischen Methoden waren aber nicht der Höhepunkt. „Die Situation wurde ausgenutzt. Unsere Pauschalreise hat inklusive Flug, Transfer und Unterkunft rund 2.000 Euro gekostet. Der Hotelmanager vor Ort verlangte ganze 1.600 Euro, nur für das Hotel“, sagt der Hamminkelner. „Eine fünfköpfige Familie sollte sofort 6.000 Euro zahlen. Per Videokonferenz nach Deutschland und unter Beschimpfungen seitens des Managers haben sie das Geld zusammengekratzt, damit sie gehen durften.“

Auch ein Schreiben der deutschen Botschaft aus Kairo, das die Eheleute Baublies vorlegten und das Hoteliers die Absicherung von Hotelkosten durch den DRSF bestätigte, änderte nichts an der prekären Lage. „Das Schreiben hat der Manager sich nicht einmal durchgelesen“, sagt Baublies. „Er drohte uns damit, die Polizei zu rufen und uns aus dem Hotel zu werfen, sollten wir nicht am Mittwoch zahlen. Daraufhin haben wir uns mit der Unterstützung des Reisebüros Vesalia eine neue Unterkunft für unsere letzten fünf Urlaubstage gesucht.“

Zwischenzeitlich hatte der Reiseanbieter Dertour die Betreuung der von der Pleite betroffenen Reisenden übernommen und sich mit dem Hotel in Verbindung gesetzt. Am Mittwochabend erhielt Baublies die Information, dass alles mit dem Manager geregelt sei und keiner der Gäste mehr belästigt werden solle oder etwas zahlen müsse. 20 Minuten später erfuhr Detlef Baublies per WhatsApp, dass andere Reisende erneut zur Kasse gebeten wurden.

„Ihr Urlaub ist vorbei“

„Zwei junge Damen baten mich um Hilfe und ich war anwesend, als der Hotelmanager sie darüber belog, dass alle anderen Gäste ihre Rechnung bereits bezahlt hätten“, beschreibt er. „Ich habe selbst 15 Jahre im Management gearbeitet. Deshalb konnte ich mit dem Druck, der auf uns ausgeübt wurde, besser umgehen als andere.“ Als die Stimmung hochkochte und seine Frau das Geschehen zu Beweiszwecken fotografieren wollte, wurde der Hotelmanager nach Baublies Aussage handgreiflich und versuchte ihr das Handy aus der Hand zu schlagen.

Als das Ehepaar nach diesem Vorfall nach dem Abendessen wieder in ihr Hotelzimmer zurückkehren wollten, war die Tür verschlossen. An der Lobby teilte man ihnen mit: „Your holidays are over“ („Ihr Urlaub ist vorbei“), bevor sie wieder Zutritt zu ihrem Zimmer erhielten. „Am Donnerstagmorgen haben wir dann fluchtartig das Hotel verlassen, sind ins Taxi gesprungen und waren weg“, erzählt Baublies. „Man hört ja häufiger von solchen Geschichten, aber dass so etwas einem selbst passiert, damit rechnet man nicht.“