Wesel. Das Schulbauprogramm kommt nicht so zügig voran wie geplant und wird auch teurer. Wo gerade gebaut wird und wo es demnächst weitergeht.
In den Ferien ist es ruhig an den Schulen, doch zumindest dort, wo die Stadt Standorte erweitern und sanieren lässt, herrscht (Baustellen-)Betrieb. Im Rahmen des Schulbauprogramms werden in den nächsten Jahren alle städtischen Schulen auf den neuesten Stand gebracht. Wo aktuell noch gebaut wird, welche Maßnahmen als nächstes anstehen und welche Schulen erst zu einem späteren Zeitpunkt saniert werden, erklären der Beigeordnete Markus Postulka, Fachbereichsleiter Thorsten Hummel und Teamleiterin Lamprini Beyer im NRZ-Gespräch.
An vier Grund- und zwei weiterführenden Schulen haben die Bauarbeiten entweder begonnen oder starten im kommenden Jahr. Bis etwa 2030 sollten alle Weseler Standorte ursprünglich fertig saniert sein, doch mittlerweile gehen die Planungen schon bis Ende der 30er Jahre. Der endgültige Abschluss lasse sich nicht zuverlässig prognostizieren, erläutert Markus Postulka. „Wir haben manchmal bei Ausschreibungen keine Bieter.“ Sie müssen dann wiederholt werden, was Zeit und Geld koste. Besonders im Bereich Heizung und Sanitär gebe es Probleme. In einem ersten Schritt werden bis 2030 alle Schulen in Angriff genommen, die erweitert werden müssen, weil sie mehr Platz brauchen. Die Sanierungen der Bestandsgebäude sind erst in einem zweiten Schritt an der Reihe, erklärt Markus Postulka das Vorgehen.
Den Anfang machte die Grundschule Fusternberg. Hier ist der Rohbau des Erweiterungsbaus fast fertig, im Herbst wird Richtfest gefeiert. Die Schule wächst dadurch um 1500 Quadratmeter und wird künftig drei statt zwei Klassen pro Jahrgang aufnehmen können. Voraussichtlich Ende 2025 ist alles fertig umgebaut und saniert. 15 Millionen Euro wird das nach aktuellen Planungen kosten – der höchste Einzelposten bei den Grundschulen.
Innovatives Verfahren beim Ausbau der Konrad-Duden-Grundschule
Große Fortschritte lassen sich auch an der Polderdorfschule Büderich/Ginderich erkennen. Der Rohbau für das Erdgeschoss des Erweiterungsgebäudes (unter anderem für Mensa und Ganztag) steht und wird verklinkert. Das Obergeschoss aus Holz soll bis zum Herbst ergänzt werden. Die Schule gewinnt fast 1000 Quadratmeter dazu und soll von acht auf zehn Klassen wachsen. Die Fertigstellung inklusive Sanierung des Bestandsgebäudes ist zum Schuljahr 2026/27 geplant. Geschätzte Kosten: 5,5 Millionen Euro.
Ein innovatives Verfahren wendet die Stadt für die Erweiterung der Konrad-Duden-Grundschule an. Noch liegt nur die Bodenplatte, schon bald entsteht darauf aus fertigen Holzmodulen ein Neubau. Bis Jahresende, so Postulka, sei die Außenhülle fertig, bis Ende 2024 der Innenausbau. Dann können die Übergangscontainer für den Unterricht weichen. Die Sanierung des Bestandsgebäudes dauert bis 2029. Die Schule wird durch die Erweiterung um 1500 Quadratmeter größer, die Kosten liegen bei 12 Millionen Euro. Die Grundschule am Nussbaumweg wird zwar nicht mehr Klassen aufnehmen, doch aufgrund des ab 2026/27 geplanten Rechtsanspruchs auf Ganztag schafft die Stadt mit dem Ausbauprogramm die Kapazitäten im Primarbereich, berichtet Lamprini Beyer. Bis zu 85 Prozent der Kinder werden in Wesel wohl den Ganztag in Anspruch nehmen.
Schon Ende 2025 hofft die Stadt mit den Arbeiten an der Grundschule Blumenkamp fertig zu sein. „Das ist sportlich“, räumt Markus Postulka ein. Derzeit wird auf den Anbau eine Etage aufgesattelt und die ehemals zwei Schulgebäude erhalten eine bauliche Verbindung zwischen Nord- und Südtrakt. Der Rohbau dafür steht schon. Diese Arbeiten sollen bis Ende 2024 beendet sein, außerdem wird noch ein Anbau für Mensa und Aula erstellt und die Altgebäude saniert. Zehn Millionen Euro wird die Modernisierung und Erweiterung um 12000 Quadratmeter wohl kosten, die Schule bleibt zweizügig.
Pläne für die Hansaringschule als neuer Grundschulstandort
Mit rund 22 Millionen Euro (inklusive eines 30-prozentigen Puffers) rechnet die Stadt bei der Sanierung der Konrad-Duden-Realschule, die ab Mitte kommenden Jahres unter anderem ein neues NaWiTec-Gebäude ähnlich wie das an der Gesamtschule erhalten wird. Der Standort vergrößert sich um fast 2000 Quadratmeter, die Schule benötigt Platz für 20 Klassen. Der Anbau soll bis Anfang 2026 fertig sein, die anschließenden Sanierungsarbeiten am alten Schulgebäude ziehen sich bis 2034/35. An der Gesamtschule Am Lauerhaas werden bis Ende der Herbstferien die ehemaligen naturwissenschaftlichen Räume in Klassenräume verwandelt, danach können die Container abgebaut werden. Anschließend soll auch noch das Bestandsgebäude saniert werden.
Bei zwei weiteren großen Projekten hat die Stadt die Hoffnung, dass die Arbeiter ebenfalls noch 2024 loslegen können: An der Ida-Noddack-Gesamtschule sind auf dem Schulhof anstelle der Pavillons sowie zwischen dem Hauptgebäude und dem Herzogenring zwei größere Erweiterungstrakte geplant. Langfristig wird das benachbarte Paulinum nicht mehr benötigt. Hier könnte eine neue Sporthalle entstehen, beschlossen ist das aber noch nicht. Für den Ausbau der Hansaringschule zum Zweitstandort für die Innenstadtgrundschule hat die Stadt mit dem Gebäude der Tagespflege Mariechen an der Rheintorstraße schon zusätzliche Flächen gekauft. Die Planungen für die Modernisierung des zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzten Gebäudes laufen, der Altbau soll aber erhalten bleiben.
Konkretisiert werden müssen noch die Pläne für Sanierung der beiden Gymnasien, die bedingt durch die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren ebenfalls mehr Platz brauchen, sowie der Grundschulen Quadenweg, Feldmark, Buttendick und Theodor Heuss mit dem Teilstandort Bislich. Dies soll, so Thorsten Hummel, gemeinsam mit den Schulgemeinden passieren.
Gesamtkosten für Weseler Schulbauprogramm sind schwer kalkulierbar
Die Weseler Schulen müssen nicht nur an die steigenden Schülerzahlen, sondern auch an neue Anforderungen wie Offener Ganztag oder individuelles Lernen angepasst werden. Daher vergrößert die Stadt die Standorte dort, wo es nötig ist, und modernisiert alle Bestandsgebäude. Es werden sogenannte Cluster gebildet, also Jahrgangsbereiche mit multifunktionaler Raumgestaltung.
Ursprünglich waren rund 91 Millionen Euro eingeplant, es wird aber deutlich teurer. Eine Prognose über die Gesamtkosten wagt Markus Postulka bei dem langen Planungszeitraum nicht. Thorsten Hummel vom Fachbereich Gebäudeservice ergänzt, dass die Preissteigerungen in der Vergangenheit zum Teil beim 40 Prozent lagen. Wie sehr die Preise in die Höhe schnellen, zeigt sich an den ersten Baustellen: Für die Grundschule Fusternberg waren 2019 noch acht Millionen Euro veranschlagt worden, heute sind es 15 Millionen. An der Konrad-Duden-Grundschule rechnet man heute mit 12 Millionen Euro Kosten statt mit 5,5 Millionen.