Hünxe. Die Zahl der Kegelclubs ist im Laufe der Jahre gesunken. Die „Promilleperlen“ erzählen, warum das Hobby in der heutigen Zeit noch attraktiv ist.
Kegeln war einmal bei Jung und Alt sehr beliebt – es ist sogar ein Leistungssport, wird aber zumeist als Freizeitvergnügen mit eher mäßigem sportlichem Anspruch ausgeübt. Heute scheint diese Aktivität nicht mehr in die Zeit zu passen. Oder doch? Der Kegelclub „Promilleperlen“ trifft sich alle vier Wochen samstags mit großer Begeisterung in der Drevenacker Gaststätte Alt-Peddenberg.
Zuerst gemeinsam essen, dann draußen eine rauchen und dann hinunter in den Keller: Mit großem Gelächter belegen die zehn Mädels, die zwischen 27 und 41 Jahre jung sind, ihre Bahn. Bewirtet werden sie von Servicekraft Patricia, die sofort verrät: „Das ist mein Lieblingskegelclub.“ Und: „Jede Dame hat ihren festen Sitzplatz“, berichtet Tamara, die inoffizielle Kegelmutti, die an der mitgebrachten Box auch für Party-Musik sorgt. Auf der einen Seite sitzen die „schlechten“, auf der anderen Seite die „guten“ Keglerinnen. „Das hat sich im Laufe der Zeit so herauskristallisiert. Denn die eine Seite verliert grundsätzlich gegen die andere beim Mannschaftsspiel“.
Das unterscheidet den Frauen-Kegelclub von den Männern
Gegründet hat sich der Club im Jahr 2019. Die Motivation: „Wir wollten etwas gemeinsam unternehmen und da wir auch Muttis unter uns haben, ist es meist schwer, einen Termin zu finden, an dem alle können“, heißt es. Befeuert wurde der Wunsch auch durch die Ehemänner und Partner der „Promilleperlen“, die schon seit mehr als einem Jahrzehnt als Kegelclub „Fläschkenbrüder“ die Kugel rollen lassen. Aber: „Die haben wesentlich mehr Statuten als wir und sehen das Kegeln etwas sportlicher“. Den festen Kegeltermin können nun alle einplanen, genauso wie die jährlichen Ausflüge, die ebenfalls einen festen Platz im Terminkalender haben.
Alle zwei Jahre gibt es eine mehrtägige Tour, die von zwei „Kegelperlen“ als Überraschungsreise organisiert wird. Von ihrem ersten Aufenthalt in Kroatien schwärmen sie immer noch – das ist ebenfalls die Motivation zum Kegeln. Denn an diesen Abenden wird das Geld für die Reise zusammengekegelt. Entsprechend saftig sind die „Strafgelder“. Wer unentschuldigt fehlt, zahlt zum Beispiel sechs Euro. Pudel kosten zwei Euro, wer alle Neune schmeißt, zahlt einen Euro und muss eine Runde geben. Wer vergisst, seinen grauen Kegelhoody anzuziehen, zahlt ebenfalls zwei Euro.
Frauen-Kegelclub hat seine eigenen Rituale
Pia fällt an diesem Abend besonders auf, da sie als Karl Lagerfeld verkleidet ist. Stilecht mit Sonnenbrille, Perücke und Hauskatze Choupette. Und nein, nicht der nahende Höhepunkt der fünften Jahreszeit ist der Grund für das Outfit. Vielmehr war Pia beim letzten Kegeln die Pudelkönigin. Bei den „Promilleperlen“ muss diese „Königin“ dann beim nächsten Kegeln verkleidet erscheinen. Der Spaß an der Gemeinschaft steht im Vordergrund, das wird schnell klar – es wird viel gelacht und natürlich getrunken. „Promilleperlen“ eben.
Tamara verrät, dass sich der Kegelclub auf der benachbarten Bahn von der Lautstärke auch schon mal gestört fühlt. Kein Wunder bei der Partymusik, die eigentlich eher zum Tanzen animiert. Und deshalb ist das letzte Spiel auch immer ein Aerobicspiel, bei dem die „Promilleperlen“ unter rhythmischen Bewegungen die Kugel über die Bahn rollen lassen. Bei aller Fröhlichkeit gibt es auch ein Spiel, bei dem gegenteilige Gefühle aufkommen: Pia berichtet vom „Mensch ärgere dich nicht“, das auch schon mal negative Emotionen auslöst. Zum Beispiel, wenn jemand rausgeschmissen wird und zum dritten Mal von vorne anfangen muss. Aber: „Die Wut hält nicht lange an“, versichert Pia schmunzelnd.
Immer weniger Clubs treffen sich auf der Kegelbahn
Das Gasthaus Alt-Peddenberg öffnet nur noch an den Wochenenden, dadurch haben sich die Clubs automatisch dezimiert. Aber: „Die Anzahl der Kegelclubs, die sich unter der Woche zum Kegeln getroffen haben, ist grundsätzlich weniger geworden“, berichtet Inhaber Ulrich Vennmann. Den Grund hierfür sieht er in den zahlreichen Freizeitangeboten, die im Laufe der Jahrzehnte immer mehr wurden. Kegelbrüder- und schwestern sind in die Jahre gekommen und treffen sich heute eher zum Stammtisch. Aber stolz sei er darauf, dass es noch vier Clubs gibt, die sich mit der Eröffnung der Kegelbahn im Jahr 1975 gegründet haben.