Kreis Wesel. Haustiere leiden sehr unter Extremtemperaturen - Tierschützerinnen benennen die Gefahren und wissen, was nicht nur Hund und Katze erfrischt.
Hitzerekorde sind angekündigt, Mensch und Tier leiden. Mit kleinen Kniffen können Tierfreunde ihren Lieblingen das Leben erleichtern, mitunter sogar retten. Da wären die Selbstverständlichkeiten, die dennoch häufig missachtet werden: genug Wasser bereitstellen, nie Tiere im Auto lassen, auch nicht im Schatten. Trotzdem leiden und sterben Jahr für Jahr Hunde in backofenheißen Fahrzeugen, Ziervögel verenden auf dem Sonnenbalkon, Meerschweinchen gehen elend ein. Wir haben Tipps bei Tierschützerinnen gesammelt.
Die meisten Hunde leiden unter hohen Temperaturen, besonders alte Tiere und Rassen mit verkürzten Nasen geraten schnell in Lebensgefahr. Laufen am Fahrrad ist in diesen Tagen für alle Hunde tabu, „lassen Sie das Rad stehen“, bittet Gabi Wettläufer, Leiterin des Weseler Tierheims. Spaziergänge in den frühen Morgen, späten Abend oder die Nacht verlegen. Das Moerser Tierheim hat sich in Vorbereitung auf die kommenden Tage in Früh- und Nachtschicht aufgeteilt, ist nun von 6 bis 21 Uhr geöffnet. Leiterin Nicola Kreuzmann rät dazu, auch längere Fahrten nachts zu unternehmen. Hunde sollten die Schnauze nicht aus dem Fenster halten, Augen- und Ohrenentzündungen drohen. Generell für alle Tiere gilt: frische Luft ja, Durchzug nein.
Verbrannte Pfoten drohen durch glühend heißen Asphalt
Glühend heißer Asphalt ist eine Qual für Hunde. Zum Thema „ich gehe immer um 14 Uhr meine Runde“ haben Kreuzmann und Wettläufer die gleiche Strategie: „Ich sage den Leuten immer: Stellen Sie sich barfuß auf die Straße und sehen Sie, wie weit Sie kommen“, sagt Wettläufer, Kreuzmann lässt sie „fünf Minuten stehen, mal schauen ob sie zappeln.“ Das sei noch wirksamer als der häufig empfohlene Sieben-Sekunden-Test: Handrücken – nicht die unempfindlichere Handfläche – sieben Sekunden auf den Asphalt legen. Ist das zu heiß, sollte auch der Hund nicht laufen.
Für alle Tiere gilt, betonen die Tierschützerinnen, dass sie zwar kühlende Angebote erhalten, sich ihnen aber auch entziehen können sollten. Die im Handel angebotenen Kühlwesten für Hunde lehnt Wettläufer deshalb ab. Kühlmatten sind eine gute Alternative, findet auch Kreuzmann, wenn die Tiere sie aufsuchen und verlassen können. Im Moerser Tierheim stellt das Team Hundepools auf, das Wasser soll nicht eiskalt sein. „Vor und nach dem Spaziergang stellen wir die Hunde kurz hinein, das tut ihnen gut. Von dem Rat, den Hunden die Beine kalt abzuspritzen halte ich gar nichts“, schimpft Kreuzmann. Kreislaufkollaps kann die Folge sein, vor allem bei älteren Tieren. Das gilt auch für gut gemeinte kalte Duschen.
Scheren? Besser erst den Tierarzt fragen
Mancher möchte helfen und verpasst Husky oder Golden Retriever eine Kurzhaarfrisur. Gabi Wettläufer selbst würde das nicht tun, sie rät dazu, die Tiere ordentlich zu bürsten, damit totes Fell ausgekämmt wird. Allerdings ist die Pro- und Contra-Diskussion auch unter Fachleuten hitzig, am besten den Tierarzt des Vertrauens nach seiner Einschätzung zum individuellen Hund fragen.
„Hundeeis“, zu dem es im Netz zahlreiche Rezepte gibt, sieht Wettläufer als ein gutes Angebot zur Abkühlung. Die einfache Version: Quark mit Obst mischen und einfrieren. Neigt der Hund zum Schlingen, besser in ein Füll-Spielzeug geben und schlecken lassen, sonst droht Bauchweh. Übrigens: Trinkfaule Hunde werden durch Wasser im Futter ausgetrickst.
Katzen bleiben häufig in der Wohnung, vor allem im Dachgeschoss kann das zum Problem werden. Samtpfoten sollten die Chance haben, ein kühles Plätzchen aufzusuchen, und sei es auf den Fliesen unter der Couch, rät Gabi Wettläufer. Ventilatoren sind keine gute Idee, die Verletzungsgefahr ist hoch. Es muss auch nicht immer eine kostspielige Klimaanlage her (nicht zu stark herunterkühlen!): Einfaches Mittel, um Erfrischung anzubieten sei, ein feuchtes Handtuch auf einen Transportkorb oder eine Kiste zu legen. Katzen legen sich gern darunter. Die im Netz kursierende Idee, ein tiefgekühltes Kirschkernkissen anzubieten, unterstützt Gabi Wettläufer. Nicola Kreuzmann warnt vor gekippten Fenstern, in denen schon mancher Stubentiger qualvoll umgekommen ist. „Es gibt zahlreiche Schutzmechanismen im Handel, um die Fenster zu sichern.“
Kleintiere wie Kaninchen und Meerschweinchen sind sehr empfindlich und häufige Hitzeopfer. Sie müssen vor Sonne geschützt werden, im Freigehege unbedingt Schattenplätze bieten (Vorsicht, die Sonne wandert). Auch für sie gibt es Erfrischungs-Tipps: Eine Pet-Flasche in den Kühlschrank legen, dann in ein Handtuch wickeln und in den Käfig legen. Das ist im Moerser Tierheim bei den Kaninchen sehr beliebt, „sie kuscheln sich gern längs an die Flasche“. Ein weiterer Tipp: nasse Tücher über dem von Meerschweinchen und Nagern geliebten Weidentunnel. Sie legen sich gern darunter. Hamster freuen sich über eine Schale im Kühlschrank vorgekühlten Sandes zum hineinbuddeln. Frisches Grünfutter bietet zusätzliche Feuchtigkeit.
Ziervögel baden jetzt besonders gern, das Wasser sollte häufig gewechselt werden. Viele Tiere mögen es, mit einer Pflanzensprühflasche befeuchtet zu werden, auch hier gilt: kein eiskaltes Wasser. Ein nasses Tuch über dem Käfig bietet ebenfalls Erfrischung.
Nicola Kreuzmann bittet bei all den Tipps für die Haustiere: „Vergessen Sie die bitte die Wildtiere nicht!“ Schon eine flache Schale mit Wasser in Garten und auf dem Balkon können helfen.