Wesel. Eigentlich wäre am Samstag in Wesel das Prinzenpaar proklamiert worden. Doch für André I. und Susanne II. wird es wohl die zweite stille Session.

Wer gedacht hätte, Susanne und André Nitsche würden jetzt Trübsal blasen, weil ihre Prinzenproklamation in Wesel am Samstag kurzfristig abgesagt wurde, sah sich getäuscht. Das designierte Prinzenpaar brach zwar nicht gerade in Freudentränen aus, nahm die erneute Absage aber nicht nur mit Anstand sondern sogar mit Humor: „Wir bleiben also erstmal das Prinzenpaar in Lauerstellung – oder auch in freudiger Erwartung“, sagt André Nitsche, der eigentlich heute schon als „Prinz“ angeredet werden müsste – nun aber genauso auf diese Anrede warten muss, wie seine „Prinzessin“ Susanne.

Das Prinzenpaar in Wesel braucht die Prinzengarde

Zwar standen die beiden bei ihrer Vorstellung am 11.11. bei der Sessionseröffnung im Saal Schepers schon auf der Bühne und im Mittelpunkt – „aber eben nicht im Ornat“, betont André Nitsche, der für die Absage der Prinzenproklamation allerdings genauso wie seine Frau vollstes Verständnis hat. „Eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung“, nennt er den einstimmigen Beschluss des Carnevals-Ausschusses Wesel, die mit 500 Gästen geplante Veranstaltung zwei Tage zuvor zu streichen. „Natürlich ist das bitter, aber was wäre denn auch ein Prinzenpaar ohne Prinzengarde gewesen?“, fragt der (Fast-)Prinz und erinnert daran, dass er und seine Susanne schließlich aus der Prinzengarde kommen und auf deren Auftritt bei einer Proklamation viel Wert gelegt hätten.

Zu der Weseler Prinzengarde gehört bekanntlich auch der Spielmannszug. Doch Blechbläsermusik in der Halle – das sei in Corona-Zeiten nun wirklich nicht vorstellbar, erklärt das Prinzenpaar und gibt sich sehr gefasst nach der Absage: „Es ist ja nicht so, dass uns das der Boden unter den Füßen weggezogen hätte.“ Susanne und André Nitsche betonen: „Es gibt wirklich Schlimmeres in dieser Situation, man muss der Pandemie einfach Rechnung tragen.“

Statt Proklamation: Pittermännchen und Karnevalslieder

Doch was macht ein Prinzenpaar am Abend ihrer Proklamation, wenn diese kurzfristig nicht stattfindet? Auf dem Sofa sitzen und schmollen? „Quatsch!“, sagt André Nitsche und berichtet, dass sich schon Stunden nach der Absage ein „Tröstungskomitee“ angesagt habe. Mit einem „Pittermännchen voll Kölsch“ werde man sich bei einer „kleinen privaten Tröstung“ trotzdem einen schönen Abend machen, betonte der 42-Jährige und ergänzt lachend: „Natürlich werden dabei auch Karnevalslieder laufen!“

Das Weseler Prinzenpaar André und Susanne Nitsche muss erstmal weiter auf seine Proklamation warten.
Das Weseler Prinzenpaar André und Susanne Nitsche muss erstmal weiter auf seine Proklamation warten. © FFS | Markus Weissenfels

Auch Susanne Nitsche betont: „Natürlich wäre die Prinzenproklamation schön gewesen, aber uns ist wichtig, dass die Menschen in Wesel sich nicht entzweien. Irgendwann kommt die Zeit, in der wir auch wieder unbeschwert feiern können.“

Prinzenpaar will kein Karneval nach Aschermittwoch

Ob das im Laufe dieser Session noch möglich ist, scheint auch für das Prinzenpaar eher unwahrscheinlich. „Ich habe da wenig Hoffnung“, sagt die 41-jährige designierte Prinzessin mit Blick auf die kommenden närrischen Termine wie das Prinzentreffen am 2. Januar. Und ihr Mann stellt – wie schon zuvor CAW-Präsident Ludger Becker – unmissverständlich klar, dass es mit dem Prinzenpaar kein Karneval nach Aschermittwoch geben wird. „Das geht ja gar nicht: Die Karnevalszeit ist die Vorbereitung auf die fleischlose Zeit, also die Fastenzeit. Der Sommer ist nicht die Zeit der Karnevalisten, sondern die Zeit der Schützen“, erklärt André Nitsche, der auch Präsident des Schützenvereins Fusternberg ist.

Auch er könne gut mit weiteren Absagen leben: „Wir werden das mit Würde nehmen und uns die Hoffnung bewahren, dass irgendwann alles nachgeholt werden kann.“ Alles vor dem Hintergrund der Bedrohung durch das Coronavirus müsse man einfach der Realität ins Auge blicken: „Das Wichtigste ist doch, dass wir alle gesund bleiben.“