Wesel. Die Kabarett-Gruppe Storno hat im Bühnenhaus in Wesel mit ihrem aktuellen Programm einen gelungenen Auftritt hingelegt, findet unsere Kritikerin.
Mutig gegen den Irrsinn anzulachen – das hatten die drei Kabarettisten, die sich Storno nennen, am Freitagabend dem Publikum im Weseler Bühnenhaus versprochen. Die Herren aus Münster hielten sich dran, mit einem tagesaktuellen Programm, mit viel Intelligenz und Spitzfindigkeit, reichlich Sarkasmus, witzigen Wortspielen, Musik und einem Schuss Comedy.
Putin mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine – „was sich liebt, das annektiert sich“ – zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm. Storno gelingt die Gratwanderung, die komische Seite des tragischen Konflikts herauszuarbeiten, ohne ihn zu verharmlosen. Man müsse den „Pittbull auf Ecstasy“ beruhigen, meinen sie: „Wir können ihm ein Leckerli zuwerfen. Sachsen“, so ihr Vorschlag. Und gleich noch einer: Wir könnten die „fleischgewordene Feldhaubitze“ Strack-Zimmermann zu ihm schicken: „Die wird ihm Angst machen.“
Storno im Bühnenhaus Wesel: 80 Millionen Kriegsstrategen
Und natürlich geht es um die deutschen Diskussionen über den Krieg. Nach achtzig Millionen Bundestrainern und achtzig Millionen Virologen macht Storno nun achtzig Millionen Strategen aus, die sich die Frage stellen, was eine schwere und was eine adipöse Waffe sei. Besser kann man die Debatte kaum karikieren. Für die künftige Verteidigung Deutschlands haben sie eine geniale Lösung parat, provisorisch zwar, und auch nur im Sommer umsetzbar: „Da kommen die Holländer. Über die Autobahnen. Mit schwerem Gerät.“ Der Kanzler, ulken sie, sei sehr schwer zu fassen, ein bisschen glitschig – Oil of Olaf eben. Dabei riefen nun alle nach Führung. „Die Zahl der Nasenpiercings steigt enorm an“, weiß Jochen Rüther: „Alle wollen geführt werden.“
Die AfD bekommt ebenfalls ihr Fett weg, Beatrix von Storch vor allem. Thomas Philipzen, der dritte Storno-Mann, veräppelt sie mit einer seiner witzigen, fast schon akrobatischen Slapstick-Einlagen – als staksiger Storch. Auch die zurückgetretene NRW-Umweltministerin Heinen-Esser bleibt nicht ungeschoren: Musste man wirklich die Flutkatastrophe in ihren Mallorca-Urlaub legen?
Höhepunkt des Abends ist die Abrechnung mit Papst Ratzinger
Und dann Markus Lanz, der erste batteriebetriebene Moderator der Welt: „Da kann Putin ruhig eine Atombombe schmeißen – der labert weiter.“ Für dessen Dauergast Lauterbach haben die auch musikalisch starken Münsteraner eigens ein Lied geschrieben, obwohl ja Corona von der FDP abgesagt sei: „Wir haben jetzt Krieg, da können wir nicht auch noch Pandemie haben.“
Höhepunkt des Abends ist jedoch die Abrechnung mit Papst Ratzinger und der katholischen Kirche in puncto Missbrauch: Die drei singen eine Liturgie, teils in großartig erfundenem, durchaus verständlichen Latein. Ihr Tenor: Alle anderen haben Schuld, nur die Kirche nicht. Glaube versetze Fakten.
Die Zugabe ist am Freitag ebenfalls kaum zu toppen: Der Untergang der deutschen Kleinfamilie während des Lockdowns wird mit Hilfe des griechischen Dramas um Medea veranschaulicht. Die Dame tötete bekanntlich ihre Kinder. Storno verspricht, wiederzukommen. Hoffentlich bald.