Wesel. Mehrere Museen in der Region öffneten am Sonntag kostenlos. Im LVR-Niederrheinmuseum war eine neue Sonderausstellung erstmals zu sehen.
Museen in der Region Issel-Lippe-Niederrhein haben am gestrigen Sonntag den letztes Jahr coronabedingt ausgefallenen offenen Museumstag nachgeholt. Sie öffneten ab 11 Uhr ihre Türen und Tore und luden Interessierte ein, Kunst Kultur und Geschichte zu erleben und zu genießen.
Wesel beteiligte sich zum Beispiel mit der Ausstellung „Helden oder Halunken?“ in der Schill- Kasematte der Zitadelle. Elf Offiziere unter dem Kommando Ferdinand von Schills waren 1809 von Napoleons Soldaten gefangen genommen worden, für Monate in der Zitadelle eingesperrt und wurden später als Straßenräuber hingerichtet. 1835 wurde ihnen an der Stelle ihrer Exekution an der Schillwiese das heute noch existierende Denkmal errichtet. Die Ausstellung zeigt mit einer Mischung aus historischen Exponaten und interaktiven Porträts die Geschichte dieser elf Soldaten.
Weseler Stadtgeschichte im LVR-Museum
Gleich nebenan im LVR-Niederrheinmuseum ist die Dauerausstellung „Wesel und die Niederrheinlande“ zu besichtigen. Ein begehbares Panorama stellt – ebenfalls über Monitore interaktiv – die wechselvolle Geschichte der historischen Hansestadt dar, die sie prägenden Personen und Institutionen und ihre Verbindungen zu den Niederlanden. Die Filmsequenzen zeigen fiktive Interviews und Unterhaltungen mit Personen der Weseler Zeitgeschichte und stellen historische Alltagsszenen nach.
So erfährt man etwas über die Kartäuser, die Beginen, natürlich Konrad Heresbach und St. Willibrord, die Freundschaft zwischen Friedrich II. und dem Philosophen Voltaire und über Glaubensorden wie die Jesuiten oder Devotio Moderna. Historische Landkarten, zeitgenössische Gemälde und Fotografien runden die interessante Ausstellung ab.
Lipski-Ausstellung eröffnet
Der Höhepunkt des Museums-Sonntages war aber ohne Frage die feierliche Eröffnung der Sonderausstellung „Marlene Lipski“ ebenfalls im LVR-Niederrheinmuseum. Obschon 1947 in der DDR geboren und 1971 nach West-Deutschland gekommen, wird sie dennoch gerne als Weseler Künstlerin gesehen. Denn hier entstanden nicht nur wesentliche Teile ihres Gesamtwerkes, sondern sie hat sich daneben über 25 Jahre lang ehrenamtlich im Nikolausstift engagiert, wofür sie 2016 mit dem Ehrenamtspreis der Stadt ausgezeichnet wurde.
Ihre Arbeiten zum Thema Feuer und Flammen schafften es sogar bis auf die Jubiläumslokomotive des Deutschen Feuerwehrverbandes und ins Feuerwehrmuseum Fulda. „Der Westen Deutschlands bedeutet mir Freiheit im Denken und Handeln“, wird die 2019 verstorbene Künstlerin zitiert, die schon in ihrer Jugend in der DDR mit ihren leuchtend blauen Haaren als unangepasst auffiel.
Nach ihrer Abschiebung 1971 in die Bundesrepublik konnte sie ihren wahren künstlerischen Werdegang fortsetzen. Dr. Veit Veltzke, Leiter des LVR-Niederrheinmuseums, hat gemeinsam mit der Tochter Linda Lipski diese Gedächtnis-Ausstellung organisiert, die noch bis zum 9. Januar in den Räumen des LVR- Niederrheinmuseums zu sehen sein wird.
>> Diese Museen machten beim offenen Museumstag mit
In Wesel beteiligte sich außerdem noch das Deichdorfmuseum Bislich mit einer Entdeckertour am offenen Museumstag.
In Hamminkeln-Wertherbruch führte das Weinkontor Kloster-Kraul durch zwei Jahrtausende Weinanbau zum Anfassen und bot Erkundungstouren durch den Garten.
In Hünxe erlaubte das ehemalige „Gut Esselt“ mit dem Otto-Pankok-Museum einen Einblick in die umfassende Neuausrichtung durch die Umbaumaßnahmen.
In Schermbeck stellten das Heimatmuseum, das Privatmuseum von Elke und Klaus Sondermann sowie die Feldbahnfreunde Gahlen ihre Angebote vor.