Hamminkeln. Die Biologische Station im Kreis Wesel stellte im Rahmen einer Exkursion in der Dingdener Heide ihren Jahresbericht vor.
Wiese, Wald, Heide, Moore, Blänke und Äcker: Kaum eine Fläche im Kreis Wesel ist ein derart vielfältiger und variantenreicher Lebensraum wie das Naturschutzgebiet Dingdener Heide. Kein große Überraschung also, dass die Biologische Station im Kreis Wesel am Mittwoch genau dieses schöne Fleckchen auswählte, um ihren Jahresbericht 2020 vorzustellen, um über Maßnahmen, Projekte und Entwicklungen in Natur und Landschaft, um über die Lage der Natur im Allgemeinen zu sprechen.
Erstmals präsentierte das Team um den Vorsitzenden Klaus Lorenz, Geschäftsführer Wilhelm Itjeshorst und Pressesprecher Thomas Traill den Jahresrückblick im Rahmen einer Exkursion ins mit knapp 1700 Hektar größte Naturschutzgebiet des Kreises - weitere sollen in den kommenden Jahren in den anderen Schwerpunktgebieten folgen.
16 Prozent der Kreisfläche ist Naturschutzgebiet
Interesse an der Arbeit der Biologischen Station zeigte gestern auch die Politik. So machten sich Hubert Kück, Fraktionschef der Kreis-Grünen, Dr. Hans-Peter Weiß, Bundestagskandidat der Grünen im Wahlkreis Wesel, Arnd Cappell-Höpken, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion, und Friedrich Eifert, früherer Fraktionschef der Weseler FDP, mit auf den Weg zu den markanten Punkte des Naturschutzgebietes.
Und die Lage der Natur im Kreis Wesel ist auch ein wenig mit der Lage der Nation in Sachen Politik vergleichbar – immer im Wandel begriffen, immer auch mit viel Licht, aber auch ein wenig Schatten. So steht der Kreis Wesel mit seinen insgesamt 16 Prozent anteiliger Fläche an Naturschutzgebieten landesweit fast an der Spitze, hat eine große Vielfalt an Lebensräumen und auch einen ansteigenden Artenreichtum zu verzeichnen.
Insgesamt betreuen die 15 hauptamtlichen und zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter der Biologischen Station rund 90 Naturschutzgebiete und- projekte auf rund 180 Quadratkilometern Fläche, haben in 2020 Maßnahmenkonzepte für insgesamt sieben FFH-Gebiete im Auftrag des Kreises erarbeitet.
Fokus nicht nur auf Störche legen
„Wir haben mit unseren Mitarbeitern einiges geschafft“, sagte Klaus Lorenz am Treffpunkt des Rundweges. Zum einen gelte es, die engagierte Arbeit der Biologischen Station ins Bewusstsein zu rücken, andererseits solle der Jahresbericht auch nicht immer in der „Bürokratieschublade“ verschwinden. „Und wir wollen auch einmal von den Medienstars ablenken, denn es gibt so viele Tiere, die weiterhin auf der Roten Liste stehen. Über den Laubfrosch oder den Wiesenpieper beispielsweise wird kein Wort verloren.“
Dass nicht alles „heile Welt“ sei, betonte auch Thomas Traill. So dürfe der Fokus nicht immer nur auf die Weißstörche und Seeadler gelegt werden. Abseits der Flussgebiete, abseits der Rheinaue, der Lippe und vor allem der Isselniederung sei relativ „tote Hose“, hier überlagere die intensive landwirtschaftliche Nutzung noch zu deutlich den Naturschutz. Arten wie Uferschnepfe, Kiebitz und die Turteltaube seien ausgestorben oder kurz davor. Die fortschreitende Flächenversiegelung und die daraus resultierende Flächenkonkurrenz von Landwirtschaft und Naturschutz täte ein Übriges. Hinzu komme die Nutzung durch Erholungssuchende. „Die Dingdener Heide ist wegen der besonderen Vielfalt schon ein großes Vorbild.“
Pflanzenarten sind wieder heimisch geworden
Und das konnten die Teilnehmer der Exkursion dann auch vor Ort begutachten. So wurde – auch dank der Stiftung Büngerner/Dingdener Heide – im östlichen Bereich der Hudewald geschaffen. Hier findet sich beispielsweise das Filzkraut, das als ausgestorben galt. Im westlichen Teil des Naturschutzgebietes hat sich eine Heide mit Blänke prächtig entwickelt. Nach drei trockenen Jahren finden sich hier inzwischen wieder seltene Pflanzenarten wie der Teufelsabbiss, das Adlerfarn oder die Wasserminze heimisch, dazu Tiere wie der Laubfrosch. „In den Abendstunden im Mai ging es hier ganz schön laut zu“, berichtete Wilhelm Itjeshorst. „Das ist eine der tollsten Wiesen hier im Naturschutzgebiet.“ Was auch an der geringen Nährstoffbelastung liege.
Natürlich schlug da auch das Herz von Ornithologe Thomas Traill höher. „Vor einiger Zeit habe ich hier den Ziegenmelker, eine Nachtschwalbe, filmen können.“ Und auch der Bienenfresser und der Löffler seien im Kreis schon gesichtet worden. Gute Nachrichten also für die Biologische Station und den Kreis Wesel in Sachen Naturschutz. „Das ist eine Win-Win-Situation“, konstatierte Hubert Kück am Ende. Und Klaus Lorenz versicherte, man wolle sich weiter als „Motor des Naturschutzes“ beweisen.