Hamminkeln. Das frühere Haus der Familie Humberg ist seit zehn Jahren ein Museum. Der Heimatverein lädt zu drei Veranstaltungen. Auch Nachfahren sind dabei.
Seit zehn Jahren erinnert das Humberghaus in Dingden an das Schicksal des jüdischen Ehepaares Rosalia und Abraham Humberg und ihrer sieben Kinder. Sie waren im Dorf eine anerkannte Familie, aber der Verfolgung durch die Nazis entkamen sie dennoch nicht. An drei Tagen plant der Heimatverein ein Programm rund um das zehnjährige Bestehen: Neben der Jubiläumsfeier am 14. August sind eine Buchpräsentation und eine Ausstellungseröffnung geplant. Mit dabei sind auch neun Nachkommen der Familien Humberg und Terhoch, die aus Winnipeg/Kanada anreisen, sowie weitere Verwandte aus Israel.
Neben dem Festakt mit Jubiläumsfeier am Sonntag versprechen auch die Veranstaltungen am Freitag und Samstag neue Einblicke in die Geschichte der Humbergs, die in Dingden eine Metzgerei und einen Manufakturwarenladen betrieben. Drei Kinder überlebten den Holocaust. 19 Mitglieder der Familie hat der in Hamburg lebende Künstler Ulrich Rölfing – ein gebürtiger Dingdener – anhand von Fotografien porträtiert, mal ernst, mal heiter. Von einigen gibt es nur Jugendbilder, wie von der 13-jährigen Margot: Sie starb in Auschwitz.
Ausstellung im Humberghaus mit Bildern und persönlichen Texten
Das Besondere an der Ausstellung: Nachfahrin Ruth Muscovitch, mittlerweile 83 Jahre alt, und ihre Tochter Susan haben die Texte dazu geschrieben, lebendige Erinnerungen an die Familienmitglieder. „Ruth kannte einige ja noch persönlich“, sagt Ulrich Bauhaus vom Dingdener Heimatverein. Der Katalog zur Ausstellung mit diesen Texten wurde in Deutsch und Englisch verfasst. Eröffnet wird die Schau am Freitag, 12. August, um 19.30 Uhr im Humberghaus. Dort ist sie bis zum 4. September zu sehen.
Am Samstag,13. August, um 19 Uhr präsentiert der Heimatverein – im Heimathaus oder im Garten – ein Buch, das die Geschichte der jüdischen Verfolgung von einer anderen Seite beleuchtet: Die deutschsprachige Ausgabe von „Jewish Hit Squad“ schildert den Kampf von Partisanenführer Mundek Lukawiecki, einem Verwandten der Familie Muscovitch. „Das Buch hat eine verblüffende Aktualität“, sagt Heimatvereins-Vorsitzender Heinz Wolberg. Geschrieben hat es der Sohn des Partisanenführers, Simon Lavee (Lukawiecki). Er beschreibt, wie sein Vater im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet um Lemberg in den Untergrund geht und sich mit seiner Einheit gegen die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung zur Wehr setzt. „Eine Familiengeschichte, aber integriert in die damaligen Verhältnisse“, so Wolberg. „Wir hatten immer im Kopf, es zu übersetzen“, sagt Ulrich Bauhaus. Vor zwei Jahren holte sich der Heimatverein die Zustimmung des Autors, der nun auch zur Präsentation nach Dingden kommen wird.
Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Humberghauses im Festzelt
Die eigentliche Jubiläumsfeier beginnt am Sonntag, 14. August, um 11 Uhr im Festzelt auf der Rückseite des Humberghauses vor dem St. Josef Haus. Mit dabei sind geladene Gäste, die das Museum unterstützt haben oder mit ihm in Verbindung stehen. Dazu gehört Ruth Muscovitch, die mit ihren Töchtern Susan und Heather sowie Schwiegersöhnen und drei Enkelkindern aus Kanada anreist, und Marshall Terhoch, Nachfahre von Frieda Terhoch (geborene Humberg).
Grußworte überbringen Bürgermeister Bernd Romanski und Landrat Ingo Brohl. Auf dem roten Sofa sind Gäste eingeladen, Moderatorin Anne Strotmann über ihre Erfahrungen mit dem Humberghaus zu berichten. Einen Festvortrag hält der Landtagsabgeordnete Klaus Kaiser (CDU). Anschließend dürfen die Gäste Gerichte aus dem Rezeptbuch der Familie Humberg probieren, das als Leihgabe des jüdischen Museums in Amsterdam in Dingden ausgestellt ist. Auch die Bevölkerung ist ab 14 Uhr eingeladen, sich auf dem Vorplatz und in der Ausstellung umzuschauen und bei Kaffee und Kuchen des Dorfentwicklungsvereins mitzufeiern.