Wesel. In Wesel-Büderich beginnt das Schützenfestwochenende mit einer besonderen Tradition: Dem Maien-Schmücken. Unsere Reporterin war dabei.
Schützenfestsamstag um 8.50 Uhr in Büderich: Einige Anwohner stehen am Rand der Schützenstraße und von einem Trecker schallt es lautstark „Maien, Maien“ herunter. Das ist das deutliche Signal dafür, dass die Mitglieder der St. Petri Junggesellenschützenbruderschaft sich nähern, um den Bürgern „Grünes“ zu verkaufen. Das Dorf macht sich wieder schützenfestfein.
Eine knappe Stunde zuvor haben sich die zwei Kompanien zum Frühstück im Festzelt getroffen. Spendiert hat es die Familie der noch amtierenden Königin Marie Hoffacker. Schon am Freitag starteten die Männer in den Hünxer Wald, um die Bäumchen zu pflücken. 2500 Stück waren es, die mit schweißtreibendem Einsatz beschafft wurden. Einen Euro und fünfzig Cent pro Bäumchen müssen die Bürick’se in diesem Jahr dafür berappen. Die allgemeinen Preiserhöhungen haben auch hier nicht halt gemacht.
Ein Urbürick’se, wie er sich selbst nennt, ist der 60-jährige Norbert Finmans. Auch er sei früher Mitglied der Junggesellenbruderschaft gewesen und mitgelaufen, um die Maien an die Haushalte zu bringen: „Als ich geheiratet habe, haben sie mich rausgeschmissen“, erzählt er und lacht. Und heutzutage: „Ab acht Uhr morgens stehen wir immer bereit und warten auf die Jungs.“
Maien-Schmücken in Wesel-Büderich ist eine Tradition
In der Hand hält er die Maienhalterung, die er von den Großeltern geerbt habe und er erklärt: „Diese werden meist von Generation zu Generation weitergegeben.“ Zehn Maien hat er gekauft, die er direkt am Bürgersteig platziert und mit gelb-blauen Bändern schmückt. Die Fahne wird noch schnell aufgehängt, das Beet im Vorgarten in Ordnung gebracht und siehe da: Sein Grundstück ist, wie die anderen an der Straße, festfein. Drei Häuser weiter wird ein Haus saniert, ein Container steht in der Einfahrt. Das sieht nicht schön aus, deshalb wird dieser ebenfalls mit Maien aufgehübscht.
„Maien, Maien“ schallt es weiterhin durch die Straßen und die nächsten Bäumchen werden verkauft. Oft zeigen sich die Büdericher großzügig und runden die Summe auf. An der Parkstraße angekommen, rufen die Männer auf dem Anhänger des Traktors weiterhin „Maien, Maien“. Auch das in diesem Sommer unvermeidliche „Layla“ ist mittlerweile zu hören und schallt, wie weitere Partysongs, lautstark aus der Musikanlage.
Schützenverein ist zufrieden mit der Aktion in diesem Jahr
Die Männer singen mit, bis sie die nächsten Bäumchen bei Wolfgang Külkens abladen. Dieser erinnert sich ebenfalls gern an seine eigenen Maientouren, die bereits einige Jahre zurückliegen. Unvergessen bleibt ihm zudem eine Bestrafungsaktionen am Dienstag nach dem Schützenfest, erzählt er. Was er gemacht hat: „Ich hatte die falschen Socken an“, sagt er, lacht und nimmt sein Grün entgegen.
Doch was ist das? Einige Meter weiter sind vier Bäumchen im Blumentopf aufgestellt. Gibt es hier Konkurrenz? „Nein, die stehen immer hier“, erklärt ein Junggesellenschütze und überlegt prompt, ob man im nächsten Jahr nicht doch mal eine Gebühr verlangen sollte.
Simon Hoffacker, Schriftführer und Pressesprecher des Schützenvereins, freut sich über die starke Beteiligung an diesem Morgen. Von den 85 Mitgliedern wären mehr als die Hälfte dabei gewesen, erklärt er. Auch wofür das eingenommene Geld verwendet wird: „Wir finanzieren unser Fest mit mehreren Aktionen und dazu gehört das Maien verkaufen“. Mittlerweile ist der Trecker beim Hauptmann Patrick Linz angekommen. Zur Erfrischung gibt es hier die erste Weizenkaltschale. Nach einer kurzen Rast geht es weiter und der Ruf „Maien Maien“ schallt bis zum frühen Nachmittag durch die Straßen Büderichs, so dass zum Festbeginn am Abend das ganze Dorf schick ist.