Kreis Wesel. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf sieht im massiven Ausbau des Herdenschutzes die „einzig tragfähige Strategie“.

Der Kreis Wesel plant, eine Regionalstelle für Herdenschutz zu installieren. Wie wichtig guter Herdenschutz für das Zusammenleben von Wolf und Mensch in der Region ist, stellt auch die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in ihrer Stellungnahme zum Verhalten des hiesigen Wolfsrudels und zu den Nutztierrissen auf Bitte des NRW-Umweltministeriums heraus. Denn, so schreiben die Verfasser, hier gibt es im Wolfsgebiet Schermbeck noch einigen Nachholbedarf.

Wie bereits berichtet, war laut Ministerium bei 52 von 56 Übergriffen zwischen 2018 und 2020 der ausreichende Herdenschutz (stromführende Schutzzäune in Höhe von 120 Zentimetern) nicht gegeben. Die Stellungnahme der DBBW ist nach Protesten unter anderem vom Gahlener Bürgerforum inzwischen komplett veröffentlich worden. Darin stellt die Beratungsstelle pro Jahr 18 bis 20 Übergriffe fest, bei einer Häufung besonders 2020 im August und September – eine Zeit, in der Welpen aufgezogen werden.

Wolfsrüde bisher nicht bei Nutztierrissen in Erscheinung getreten

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Bei den Rissen spiele der Rüde GW 1578m nur eine unerhebliche Rolle.

Auffallend finden die Verfasser, dass jeweils 2018 und 2020 der Anteil von Übergriffen auf Tiere, die nicht mindestens nach Grundschutz (90 Zentimeter Zaun mit Strom) geschützt sind, sehr hoch war. 2020 lag er mit 13 von 18 Übergriffen deutlich über 2019, wo es bei 7 von 18 Übergriffen nicht mindestens einen Grundschutz gab. Die Schlussfolgerung der DBBW: „Offenbar gibt es in dem Gebiet keinen Trend, nach dem GW954f immer häufiger Nutztiere tötet, die mindestens entsprechend dem Grundschutz geschützt sind, sondern es ist eher das Gegenteil der Fall: In erster Linie werden (...) Nutztiere angegriffen, die gar nicht oder zumindest nicht entsprechend den Vorgaben der Förderrichtlinie Wolf NRW geschützt sind.“

Wölfin „Gloria“: Nutztierrisse nicht in „eskalierender Form“

GW954f habe anhand von vielen Möglichkeiten gelernt, wenig oder gar nicht geschützte Nutztiere zu reißen und unter bestimmten Bedingungen empfohlenen Schutz zu überwinden – nicht in „eskalierender Form“, sondern als Ausnahme. Auffällig sei, dass bei den aufgelisteten Übergriffen immer wieder nicht elektrische Zäune erwähnt werden. „Dies erscheint uns besonders relevant, da nicht elektrische Zäune Wölfen besonders gute Möglichkeiten bieten, das gefahrlose Eindringen in die Koppeln zu üben.“

Als Fazit empfehlen die Verfasser, den Aufbau elektrischer Weidezäunen massiv auszuweiten und „in geeigneten Betrieben“ Herdenschutzhunde einzusetzen. „Eine massive Ausweitung geeigneter Schutzmaßnahmen erscheint uns die einzig tragfähige Strategie, um eine langfristige Koexistenz von Nutztieren und Wölfen zu gewährleisten und zu verhindern, dass über die Jahre immer wieder Wölfe, die sich in der Region niederlassen, in größerem Umfang unzureichend oder nicht geschützte Nutztiere töten.“