Hamminkeln. Die 31-jährige Agrarbetriebswirtin Anna Kleinheßling aus Wertherbruch steht an der Spitze der Bauern. Milchwirtschaft ist ihr tägliches Brot.
Sie ist nicht einfach nur Landwirtin, sondern hat noch einen drauf gesattelt. Anna Kleinheßling ist staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin mitsamt Ausbildungsbefähigung und nun auch Kreislandwirtin. Da mag manch einer stutzen: Eine Frau in dieser Position? Dabei ist sie nicht allein. Auch in der Landwirtschaft sind die Frauen auf dem Vormarsch.
Landwirtin aus Leidenschaft
Die Wertherbrucherin ist eine echte Frau vom Fach. Von Kindesbeinen an. Schließlich wuchs sie auf einem Bauernhof auf und wusste genau, worauf sie sich bei ihrer Ausbildung einließ.
„Landwirtin sein kann man als Lebensweise bezeichnen“, findet die 31-Jährige. Zwar hat sie in der Schule ein Praktikum bei einem Physiotherapeuten gemacht. Doch es blieb bei diesem einen Ausflug in eine andere Berufswelt.
Milchwirtschaft ist ihr Ding. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern, einem Auszubildenden und zwei Minijobbern melkt sie jeden Tag 180 Kühe.
Es ist kein kleiner Betrieb, in dem sie da an der Mussumer Straße arbeitet. „Im Schnitt haben die Landwirte im Kreis Wesel 100 Kühe“, erzählt sie. Dazu zählt auch der Futterbau auf dem Grünland. „Veredeln“ nennen das Menschen vom Fach, denn aus dem Gras, das die Kühe fressen, entstehen ja am Ende der Produktionskette Lebensmittel für Menschen. Wieder was gelernt.
Wissenslücken erkannt
Als Kreislandwirtin sieht sie sich nicht als Lobbyistin, sondern eher als Aufklärerin und Vermittlerin. Sie repräsentiert die Landwirtschaft im Kreis.
Denn viele haben beim Thema Landwirtschaft echte Wissenslücken, wie Anna Kleinheßling immer wieder festgestellt hat.
Kooperationen mit Wasserwerken
Da werden Forderungen von Laien erhoben, „da haben wir schon längst die dementsprechenden Verordnungen“, hat die 31-Jährige festgestellt. Wasserkooperationen mit Wasserwerken beispielsweise, die sich natürlich auch mit dem Nitraten aus Gülle beschäftigen, die ins Grundwasser gelangen.
Immer schön mit den Tieren arbeiten oder das Grünland aufbereiten ist nur ein Teil des Jobs. Denn als Landwirt hat man eine umfangreiche Dokumentationspflicht. Deshalb ist Anna Kleinheßling nach dem Frühstück, wo die Aufgaben des Tages abgesprochen werden, vor allem im Büro anzutreffen. „Da haben wir uns jetzt digital aufgestellt“, erzählt die Mutter von zwei Kindergartenkindern. Mit App und speziellen Programmen wird flächenscharf dokumentiert, wann die Kühe dort weiden, wann das Grünland gemäht wird, wann etwas im Bereich Pflanzenschutz gemacht wird.
„Wir müssen uns ja gegen alles und jeden verteidigen“, erzählt sie. Und grinst ein wenig, wenn sie erzählt: „Es werden ja Erwartungen durchbrochen, wenn da eine junge Frau um die Ecke kommt.“ Denn viele haben eine Menge Klischees im Kopf, wenn sie an Landwirtschaft denken. Da passt eine junge selbstbewusste Fachfrau nicht immer ins Konzept. Macht aber nichts.