Wesel. Die Verbraucherzentrale Wesel war im vergangenen Jahr bei rund 3.400 Anliegen eine verlässliche Ansprechpartnerin. So sieht die Jahresbilanz aus.
Wellen von betrügerischen Paket-SMS oder Fake-Inkasso-Forderungen, nicht immer rechtmäßige Kontoentgelte und Tausende gekündigte Strom- und Gasverträge: Bei rund 3.400 Anliegen war die Verbraucherzentrale in Wesel im vergangenen Jahr wieder eine verlässliche Ansprechpartnerin, um Verbraucher zu unterstützen und zu ihrem Recht zu verhelfen. Seit dem Herbst sorgten die massiv gestiege-nen Energiepreise für einen zusätzlichen Ansturm auf die Beratungs-stelle. „Verlässlich und direkt für alle Menschen ansprechbar zu sein – das war auch im zweiten Corona-Jahr die Herausforderung zwischen Lockdownphasen und sich laufend verändernden Rahmenbedingungen für Geimpfte, Genesene und Getestete.
„Darauf haben wir flexibel reagiert, die im ersten Pandemiejahr entwickelten digitalen Zugangskanäle genutzt und unsere Onlineangebote ausgeweitet“, sagte Karin Bordin, Leiterin der Beratungsstelle Wesel, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2021. „Je nach Komplexität des Anliegens war es für uns aber auch besonders wichtig, die Ratsuchenden wieder in unseren Räumen an der Wilhelmstraße persönlich empfangen zu können.“
1.100 Rechtsberatungen
Die Kennziffern zeigen, dass die Verbraucherzentrale auch 2021 eine stark gefragte Anlaufstelle für die Menschen im Kreis Wesel war: Bei rund 1.100 Rechtsberatungen und -vertretungen haben sich die Verbraucherschützer:innen 2021 zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. In der allgemeinen Verbraucherberatung erhielten 22 Prozent der Verbraucher:innen diese aufgrund von niedrigen Einkommen entgeltfrei.
Rechtliche Ersteinschätzung erteilt die Verbraucherzentrale NRW in diesem Themengebiet generell kostenfrei. Erfreulich und wichtig, so Karin Bordin, sei daher, dass das Team der Beratungsstelle durch eine Stellenaufstockung um 0,5 verstärkt wurde. Gefälschte Nachrichten vom Zoll mit Gebührenforderungen, massenhaft verschickte SMS von angeblichen Paketdiensten, die ahnungslose Nutzer:innen zum Beispiel in Abo-Fallen lockten, oder Kettenbriefe in sozialen Netzwerken und Messengern, die zum Datenklau führten: Die digitale Welt nutzten auch 2021 wieder zahlreiche Kriminelle, um die verschiedenen Kommunikationskanäle geschickt für ihre betrügerischen Aktivitäten einzusetzen. Zum generellen Schutz vor Cyberkriminalität klärte die Beratungsstelle im Rahmen der Aktion „Mach Dein Passwort stark!“ gemeinsam mit der Kreispolizei Wesel an Infoständen über sichere Passwörter als Schlüssel gegen Datenklau und -missbrauch auf.
Haushalte in Bedrängnis
Ob wegen angeblicher Urheberrechtsverletzungen oder vermeintlich abgeschlossener Glücksspiel-Abos: Unter verschiedenen Vorwänden forderten Inkassounternehmen von den Menschen in Wesel Zahlungen und drohten mit Zwangsvollstreckungen oder Schufa-Einträgen. Zudem verzeichnete die Beratungsstelle verstärkt Anfragen, weil Direktvertriebler von Telekommunikationsverträgen in den Wochen vor Inkrafttreten des Telekommunikationsgesetzes am 1. Dezember offenbar eine Offensive starteten und an der Haustür Verträge für Telefon und Internet anboten, die noch längere Laufzeiten und Kündigungsfristen enthielten.
Dass mehrere Strom- und Gasanbieter trotz vertraglicher Vereinbarung die Versorgung ihrer Kunden einstellten, brachte im Herbst viele Haushalte in Bedrängnis. Betroffene rutschten in die Grundversorgung und hatten Mühe, einen neuen bezahlbaren Vertrag zu bekommen. „Hier gab es viel Unsicherheit und Sorge“, so Bordin. Und bis heute ist die Nachfrage aufgrund der generell gestiegenen Preise für Strom, Gas und Öl sehr hoch, worauf die Verbraucherzentrale NRW auch mit zusätzlichen Informationen im Internet und Online reagiert.