Kreis Wesel. Mehr schwüle und heiße Tage, weniger Eistage: Das erwartet den Kreis Wesel in den kommenden Jahren. Klimaforscher haben einen Modell entwickelt.
Hitzetage, Tropennächte, Starkregen: Die Wetterextreme nehmen zu, das haben zuletzt die Überflutungen in NRW und Rheinland-Pfalz gezeigt. Auch im Kreis Wesel verändert sich das Klima in den kommenden Jahren. Forschende des Climate Service Center Germany (GERICS), das seinen Sitz in Hamburg hat, haben nun erstmals Ausblicke über Klimaveränderungen in regionaler Größenordnung erstellt. Für die 401 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland haben die Klimaforschenden ermittelt, wie Starkregentage oder Trockentage bis zur Mitte und zum Ende des Jahrhunderts ansteigen werden.
Drei Szenarien haben die Forscher zugrunde gelegt: Im pessimistischen Modell werden keine Klimaschutzmaßnahmen ergriffen. Die Treibhausgase steigen weiter stetig an. Bei mäßigem Klimaschutz werden zwar Maßnahmen ergriffen. Der Gehalt der Treibhausgase in der Atmosphäre wird aber noch für einige Jahrzehnte ansteigen.
Bei wirksamem Klimaschutz, dem optimistischen Szenario, sinken die CO2-Emissionen innerhalb der kommenden Jahrzehnte sogar unter 0, da mehr CO2 der Atmosphäre entnommen als ausgestoßen wird. Am wahrscheinlichsten erscheint derzeit das mittlere Modell.
Viel weniger Tage unter null Grad im Kreis Wesel
Für den Kreis Wesel zeichnet sich dabei ab, dass es bei mäßigem oder gar keinem Klimaschutz wesentlich mehr schwüle und heiße Tage, dafür viel weniger Eistage geben wird. Und selbst bei wirksamen Maßnahmen lassen sich demnach manche Folgen des Klimawandels nicht mehr umkehren, etwa die sinkende Zahl der Tage unter null Grad.
Während es derzeit durchschnittlich 8,1 Tage pro Jahr gibt, in denen die Temperatur im Kreis Wesel unter dem Gefrierpunkt liegt, sind es Mitte des Jahrhunderts nach Berechnungen der Forscher bei mäßigem Klimaschutz nur noch 1,4 Tage. Werden keinerlei Maßnahmen ergriffen, gehen die Experten sogar von einem Rückgang auf nur 0,3 Eistage aus.
Zahl der schwülen Tage steigt am deutlichsten
Während die kalten Tage voraussichtlich weniger werden, steigt die Zahl der schwülen Tage mit hoher Luftfeuchtigkeit besonders deutlich. Derzeit gibt es im Kreis Wesel davon im Schnitt 5,9 Tage. Das GERICS errechnet für die Jahrhundertmitte 15,5 Tage, an denen es warm und schwül wird – bei mäßigem Klimaschutz. Auch wenn wirksame Maßnahmen ergriffen werden, steigt diese Zahl noch von 5,9 auf 12,4 Tage, ohne Klimaschutz sogar auf 17,9.
Dementsprechend gibt es um 2050 auch mehr heiße Tage. An durchschnittlich 6,3 Tagen jährlich ist es im Kreis heißer als 30 Grad, bei mäßigem Klimaschutz wären es bald 9,8 Tage. Auch Tropennächte mit einer Temperatur von mehr als 20 Grad (plus ein Tag), Trockentage im Hochsommer (plus 1,6 Tage) und Starkregentage (plus 0,6 Tage) nehmen nach den Berechnungen des Klimazentrums im Kreis zu.
Städte müssen künftig anders planen
Es gibt nach den Untersuchungen der Forscher nicht einen einzigen Landkreis in Deutschland, in dem alles beim Alten bliebe, falls sich die Emissionen weiterhin auf gleichem Level bewegen oder sogar noch steigen würden, erklärt Dr. Diana Rechid, eine der drei Autoren der Klimaausblicke. Ihr Team hat an den regionalen Klimaausblicken ein Jahr gearbeitet. Die Ergebnisse sollen Politik und Wirtschaft eine Faktenbasis für langfristige Entscheidungen bieten – und aufzeigen, was durch wirksamen Klimaschutz noch vermieden werden kann und welche Folgen jetzt schon unvermeidbar sind.
Fakt sei, so die Forscher, dass Städte künftig anders planen müssten. Spielplätze und freie Plätze sollten Schatten bieten, Städte brauchen mehr Grün- und Wasserflächen, um Trockenheit und Hitze besser zu kompensieren.
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Das Climate Service Center Germany (GERICS) wurde im Jahr 2009 von der Bundesregierung im Rahmen der „Hightech-Strategie zum Klimaschutz“ ins Leben gerufen und hat seinen Sitz in Hamburg. Das Team besteht aus Naturwissenschaftlern, Ökonomen, Geisteswissenschaftlern und Architekten mit zurzeit mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.