Wesel. Nach 35 Jahren geht die Leiterin des Mehrgenerationenhauses in den Ruhestand. Sie hat die Entwicklung maßgeblich mitgestaltet.

Für die langjährige Leiterin des Mehrgenerationenhauses Anne Oberdorfer geht ein langes Kapitel zu Ende: 35 Jahre lang war die heute 65-Jährige Chefin der Einrichtung Am Birkenfeld, begleitete die Entwicklung vom Mutter-Kind-Heim zu einem der ersten Mehrgenerationenhäuser in Deutschland. Der Abschied musste leider etwas kleiner verlaufen als geplant: Ein Frühstück im kleinen Rahmen anstelle einer Feier mit den Mitarbeitern.

Als die im Westerwald geborene Diplom-Sozialpädagogin sich 1985 auf die Leitungsstelle in Wesel bewarb, kannte sie den Niederrhein überhaupt nicht. „Ich fand die Stadt annehmbar“, erinnerte sie sich an ihren ersten Besuch in Wesel zum Bewerbungsgespräch. Völlig anders als der Mittelrhein bei Koblenz, wo sie damals lebte, aber durch die Nähe zu großen Städten wie Düsseldorf durchaus attraktiv.

Immer mehr Angebote kamen hinzu

Kurz nach ihrem Dienstantritt lernte sie ihren Ehemann Rudolf kennen, der Niederrhein wurde zur festen Heimat. Das heutige Mehrgenerationenhaus nahm in den folgenden Jahren eine stetige Entwicklung: Zum Mutter-Kind-Heim mit 35 Mitarbeitern, schon damals von Sozialdienst Katholischer Frauen betrieben, kamen immer neue Arbeitsbereiche hinzu.

Das Wohnheim für Frauen mit geistiger und psychischer Behinderung mit Kind, die Schwangerschaftsberatung, die Frühen Hilfen. Ein Second-Hand-Laden und die hauswirtschaftliche Abteilung mit Essensangebot gehörten immer schon dazu.

Eröffnung des Mehrgenerationenhauses mit Ursula von der Leyen

Eine Ausschreibung des Bundesfamilienministeriums eröffnete der Weseler Einrichtung in den 2000er Jahren ganz neue Möglichkeiten: Es wurden Bewerber für die ersten Mehrgenerationenhäuser gesucht. „Das Konzept hat mich damals begeistert“, sagt Anne Oberdorfer. Im Mittelpunkt der Arbeit sollte ein Angebot für alle Teile der Bevölkerung entstehen. „Die Ehrenamtlichen kommen mit Ideen, wir sind die Dienstleister, die helfen, es umzusetzen“. Wesel erhielt den Zuschlag und 2007 wurde das Mehrgenerationenhaus als eines der ersten mit der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen eröffnet.

Heute hat das Haus 117 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit und viele Haupt- und ehrenamtliche Angebote: Eine Kita, Beratungsangebote, Ambulant Betreutes Wohnen, Projekte für Langzeitarbeitslose und etwa 40 Gruppenangebote im Bereich Freizeit, Hobby, Sport und Bildung, zum Teil am neuen Standort im Bogen an der Pastor-Janßen-Straße. Das nächste Projekt, die Bemühungen um ein Frauenhaus, wird eine Aufgabe für Nachfolgerin Jacqueline Dornbusch. Anne Oberdorfer drückt die Daumen: „Das wäre eine wunderbare Sache.“