Wesel. Sehr lange hatten hunderte Schützen in Wesel auf diesen Moment gewartet: Jetzt feiern die Grünrocke wieder und messen sich beim Schießen.
Auf diesen Moment hatten zahlreiche Schützen in Wesel und Umgebung seit Jahren gewartet – jetzt ist es endlich so weit: Nach quälend langer Corona-Zwangspause dürften am Sonntag die Grünröcke wieder an die Gewehre treten und sich beim Stadtkönigsschießen messen.
Im Archiv des Schützenvereins Lackhausen, der als Ausrichter dieses Wettschießens an der Reihe war, klang es im Dezember 2020 noch ganz hoffnungsvoll: „Und sobald eine Feier aus unserer Sicht wieder möglich ist, werden wir es auch wieder alle gemeinsam richtig krachen lassen, versprochen! Wir können es kaum noch erwarten.“
Aber dann mussten die Mitglieder des Vereins doch noch über zwei weitere Jahre bis zum 24. April 2022 ausharren. An diesem Sonntagmorgen hatte das lange Warten aber nun endlich ein Ende. Auf der Anlage des Schützenvereins Lackhausen wurde das siebte Weseler Stadtkönigschießen ausgerichtet. Hierbei traten die amtierenden Könige oder Königinnen der 16 Weseler Schützenvereine im Wettstreit um den finalen Schuss auf den hölzernen Vogel, den die Schreinerei Bergmann kunstvoll erschaffen hatte, gegeneinander an.
Königsschießen bei „Kaiserwetter“
Lediglich zwei Vereine konnten keinen Vertreter entsenden. Das Königsschießen bei „Kaiserwetter“ wurde zunächst eingeleitet durch eine Ansprache des derzeitigen Präsidenten des Schützenvereins Lackhausen, Heinrich Heselmann, der alle anwesenden Präsidenten, sowie die derzeitigen Könige und Königinnen der jeweiligen Vereine namentlich begrüßte, was von den Mitgliedern und Gästen mit viel Applaus bedacht wurde.
Krieg bricht die Euphorie
Er bedauerte, dass die übliche Euphorie der Schützinnen und Schützen durch den Krieg in der Ukraine gebrochen sei. Aber er hoffe, „dass der Konflikt nicht weiter eskaliert.“ Mit dem Schützenmotto „Ordnung, Einigkeit und Frohsinn“ leitete er über zur Weseler Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, die nach eigener Aussage mit der Tradition der Schützenvereine aufgewachsen sei.
Sie verwies auf die Probleme durch die Corona-Pandemie, die auch das Schützenwesen der Stadt Wesel stark getroffen habe. „Da keine Schützenfeste stattfinden konnten, musste auch das Stadtkönigschießen ausfallen“, so Westkamp weiter. Nun werde auch deutlich, wie sehr alle die Schützenfeste vermisst hätten. Sie erinnert an dieser Stelle auch an die in der Zwischenzeit Verstorbenen: „Wir vermissen sie als Menschen, aber auch als Schützenkameraden.“
Festlichkeit und Frohsinn
In der städtischen Kultur seien die Schützenvereine, die zu den ältesten und traditionsreichsten Vereinen der Stadt zählten, fest verankert, erläuterte die Bürgermeisterin weiter. „Die Schützen bringen – unabhängig vom Alter – Festlichkeit und Frohsinn in unser Leben; sie pflegen Traditionen und Heimatbewusstsein.“
Sie wünschte am Ende ihrer Ausführungen der Königin vom BSV Friedrichsfeld „Alter Emmelsumer 1868 (dieser Verein gehört auch zum Verband der Weseler Schützenvereine) und den anderen teilnehmenden Schützen „gute Konzentration, ein sicheres Auge und eine ruhige Hand.“
Bürgermeisterin eröffnet das Schießen
Übrigens: Traditionsgemäß eröffnete Ulrike Westkamp selbst den Wettbewerb mit dem ersten Schuss: der hölzerne Vogel zeigte sich davon allerdings zunächst unbeeindruckt. Zum Glück, denn schließlich wollte ja einer der amtierenden Schützenkönige sich den Titel des Stadtkönigs sichern.
Der Holzvogel hielt sich weiterhin erstmal recht tapfer, doch nach dem 226 Schuss gab er sich dann geschlagen: Um exakt 13.18 Uhr holte Fabian Schapfeld vom Schützenverein Feldmark „Vorm Clever Tor“ dann aber den Holzvogel von der Stange.
Großer Jubel unter der Vogelstange: Der neue Stadtkönig wurde von den Schützen hochleben gelassen und ausführlich gefeiert. Von diesem Moment hatte er vermutlich unheimlich lange geträumt.