Wesel/Hamminkeln. Die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Wese und Bocholt ist endlich auf dem Weg. Die Deutsche Bahn baut fünf neue Bahnübergänge.
Es hat lange gedauert, bis endlich Fahrt in die Geschichte kommt, doch seit Jahresbeginn ist die Elektrifizierung der Bahnstrecke Wesel - Bocholt nun auf dem Weg. Eine echte Mammutaufgabe, wie der Projektverantwortlich Sebastian Brinkmann in einem Pressegespräch erläuterte. Denn es gilt, den 22 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen dem Niederrhein und dem westlichen Münsterland innerhalb von weniger als einem Jahr zu elektrifizieren und damit fit für die ökologische Verkehrswende zu machen.
Wichtiger Schritt zu umweltfreundlicher Mobilität
Am Ende steht dann ein wichtiger Schritt hin zu einer umweltfreundlicheren Mobilität. „Das eigentliche Geheimnis war das Thema Baurecht“, betonte Brinkmann. „Darum haben wir lange kämpfen müssen, das ist ein sehr langwieriger Prozess gewesen.“ Zudem betrafen die Planungen drei Abschnitte - den Bahnhof Wesel, die Strecke zwischen Wesel und Bocholt und eben den Bahnhof Bocholt. Im Verlauf des vergangenen Jahres sind die Planfeststellungsbeschlüsse eingegangen, die Ausschreibungen konnten starten.
Zukünftig wird der Streckenabschnitt von Wesel über Hamminkeln nach Bocholt dann von modernen und umweltfreundlichen Elektrotriebzügen befahren, die deutlich weniger CO2 ausstoßen – ohne Umstieg in Wesel. Die Vegetationsarbeiten sind abgeschlossen, am 9. April startet der erste große Bauabschnitt. Mitte Dezember soll dann „Der Bocholter“ über die fertige, elektrifizierte Strecke fahren.
Bahnsteige werden barrierefrei
Neben einer neuen Oberleitungsanlage werden auch fünf neue Bahnübergänge gebaut. In Blumenkamp, Dingden und Bocholt werden die Bahnsteige barrierefrei. Für das Projekt veranschlagt die Deutsche Bahn Gesamtkosten in Höhe von rund 50 Millionen Euro.
Bei den umfassenden Maßnahmen zur Elektrifizierung der Bahnstrecke Wesel - Bocholt spielt auch der Bahnhof Hamminkeln eine zentrale Rolle. So wird neben der Errichtung einer neuen Oberleitungsanlage und dem Neubau eines Schaltpostens sowie der erforderlichen Speiseleitung im Bahnhof Wesel auch der Streckenabschnitt ab Kilometer 2,3 bis Einfahrsignal Bahnhof Hamminkeln für eine Geschwindigkeit von 100 km/h ausgebaut.
Elektronische Stellwerkstechnik
Im Bahnhof Hamminkeln werden ein Reisendenüberweg sowie der Mittelbahnsteig neu gebaut, zudem hier wie im Bahnhof Wesel die Gleisanlagen angepasst. Die Strecke wird mit elektronischer Stellwerkstechnik ausgestattet. Im Zuge der Maßnahmen werden auch die Bahnsteige in Blumenkamp, Dingden und Bocholt barrierefrei umgebaut. In den Bahnhöfen Hamminkeln und Bocholt entstehen kleinere Schaltgebäude, wo die Computertechnik untergebracht ist. Die Zentrale zur Überwachung der Technik aber sitzt in Emmerich.
Fünf neue Bahnübergänge entstehen auf der Strecke: Zum Weißenstein 1, Zum Weißenstein 2, Feldweg, Zum Weißenstein 3 und Woyweg. Im Rahmen der turnusmäßigen Inspektion der Eisenbahnüberführung über die Issel entschied sich die Bahn dazu, die alte Brücke abzureißen und eine neue zu bauen. „Da allein hierfür eine lange Sperrpause nötig wäre, haben wir uns dazu entschlossen die Erneuerung mit der Elektrifizierung der Strecke Wesel – Bocholt zu bündeln“, so Projektleiter Sebastian Brinkmann.
24.000 Meter Kettenwerke
355 neue Masten inklusive Fundamente müssen gebaut, 24.000 Meter Kettenwerke montiert, 3.300 Meter Bahnenergieleitungen sowie Rückleiterseile, Mastschalter und Schalterquerleitungen verlegt werden. Nicht gesicherte Bahnübergänge werden mit einer Lichtzeichenanlage und Halbschranken ausgerüstet, verschiedene Schaltanlagen an die Geschwindigkeit von 100 km/h angepasst. Der bereits geschlossene Bahnübergang „Auf dem Heiken“ in der Feldmark wird zurückgebaut. Im Streckenabschnitt zwischen Hamminkeln und Bocholt sind keine Maßnahmen an den Bahnübergängen notwendig – Bestand bleibt bestehen.
Die Baumaßnahmen, so Brinkmann, wolle man hauptsächlich tagsüber durchführen. Ohnehin seien die Vorbereitungen optimal abgelaufen. „Alle Kommunen haben vorbildlich an einem Strick gezogen. Und auch die Anwohner haben immer ein offenes Ohr gehabt und haben den Willen gezeigt, die Maßnahme anzugehen.“ So wird vom 9. bis 19. April also der erste große Bauabschnitt erfolgen, vom 5. Juli bis 12. Dezember der zweite – inklusive einer Vollsperrung der Strecke.
Zum Bahnübergang in Lankern, an dem es im vergangenen Jahr den schweren Unfall gab, wollte Sebastian Brinkmann indes nur so viel sagen: „Dort gibt es definitiv eine Lösung, aber der Bahnübergang hat mit unseren Maßnahmen nichts zu tun.“ Zudem sei die Straße dort momentan gesperrt. Die Stadt Hamminkeln befände sich in Gesprächen mit der Bahn, um eine Lösung herbeizuführen.