Wesel. Offenbar erkannten die Mitarbeiter der Hauptpost in Wesel nicht das Handicap einer sehbehinderten 59-Jährigen. Die Post entschuldigt sich dafür.

Die Sichtweisen eines unschönen Vorfalls vor wenigen Tagen in der Weseler Hauptpost gehen weit auseinander: „So mit behinderten Menschen umzugehen, muss nicht sein und darf nicht sein“, erklärt Friedhelm Heinzen, der Behindertenbeauftragte der Stadt Wesel.

Von einem „unglücklichen Missverständnis“ spricht die Post. Es geht um eine Beschwerde einer behinderten 59-jährigen Weselerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, aber ihre Erlebnisse bei einem Vor-Ort-Termin detailliert schildert.

Über diese Rampe ging die stark gehbehinderte Weselerin in die Post – der Rückweg war für sie nicht möglich.
Über diese Rampe ging die stark gehbehinderte Weselerin in die Post – der Rückweg war für sie nicht möglich. © FFS | Lars Fröhlich

Die Schwerbehinderte, die überwiegend auf den Rollstuhl angewiesen ist, versucht die paar Schritte über eine Rampe an der Post ohne ihren fahrbaren Untersatz zu schaffen. So auch an diesem Tag, als sie sich von einem Taxi an der Bushaltestelle Poppelbaumstraße hat absetzen lassen und über die Rampe zunächst zu den Postfächern ging. Dort kontrollierte sie ihr Postfach und ging danach weiter in den Schalterraum – durch eine offen stehende Zwischentür aus Glas.

Die Post in Wesel entschuldigt sich nach dem Vorfall

Nachdem die Kundin am Schalter fertig war, wollte sie auf dem selben Weg die Post wieder verlassen, doch zwischenzeitlich hatte sich die Tür geschlossen. Die stark sehbehinderte Frau erklärt: „Ich hab das erst gar nicht gesehen, wäre fast dagegen geknallt.“ Dann habe sie das Personal angesprochen, mit der Bitte, die Tür für sie zu öffnen. Eine Mitarbeiterin habe ihr geantwortet: „Die Tür ist defekt! Außerdem ist diese Tür nur für Rollstuhlfahrer, Rollator-Nutzer und Mütter mit Kinderwagen.“

Ein Schild verweist auf die Zugangsrampe für Menschen mit Behinderung am Seiteneingang der Hauptpost am Berliner-Tor-Platz.
Ein Schild verweist auf die Zugangsrampe für Menschen mit Behinderung am Seiteneingang der Hauptpost am Berliner-Tor-Platz. © FFS | Lars Fröhlich

Es folgte ein kurzes hitziges Wortgefecht, doch die Postmitarbeiter machten der 59-Jährigen klar, sie könne nicht durch jenes Tor zur Rampe die Post über den Hinterausgang wieder verlassen, sondern müsse den weiteren Weg über die Stufen am Haupteingang nehmen. „Ich sah wohl nicht behindert genug aus“, echauffiert sich die Weselerin, der auch nicht half, dass sie bei dem Streitgespräch ihre Behinderung schilderte und anbot, ihren Behindertenausweis vorzuzeigen. So blieb ihr nichts übrig, als den deutlich beschwerlicheren Weg über die Stufen zu nehmen, um wieder aus der Post herauszukommen.

„Wir entschuldigen uns bei der betroffenen Kundin“, sagt Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier zu dem Vorfall. Von seinen Mitarbeitern werde erwartet, dass die Kunden stets freundlich und kompetent behandelt würden: „Unfreundlichkeit tolerieren wir nicht!“ Den Kollegen am Schalter sei wohl nicht bewusst gewesen, wie schwer die Einschränkungen der Kundin tatsächlich sind: „Sonst wären sie sicher anders mit der Situation umgegangen“, so Rittmaier.