Kreis Wesel. Hiesige CDU-Politiker urteilen in einer NRZ-Umfrage: Der NRW-Ministerpräsident Laschet kann Kanzler. Darum trauen sie ihm die Kandidatur zu.

Eigentlich wollten die CDU und die CSU sich mit der K-Frage noch Zeit lassen, doch nun ist plötzlich Tempo in das Thema gekommen. Bis Ende der Woche, heißt es nun, soll die Entscheidung zwischen Markus Söder und Armin Laschet fallen. Der NRW-Ministerpräsident und Bundesvorsitzende Laschet hat von seiner Partei bereits viel Rückenwind erhalten: Sowohl das CDU-Präsidium als auch der Parteivorstand unterstützen seine Ambitionen für die Kandidatur als Nachfolger von Angela Merkel. Doch wie sieht es hier vor Ort aus? Trauen die Christdemokraten Laschet den Kanzler-Job zu? Seine Umfragewerte waren zuletzt nicht die besten. Wir haben nachgefragt.

Klar kann Laschet Kanzler, sagt Frank Berger, CDU-Fraktionschef im Weseler Kreistag. Das Handwerkliche beherrsche er, „das hat er als Ministerpräsident bewiesen“. Doch das Stimmungsbild in der Öffentlichkeit sei anders. „Ich bin Pragmatiker: Wir müssen überlegen, mit wem wir die Wahl gewinnen können“, sagt Berger. Obwohl er als Christdemokrat gern loyal wäre, gehe die CDU doch mit einem Führungsanspruch in die Wahl. „Wenn die CSU dafür das interessantere Angebot hat, bin ich offen.“

„Umdenken ist nicht verkehrt“

Jürgen Linz, Fraktionsvorsitzender aus Wesel, hat keinen Zweifel, dass Laschet der richtige Kandidat ist. Er erinnert an die letzte Landtagswahl, als man ihm nicht zutraute, die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft abzulösen. „Er hat es noch geschafft, die Bevölkerung auf seine Seite zu ziehen.“ Linz stellt Laschets Fähigkeit, tragfähige Kompromisse zu schmieden, heraus. „Dass er gelegentlich auch mal umdenkt, ist ja nicht unbedingt verkehrt“, findet er.

Michael Wefelnberg, CDU-Fraktionschef in Hünxe, denkt auch, dass Laschet Kanzler kann. „Er müsste den Kurs vielleicht etwas gradliniger gehen als in der letzten Zeit“, das wünsche er sich. Erst Lockerungen propagieren und dann den harten Lockdown - eine gerade Linie würde für weniger Irritationen sorgen. Söder dagegen sei Hardliner. „Manche nehmen ihm nur nicht ab, dass er vom Rechtsausleger zum Mann der Mitte geworden ist.“ Aber es hindere ihn ja niemand daran, schlauer zu werden.

„Man traut Armin Laschet ja zu, Bundesvorsitzender der CDU zu sein. Dann traut man ihm auch zu Kanzlerkandidat zu sein“, erklärt Rainer Gardemann, Schermbecker CDU-Fraktionschef und Kreistagsmitglied. Der 61-Jährige ergänzt: „Wer ein Bundesland wie Nordrhein-Westfalen mit 18 Millionen Einwohnern so erfolgreich regiert wie er, der hat auch die Qualifikation für die Kanzler-Kandidatur auf Bundesebene.“

„Laschet kann zusammenführen“

Zu 100 Prozent hinter Laschet steht auch Norbert Neß, Vorsitzender der CDU Hamminkeln: „Ich traue ihm das auf jeden Fall zu, Laschet hat ja auch schon gezeigt, dass er eine Wahl gewinnen kann.“ Armin Laschet habe gezeigt, dass er ein Teamplayer ist, der keine One-Man-Show brauche. „Laschet kann nicht nur führen, sondern auch zusammenführen. Und wir brauchen jetzt jemanden, der verbündet und nicht spaltet.“ Die schlechten Umfragewerte sieht Neß eher in Zusammenhang mit der Corona-Krise und dem Unmut der Menschen.

Die Landtagsabgeordnete Charlotte Quik aus Brünen hat Armin Laschet während ihrer Zusammenarbeit in Düsseldorf schätzen gelernt. „Ich stehe voll hinter ihm, weil ich genau weiß, wo er seine Stärken hat. Beispielsweise das Talent, Menschen und Meinungen zusammenzuführen.“ Diese wichtige Eigenschaft und seine klaren Vorstellungen würden Laschet auch dazu befähigen, Kanzler zu sein. „Er hört zu, wägt ab, sucht nach Wegen. Und lässt dabei auch andere Meinungen zu.“ (sz/rme/cs/jok)