Kreis Wesel. Gastronomen im Kreis Wesel haben trotz der Ankündigung bisher kein Geld auf dem Konto. Trotz Außer-Haus-Service, ist der Umsatz gering
Birgit Hoffmann ist Gastronomin mit Leib und Seele. Schon als Sechsjährige verkaufte sie ihre erste Fanta im elterlichen Betrieb in Hamminkeln-Dingden. Um so härter trifft sie die Coronapandemie.
Das Restaurant „Zuhause bei Hoffmann“ an der Weberstraße in der Dorfmitte ist geschlossen, aber es gibt einen Außer-Haus-Service. „Am Wochenende gibt es so ein kleines Zubrot“, beschreibt sie die momentan eher trostlose Situation in der Gastronomie. Zum Glück, sagt sie, sei das Unternehmen ein Familienbetrieb. Da packten alle mit an, auch ohne dafür Geld zu sehen. „Einen festangestellten Koch könnte ich mir im Moment gar nicht leiste“, sagt die Hamminkelnerin. Zum Vergleich: In einem normalen Jahr verkauft Birgit Hoffmann allein im November rund 300 Gänsekeulen, nun werden es wohl 60 werden.
Das Geschäft mit dem Saal fehlt, aber einige Geschäftsreisende kommen ins Hotel
Das sei vor allem den Stammgästen geschuldet, die dem Lokal tapfer die Treue halten. Aber der eigentliche Schwerpunkt wie Vermietung und Beköstigung im Saal falle halt komplett weg. Deshalb ist Birgit Hoffmann froh, wenn auch ein wenig verwundert, dass es mit den Übernachtungen für Geschäftsreisende in ihren neun Hotelzimmern noch einigermaßen läuft. Denn Kleinvieh macht gerade in diesen Zeiten auch Mist.
Hofft sie auf eine bessere Zukunft für Zuhause bei Hoffmann, wenn die Novemberhilfen ausgezahlt werden, die vom Staat in Aussicht gestellt worden sind? „Sicher“, sagt Birgit Hoffmann. Nur leider ist das Geld bisher nicht auf dem Konto gelandet: „Ich habe gestern noch mit meinem Steuerberater gesprochen. Die Antragsformulare sind noch gar nicht fertig“, ärgert sie sich. Soviel zum Thema Soforthilfe.
Dankbar für die Unterstützung der Gäste
Call & Drive im Bislicher Landhaus Drögenkamp läuft mehr als gut. 80 bis 90 Gäste holen sich am Tag ihre Mahlzeiten hier, sagt Thomas Geldermann, am Wochenende mehr. „Ich bin dankbar, dass meine Gäste mich unterstützen.“ Das haben sie von Anfang an gemacht und Geldermann hat den Mitnahme-Service durchs Fenster auch nach dem ersten Lockdown durchgehend fortgeführt. „Ich bin überrascht, die Leute kommen teils aus Rees, Büderich, Ginderich...“ Trotzdem sind die Zeiten nicht rosig. Der Getränkeumsatz fehlt und der fest angestellte Koch ist in Kurzarbeit. Und die Novemberhilfe? „ Ist noch nicht da. Ich muss auch erstmal abwarten, wie die Bedingungen sind.“
Abholservice bringt nur ein Achtel der sonstigen Kundschaft
„Es ist zum Heulen – aber wir tun es nicht, sondern wir kochen für unsere Kunden“, erklärt Pit Schneider, der Geschäftsführer des Schermbecker Landhauses Wortelkamp, zur aktuellen Corona-Situation seines Restaurants. „Leider dürfen wir aktuell niemanden in unserem schönen Landhaus begrüßen, aber wir bereiten sehr gerne leckere Speisen zum Abholen zu“, so der Gastronom weiter.
Allerdings sei das natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Das entspricht vielleicht etwa einem Achtel der sonstigen Kundschaft“, erklärt Schneider, der erklärt, dass allein schon für das sorgfältige Verpacken und Beschriften der Speisen viel Zeit investiert werden müsse.
Unter der Woche hat er aktuell so gut wie gar keine Anfragen, am Wochenende immerhin ein paar. „Die Leute dürfen sogar ihre eigenen Töpfe mitbringen, die wir dann befüllen“, ergänzt der Inhaber, der größere Gruppen ab etwa zehn Leuten auch außer Haus beliefert.
Festessen zum Abholen
Die Ungewissheit, was die kommenden Wochen konkret bringen werden, sei für ihn ärgerlich und sehr anstrengend: „Wir haben schon mehrere Anfragen, ob man Weihnachten bei uns im Lokal speisen könne“, berichtet Schneider. Verlässliche Antworten kann er seinen Kunden auf solchen Fragen allerdings zurzeit nicht geben. Er verspricht aber: „Auch Heiligabend kann man sich bei uns sein Festessen nach Bestellung abholen kommen.“