Mecilhoeira Grande/Hünxe.. Die Drevenackerin Karin Semelink lebt und arbeitet als Tierschützerin in Portugal. Die Waldbrände brachten sie und ihre Freunde an ihre Grenzen.

Eine gerettete Katze ist schwer verletzt.
Eine gerettete Katze ist schwer verletzt. © Unbekannt | Unbekannt


Hinter Karin Semelink (56) liegen Tage der Angst, seit am 4. August an Algarve der größte Waldbrand dieses Sommers in Portugal ausbrach. Das ist überstanden – jetzt liegen Wochen der Arbeit vor ihr: Die Drevenackerin, die seit 2002 mit ihrem Mann in Portugal auf der Quinta Eanna 50 bis 60 Hunde, einige Pferde, Schweine, Katzen und Kaninchen betreut – sämtlich gequält und ungewollt – ist knapp der Feuerhölle im Raum Monchique entkommen. Um die 40 Grad



Sommerhitze und das näher rückende Feuer hat das Paar und seine Freunde an die Grenzen gebracht. „Das Feuer war nur knapp 20 Kilometer von uns entfernt“, sagt Karin Semelink. „Wir waren mit den Nerven wirklich unten. Nur der Wind hat entschieden, es nicht zu uns kommen zu lassen. Was soll man sagen? Der liebe Gott war bei uns!“

Mensch und Tier in Not

Knapp mit dem Leben davon gekommen...
Knapp mit dem Leben davon gekommen... © Unbekannt | Unbekannt

Während der Feuertage berichtet sie täglich auf Facebook. Von



Feuerwehrleuten, die nicht löschen, Politikern, die die Lage schönreden. Von ihrer Freundin Sarah, die mit der Familie ihr Haus verlassen muss, gesperrten Straßen, ausgefallenem Mobilfunknetz, Strom- und Wasserausfall. „Wir sind sehr müde, aber können kaum schlafen. Wenn einer aufwacht, geht er an den Computer im Wohnzimmer und guckt wie die Lage ist“, schreibt Semelink am 7. August.

Viele Menschen verlieren ihr Hab und Gut

Sie und ihr Mann Peter Lang helfen, wo sie können. Futter für Stationen, in denen Hunde von Evakuierten abgegeben wurden, deren Häuser verbrannt sind. Kompressen, Wundsalben, Leinen und Halsbänder, Boxen... was auf der Quinta Eanna nicht dringend gebraucht wird, gibt das Paar ab.

Die Feuerwand rückt näher.
Die Feuerwand rückt näher. © Unbekannt | Unbekannt

„Viele Leute werden zwangsweise aus ihren Häusern evakuiert und einige



berichten heute, dass sie ihr Haus hätten retten können, wenn sie nicht evakuiert worden wären!“, berichtet Karin Semelink am 8. August. Andere plündern die evakuierten Häuser. „Es verbrannten 60 Schafe, Ziegen und insgesamt 200 Tiere an einem Ort, der Sicherheit geben sollte und als Evakuierung zur Verfügung stand!“

Viele Menschen in und um Monchique verlieren in den Flammen ihre Häuser. „Wir werden weiter Geld sammeln für die Tiere und alten Menschen in Monchique und haben beschlossen, dass wir ganz gezielt denen unter die Arme greifen, die es wirklich schwer erwischt hat“, schreibt Karin Semelink am 9. August.

Kleiderspenden durften nicht verteilt werden

„Wir warten nun erst mal ab und entscheiden mit Sarah gemeinsam, wann wie und wo welches Geld von Euch hingeht. Sie ist in Monchique eingebunden und kennt dort viele Bürger, aber vor allen Dingen die Doctora‘s, die ebenfalls die Notleidenden kennt.“

Semelink und ihre Freunde von Spikinet wollen helfen. Sie verzweifeln einmal mehr an den portugiesischen Behörden. „In Monchique wurde von ganz vielen Menschen Kleidung abgegeben für alle Menschen, die Hab und Gut verloren haben und darauf wirklich angewiesen sind. Jedoch wird diese Kleidung NICHT verteilt, weil man dafür eine Genehmigung der Regierung benötigt!!!“

Besonders alte Menschen leiden

Es sind harte Tage, und dabei immer die Gefahr vor Augen. Das Feuer ist inzwischen besiegt. „Jetzt fängt die Hilfe erst an, viele Menschen sind ohne Wasser und wir heute dabei um drei Wassertanks, die neun Familien mit Wasser versorgen, zu besorgen“, schreibt Karin Semelink diese Woche an die NRZ.

„Die Menschen haben alles verloren teilweise und brauchen neue Kleidung, Zahnbürsten und sämtliche Einrichtungsgegenstände. Alte Menschen wurden aus den Häusern gezerrt mit dem Ergebnis, dass sie blaue Flecken an den Armen hatten, ihre Tiere zurück lassen mussten und diese dann samt Hab und Gut verbrannten!!!“ Nicht immer hat sich jemand die Zeit genommen, den Hund von der Kette zu lassen... „Alles haben sie verloren, wofür sie ein Leben lang gearbeitet haben. Es ist traurig und jetzt fängt die eigentliche Arbeit erst an.“




Auf facebook ist Semelink unter folgender Adresse vertreten: https://de-de.facebook.com/Portugals.Refugium.No.01/


Über ihr Leben und ihre Arbeit hat Karin Semelink bislang drei autobiografische Romane veröffentlicht: Quinta Eanna Schmerzgrenzen, Quinta Eanna Gib nicht auf und Quinta Eanna Lebenswerte. Mehr Infos zum Projekt und den Büchern.