Rheinberg. Zooleiter Uwe Ringelhan nimmt kein Blatt vor den Mund. „Wir stehen kurz vor der Insolvenz.“ Deswegen bittet er um Spenden.

Was auf der Internetseite des Rheinberger Terrazoos steht, klingt eindeutig. „Seit nun mehr als 20 Jahren gibt es unsere privat geführte gemeinnützige Einrichtung. Noch nie waren wir in so einer schwierigen Lage“, heißt es dort in einem Spendenaufruf, den die zoologische Leitung unter Uwe Ringelhan veröffentlicht hat.

Wie dramatisch die Situation sich tatsächlich darstellt, offenbarte Ringelhan jetzt im RP-Gespräch. „Wir stehen kurz vor der Insolvenz“, betont der Unternehmer, der den Reptilienzoo am Melkweg jetzt seit elf Jahren betreibt.

Die Gründe für die Krise liegen für Ringelhan auf der Hand. „Wir haben die Corona-Zuschüsse beantragt, aber leider nicht bekommen – weder die November-, noch die Dezemberhilfen.“ Dann korrigiert der Unternehmer sich aber und sagt: „Wir haben 10.000 Euro Soforthilfe bekommen von 37.000 Euro. Und man hat uns gesagt, der Rest komme in den nächsten Tagen. Da kam dann aber nichts mehr.“

Antrag für Dezember-Unterstützung erst, wenn die für November ausbezahlt ist

Das Problem: Die Unterstützung für Dezember könne man erst beantragen, wenn die für November ausbezahlt sei. „Wie soll das gehen?“, fragt Uwe Ringelhan. „Unser Steuerberater hat es wieder probiert, weil es dringlich ist. Da fühlen wir uns im Stich gelassen, wenn nichts kommt.“ Auch anderes habe die Arbeit des Zoos massiv beeinträchtigt: „Uns wurde eine Corona-Teststrecke vom DRK vor das Haus gesetzt.“ Die Folge seien lange Staus und eine Umlegung des Verkehrs gewesen. „Da war’s dem normalen Besucher nicht mehr möglich, zu kommen. Die Folge: erhebliche Einbußen. Und dann kam der Lockdown.“

Eine Auflage des Kreis-Veterinäramtes mitten in der Corona-Pandemie habe für zusätzlichen Verdruss gesorgt. Man habe ihm zur Auflage gemacht, ein Salzwasserbecken für Muränen zu erneuern, weil die Tiere ausgewachsen seien, so der Zoo-Chef. Die schlangenartigen Tiere seien gemessen worden, jedoch könne der Terrazoo die Angaben der Veterinäre nicht nachvollziehen. Er komme auf 95 Zentimeter Länge, der Kreis auf zwei Meter, und das sei doch schon ein deutlicher Unterschied. Weil sonst die Schließung drohte, habe er 20.000 Euro Rücklagen investiert, um dieses neue Becken zu bauen. Er sei enttäuscht darüber, „dass uns da keiner entgegengekommen ist.“

Stadt Rheinberg stundete den Erbpachtzins füt 2021

Anders die Stadt Rheinberg, die dem Terrazoo den Erbpachtzins 2021 für das Grundstück am Melkweg gestundet habe. Dafür ist Ringelhan dankbar. Fünf der 13 Mitarbeiter seien in Kurzarbeit. „Aber die Tierpflege muss weiterlaufen, von morgens bis abends“, macht der Betreiber klar. „Wenn wir hier die Heizung abschalten, haben wir zwei Tage später tote Tiere. Wir brauchen 24 Grad, die Pumpen laufen, die Beleuchtung muss bleiben. Und die kranken Tiere und Auffangtiere müssen behandelt werden.“ Auch das Notruftelefon vom Land, dass man freiwillig vor sieben Jahren eingerichtet habe, laufe rund um die Uhr weiter. Nicht zuletzt müsse er gestiegene Heizkosten verkraften. „Da haut alles ganz schön rein“, sagt Uwe Ringelhan.

Ringelhan hat Angst, seine Mitarbeiter zu verlieren. „Wenn sie einmal weg sind, findet man so schnell keinen Ersatz. Außerdem haben wir ja auch Verantwortung, da hängen schließlich Familien dran. Da kann man den Leuten nicht einfach sagen ,du bekommst kein Geld’. Wir sind schließlich ein Team.“ Heiz- und Lohnkosten eingerechnet, gehe es für die Zeit von November bis Januar um 25.000 Euro monatlich. Lange halte er nicht mehr durch, sagt Ringelhan. Er selbst verzichte seit sieben Monaten auf sein Gehalt. Ringelhan hofft inständig, das die Hilfen jetzt bald kommen. „Wir wollten ja nicht schließen, man hat uns geschlossen“, sagt der Geschäftsführer. Der Erhalt seiner Einrichtung dürfe nicht an bürokratischen Hürden scheitern.

Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde sagt zu, den Terrazoo im Rahmen der Möglichkeiten, die die Stadt habe, zu unterstützen: „Wir können allerdings wenig tun. Wir können Gewerbesteuerzahlungen stunden oder die Pacht zurückstellen – mehr leider nicht.“ Müsste der Zoo tatsächlich schließen, wäre das für Rheinberg „ein ausgesprochen großer und schmerzlicher Verlust“, macht Heyde deutlich.